010 - LANZAROTE
10/10/16 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Position 28.44,1N - 013.49,6W. Die »VERA« glücklich gluckernd vor Anker, gleich hinter der Isla del Lobos. Irgendwo zwischen Lanzarote und Fuerteventura. Hinter uns liegen einige aktive Tage in der hochmodernen Marina de Lanzarote in Arrecife… Ein paar Dinge standen an:
- Die »VERA« nach Sandregen mit Frischwasser spülen und Wassertanks auffüllen.
- Bunkern (aka Großeinkauf bei Lidl und Co).
- Benzin für »BOUNCE« besorgen.
- Lokale Chandleries (Schiffsausrüster) durchstöbern, ggf. Ersatzteile erwerben.
- Auto mieten, Insel erkunden, Auto wieder abgeben.
Dies alles haben wir getan, und mehr: Umweht vom Duft der frischen Kötbullar konnten wir bei IKEA (Mitarbeiter überwiegend blond und blauäugig) eine Kaffeekanne, zwei Kopfkissenbezüge und zwei Tuben »Kalles Kaviar« erwerben.
Einer der Eigentümlichkeiten des Lebens unter Segeln ist das gewissermaßen »Nicht Urlauber« sein. Ich (M) will versuchen, das zu erklären. Ein »Urlauber« in einem fremden Land stellt sich nicht zwei Stunden in die lange Schlange beim lokalen Internet Provider und versucht ohne rechte Sprachkenntnisse ein paar »Gigabites« zu erstehen. Er vermeidet auch nicht die Boulevards, Cafés und Restaurants der herausgeputzten »Waterfront«, um viel weiter hinten nach Chandlern, Werkstätten, Mechanikern oder »Hardware Stores« zu stöbern. Er trifft keinen glücklichen, durchgeschwitzten Australier draußen im Gewerbegebiet, mit einem schweren Sack frisch konfektionierter 50mm2 Batteriekabel über der Schulter: »You were right! It was exactly where you told me! On the way up to IKEA, and than somewhere to the right!« Wir hatten ihm am Abend bei einem Drink davon erzählt, wie wir im Jahre 2006 dort oben nach einem Hydraulikshop für unseren verbogenen Anker gesucht und dabei unfreiwillig den IKEA und auf dem Weg dorthin einen gigantisch großen Auto Zubehör Laden gefunden hatten… Aber da ist mehr: Irgendwo in der dritten Reihe in der »Calle El Carenero« stoßen wir gegen Mittag und mit knurrenden Mägen unerwartet auf das Lokal »Charco Vivo«, blaue Markise, kein Namensschild in einem weißen Zweckbau mit Blick auf einen großen Parkplatz. 10 Tische draußen, brechend voll mit Leuten, die hier irgendwo arbeiten und derzeit Mittagspause haben. Mit Glück ergattern wir einen kleinen klapprigen Tisch und die wieselige Kellnerin drängt uns zu je einer »Racion Matrimonio«, einer »Racion Pulpo Plan«, einer großen Flasche »con gas«, zwei kleinen Deserts und zwei »Cortado Largo«, für insgesamt 22€. Die herrlichen Hauptgerichte bestehen aus großzügigen Portionen von gebratenen Fischfilets, gegrilltem Octopus und frittierten Calamares, dazu knackiger Salat und rösche Backkartoffeln. Alles vom allerfeinsten und absolut köstlich. Es gibt sie noch die guten Plätze.
Da wir aktuell nichts dringendes am Boot zu basteln haben, mieten wir ein Auto am »info point« der Marina. Das ist zwar etwas teurer, als die billigsten Internetanbieter, aber nur um wenige Euro, und viel bequemer für uns. Man überreicht uns den Schlüssel für einen schicken Seat Ibiza TSI, »César Manrique« Sondermodell mit einigem Rally Schnickschnack. Mit diesem feinen Gerät bringen wir in zwei Tagen 300km Asphalt und Schotter unter die Räder, die ganz große Rundfahrt zwischen Vulkanen, Wüsten und kleinen Dörfern unter Palmen. Das bringt ein gewisses Gefühl für die Insel zurück, und Erinnerungen an 2006. Hatte ich Euch schon erzählt, das hier der »César Manrique« Personenkult tobt? César Manrique? Das war ein einheimischer Künstler, Bauingenieur und Architekt (1919 - 1992). Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Pepin Ramírez, der damals als Präsident der Inselregierung vorstand, gelang es ihm ab 1968 eine Gestaltsatzung auf Lanzarote durchzusetzen: Keine Werbeplakate nirgends, kein Haus höher als zwei Stockwerke, Flachdächer, weiß getüncht oder aus naturbelassenem Lavagestein, Türen, Fenster Fensterläden blau am Meer, und grün auf dem Land. Ein rigider Bebauungs- und Entwicklungsplan unterband weitgehend ein unkontrolliertes Baugeschehen auf der wohl auch wegen der Ausbrüche des »Timanfaya«, zuletzt im Jahre 1824, touristisch weitgehend unerschlossenen Insel. Gleichzeitig konnte Manrique hier einige eigene Architekturprojekte realisieren, von denen mehrere als Hauptquartier des Bösewichtes in den Sean Connery James Bond Filmen zu sehen waren. An jedem der zahllosen César Manrique Villen, Memorials, Miradoren und Museen kann man sein Auto zwischen 20 Reisebussen parken, 9,-€ pro Person Eintritt bezahlen und dann zwischen 1001 Urlaubern andächtig sein. Nix für uns.
Stattdessen lassen wir »Manrique« rollen: Gen Süden nach »Playa Blanca« und zur »Marina Rubicon« (natürlich). Wieder hinauf,
an der Küste entlang in das idyllische Fischerstädtchen »El Golfo« und durch den beeindruckenden »Parque Nacional de Timanfaya«, in dem es jetzt keine Touristenkamele mehr gibt. Besonders gut gefällt uns die Ortschaft »Haria« im Norden der Insel, für die man Zeit bräuchte, um zu horchen. Wilde, kahle Vulkankegel umschließen ein fruchtbares Tal mit vielen Palmen und weißen Würfelhäusern. Eine Oase, Nordafrika light. Die Caféhauskultur im Herzen der Ortschaft sieht anziehend aus. Leider keine Zeit dafür. In »La Santa« sehen wir stundenlang den Surfern zu, die hier in der Brandung auf die perfekte Welle warten und die weniger perfekten elegant untertauchen. Campervans am Strand und junge Leute, braun und muskelbepackt mit blond gebrannten, langen Haaren. Mann, was sind wir alt.
Ganz in der Nähe, in der kleinen Ortschaft am »Playa de Famara« folge ich einer spontanen Eingebung: Es soll doch gegen Seepocken helfen, wenn man seinen Propeller unter Wasser mit »Sexwax« einreibt? Und hier wimmelt es von Surfshops, mindestens sechs Stück, direkt nebeneinander. Wir drängeln uns durch eine Gruppe »Cool Dudes« in den erstbesten Laden. Da ich mich wegen Befangenheit nicht verständlich machen kann, zeige ich auf eine Packung »Wax«, die auf einem halbfertig präparierten Board liegt. Der Ladeninhaber, braungebrannt, muskulös und blond sieht Britta und mich einen langen Moment lang an. Dann: »YOU??? …wanna buy some Wax???« Die Situation ist so köstlich, das wir uns später kaum halten können vor lachen. Zwar gibt er uns kein »Sexwax«, aber dafür aber ZWEI (»got no change, man…«) Packungen »Far King« für glatte 5,-€. Wollen mal sehen, ob das Zeug auch wirkt…
Zum Schluss ein paar Worte zu »Manrique«: Gerade im Vergleich zum Panda ein perfektes Auto. Durchzugsstark, sparsam, präzise, praktisch und dabei noch hübsch. Der VW Konzern hat hier tolle Arbeit geleistet. Wirklich.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Isla de Lobos / Spanien
1 - »VERA« in der Marina Lanzarote / Arrecife

2 - Fischerboote in Arrecife

3 - Strand bei El Golfo

4 - Lunch in El Golfo

5 - Helden in der Brandung am »Playa de Famara«

6 - »Manrique« im »Parque Nacional de Timanfaya«

7 - Die Route um Lanzarote, von La Graciosa im Norden über Arrecife nach Isla de Lobos

Position 28.44,1N - 013.49,6W. Die »VERA« glücklich gluckernd vor Anker, gleich hinter der Isla del Lobos. Irgendwo zwischen Lanzarote und Fuerteventura. Hinter uns liegen einige aktive Tage in der hochmodernen Marina de Lanzarote in Arrecife… Ein paar Dinge standen an:
- Die »VERA« nach Sandregen mit Frischwasser spülen und Wassertanks auffüllen.
- Bunkern (aka Großeinkauf bei Lidl und Co).
- Benzin für »BOUNCE« besorgen.
- Lokale Chandleries (Schiffsausrüster) durchstöbern, ggf. Ersatzteile erwerben.
- Auto mieten, Insel erkunden, Auto wieder abgeben.
Dies alles haben wir getan, und mehr: Umweht vom Duft der frischen Kötbullar konnten wir bei IKEA (Mitarbeiter überwiegend blond und blauäugig) eine Kaffeekanne, zwei Kopfkissenbezüge und zwei Tuben »Kalles Kaviar« erwerben.
Einer der Eigentümlichkeiten des Lebens unter Segeln ist das gewissermaßen »Nicht Urlauber« sein. Ich (M) will versuchen, das zu erklären. Ein »Urlauber« in einem fremden Land stellt sich nicht zwei Stunden in die lange Schlange beim lokalen Internet Provider und versucht ohne rechte Sprachkenntnisse ein paar »Gigabites« zu erstehen. Er vermeidet auch nicht die Boulevards, Cafés und Restaurants der herausgeputzten »Waterfront«, um viel weiter hinten nach Chandlern, Werkstätten, Mechanikern oder »Hardware Stores« zu stöbern. Er trifft keinen glücklichen, durchgeschwitzten Australier draußen im Gewerbegebiet, mit einem schweren Sack frisch konfektionierter 50mm2 Batteriekabel über der Schulter: »You were right! It was exactly where you told me! On the way up to IKEA, and than somewhere to the right!« Wir hatten ihm am Abend bei einem Drink davon erzählt, wie wir im Jahre 2006 dort oben nach einem Hydraulikshop für unseren verbogenen Anker gesucht und dabei unfreiwillig den IKEA und auf dem Weg dorthin einen gigantisch großen Auto Zubehör Laden gefunden hatten… Aber da ist mehr: Irgendwo in der dritten Reihe in der »Calle El Carenero« stoßen wir gegen Mittag und mit knurrenden Mägen unerwartet auf das Lokal »Charco Vivo«, blaue Markise, kein Namensschild in einem weißen Zweckbau mit Blick auf einen großen Parkplatz. 10 Tische draußen, brechend voll mit Leuten, die hier irgendwo arbeiten und derzeit Mittagspause haben. Mit Glück ergattern wir einen kleinen klapprigen Tisch und die wieselige Kellnerin drängt uns zu je einer »Racion Matrimonio«, einer »Racion Pulpo Plan«, einer großen Flasche »con gas«, zwei kleinen Deserts und zwei »Cortado Largo«, für insgesamt 22€. Die herrlichen Hauptgerichte bestehen aus großzügigen Portionen von gebratenen Fischfilets, gegrilltem Octopus und frittierten Calamares, dazu knackiger Salat und rösche Backkartoffeln. Alles vom allerfeinsten und absolut köstlich. Es gibt sie noch die guten Plätze.
Da wir aktuell nichts dringendes am Boot zu basteln haben, mieten wir ein Auto am »info point« der Marina. Das ist zwar etwas teurer, als die billigsten Internetanbieter, aber nur um wenige Euro, und viel bequemer für uns. Man überreicht uns den Schlüssel für einen schicken Seat Ibiza TSI, »César Manrique« Sondermodell mit einigem Rally Schnickschnack. Mit diesem feinen Gerät bringen wir in zwei Tagen 300km Asphalt und Schotter unter die Räder, die ganz große Rundfahrt zwischen Vulkanen, Wüsten und kleinen Dörfern unter Palmen. Das bringt ein gewisses Gefühl für die Insel zurück, und Erinnerungen an 2006. Hatte ich Euch schon erzählt, das hier der »César Manrique« Personenkult tobt? César Manrique? Das war ein einheimischer Künstler, Bauingenieur und Architekt (1919 - 1992). Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Pepin Ramírez, der damals als Präsident der Inselregierung vorstand, gelang es ihm ab 1968 eine Gestaltsatzung auf Lanzarote durchzusetzen: Keine Werbeplakate nirgends, kein Haus höher als zwei Stockwerke, Flachdächer, weiß getüncht oder aus naturbelassenem Lavagestein, Türen, Fenster Fensterläden blau am Meer, und grün auf dem Land. Ein rigider Bebauungs- und Entwicklungsplan unterband weitgehend ein unkontrolliertes Baugeschehen auf der wohl auch wegen der Ausbrüche des »Timanfaya«, zuletzt im Jahre 1824, touristisch weitgehend unerschlossenen Insel. Gleichzeitig konnte Manrique hier einige eigene Architekturprojekte realisieren, von denen mehrere als Hauptquartier des Bösewichtes in den Sean Connery James Bond Filmen zu sehen waren. An jedem der zahllosen César Manrique Villen, Memorials, Miradoren und Museen kann man sein Auto zwischen 20 Reisebussen parken, 9,-€ pro Person Eintritt bezahlen und dann zwischen 1001 Urlaubern andächtig sein. Nix für uns.
Stattdessen lassen wir »Manrique« rollen: Gen Süden nach »Playa Blanca« und zur »Marina Rubicon« (natürlich). Wieder hinauf,
an der Küste entlang in das idyllische Fischerstädtchen »El Golfo« und durch den beeindruckenden »Parque Nacional de Timanfaya«, in dem es jetzt keine Touristenkamele mehr gibt. Besonders gut gefällt uns die Ortschaft »Haria« im Norden der Insel, für die man Zeit bräuchte, um zu horchen. Wilde, kahle Vulkankegel umschließen ein fruchtbares Tal mit vielen Palmen und weißen Würfelhäusern. Eine Oase, Nordafrika light. Die Caféhauskultur im Herzen der Ortschaft sieht anziehend aus. Leider keine Zeit dafür. In »La Santa« sehen wir stundenlang den Surfern zu, die hier in der Brandung auf die perfekte Welle warten und die weniger perfekten elegant untertauchen. Campervans am Strand und junge Leute, braun und muskelbepackt mit blond gebrannten, langen Haaren. Mann, was sind wir alt.
Ganz in der Nähe, in der kleinen Ortschaft am »Playa de Famara« folge ich einer spontanen Eingebung: Es soll doch gegen Seepocken helfen, wenn man seinen Propeller unter Wasser mit »Sexwax« einreibt? Und hier wimmelt es von Surfshops, mindestens sechs Stück, direkt nebeneinander. Wir drängeln uns durch eine Gruppe »Cool Dudes« in den erstbesten Laden. Da ich mich wegen Befangenheit nicht verständlich machen kann, zeige ich auf eine Packung »Wax«, die auf einem halbfertig präparierten Board liegt. Der Ladeninhaber, braungebrannt, muskulös und blond sieht Britta und mich einen langen Moment lang an. Dann: »YOU??? …wanna buy some Wax???« Die Situation ist so köstlich, das wir uns später kaum halten können vor lachen. Zwar gibt er uns kein »Sexwax«, aber dafür aber ZWEI (»got no change, man…«) Packungen »Far King« für glatte 5,-€. Wollen mal sehen, ob das Zeug auch wirkt…
Zum Schluss ein paar Worte zu »Manrique«: Gerade im Vergleich zum Panda ein perfektes Auto. Durchzugsstark, sparsam, präzise, praktisch und dabei noch hübsch. Der VW Konzern hat hier tolle Arbeit geleistet. Wirklich.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Isla de Lobos / Spanien
1 - »VERA« in der Marina Lanzarote / Arrecife

2 - Fischerboote in Arrecife

3 - Strand bei El Golfo

4 - Lunch in El Golfo

5 - Helden in der Brandung am »Playa de Famara«

6 - »Manrique« im »Parque Nacional de Timanfaya«

7 - Die Route um Lanzarote, von La Graciosa im Norden über Arrecife nach Isla de Lobos
