September 2017
024 - BRASILIEN / ILHA GRANDE
14/09/17 00:00 Brasil
Hallo Ihr Lieben!
Wie beschrieben hatten wir uns entschlossen, ein wenig im tropischen Brasiliens zu tarieren, ein wenig Erholung suchen, vom zurückliegenden Törn von Cabo Verde über den Äquator hierher, ein paar Kleinigkeiten an Bord reparieren. Stress mit der Bürokratie, oder der Kriminalität in den größeren Städten wollen wir vermeiden. So zog es uns in das Traumrevier Brasiliens, in die großen Bucht der tausend Inseln zwischen São Paulo und Rio de Janeiro, nach Ilha Grande. Und für diese Entscheidung werden wir nun belohnt. Brasilien im besten Licht. Das dies nicht das ganze, das echte Brasilien ist, sondern nur eine, wenn auch traumhaft schöne, Kulisse in den unter Naturschutz stehenden Resten des ehemals mächtigen atlantischen Regenwaldes ist uns klar. Ilha Grande lässt sich mit der Gegend um Oberammergau vergleichen. Landschaftlich und klimatisch gibt es Parallelen, gerade jetzt, im Südwinter. Bergseen, Bergpanorama, dichter Wald, kühle, klare Luft, der Morgentau pitschnass. Sonnige, nicht zu warme Tage. Des Nachts die gute Daunendecke. Die zahllosen, herrlichen Ankerplätze gehören unter der Woche uns allein. Nur am Wochenende gesellen sich ein paar brasilianische Boote dazu. Im Sommer, in der Ferienzeit, soll hier die Hölle los sein…
Das Einklarieren in der Kleinstadt Angra dos Reis am Festland gestaltet sich entspannt. Klaus, Ende 70, Leiter des hiesigen TO Stützpunktes und seit 40 Jahren Wahlbrasilianer, fährt uns durch die Stadt und hilft uns rührend bei den diversen Behördengängen, beim Geld abheben am Automaten, und beim bunkern, i.e. dem anstehenden Großeinkauf. Später, beim Kaffee auf der Veranda seiner ein wenig aus der Zeit gefallenen »Pousada (Portugiesisch für Pension) do Alemão« stellt sich heraus, das Klaus voll großartiger Geschichten steckt, die es wert wären, in einer gut bebilderten Biographie gewürdigt zu werden. Die frühen achziger Jahre, der Regenwald am Amazonas: Klaus organisiert jahrelang die Südamerikaversion der »Camel Trophy«, ein Mammutprojekt der Zigarettenindustrie, mit 20 harten Geländewagen, dutzenden Begleitfahrzeugen und 40 stählernen Helden aus aller Herren Länder. Unberührter Urwald, ein mächtiger, gewundener Fluss, labyrinthische Mangroven, tiefer, tödlicher Schlamm, Flöße, Behelfsbrücken, Piranhas, Anacondas, Blutegel und schwellende Muskeln… Noch heute besitzt Klaus neben einem geländegängigen Vorkriegslastwagen einige original erhaltene, klassische JEEP Geländewagen, mit denen er ganz Südamerika bereist hat, als die Welt noch wild war. Das war vor seiner Zeit als Segler. Draussen, an einer Mooring vor der Pousada liegt sein klassischer 20m Schoner aus Holz, mit dem er lange Zeit in der Gegend um Ilha Grande Charter gefahren ist. Noch ist das Schiff in gutem Zustand, so wie die Autos, aber Klaus wird nicht jünger. Die Geschäfte gehen schlecht, sagt er. Die Wirtschaftskrise. Die ständig zunehmende Kriminalität, die brasilianische Ehefrau, die es vorzieht in der komfortablen Wohnung in Rio zu bleiben… Wir können nicht helfen, leider. Anker auf.
Wir treffen auf die CHULUGI, mit der wir schon seit geraumer Zeit per e-mail in Kontakt standen. Die elegant schwarz lackierte, stählerne Koopmans Sloop kennen wir von unserer ersten langen Reise. Voreigner Marlene und Tejo halfen uns im Jahr 2007 beim »Linehandling« durch den Panama Kanal. Nun gehört sie Joanna und Marcel, die seit vier Jahren an Bord leben und schon viel Erfahrung in Südamerika gesammelt haben (http://www.chulugi.de/). Das kommt uns nun zugute. In kurzer Zeit lernen wir eine Auswahl der schönsten Buchten, Wanderungen, Bars und einige einheimische Segler kennen, die auch nicht mit ihrem Wissen und guten Ratschlägen geizen.
Vila do Abraão, Hauptort und Hafen auf Ilha Grande: Ein Haufen kleiner Holzhäuser entlang des langen Kokospalmen Strandes, meist in hübschen Pastellfarben gestrichen. Viele Pousadas, Pensionen für Sommergäste. Cafés, Restaurants, so gerade zwei Minimärkte. Ein herrlicher Ort zum Urlaub machen. Das war nicht immer so. Ilha Grande: Jahrhundertelang Umschlagplatz und Quarantänestation für den Sklavenhandel, Leprakolonie, Gefangenenlager. Joanna und Marcel überreden uns zu einer längeren Wanderung quer durch den Urwald nach Dois Rios auf die offene Atlantikseite. Dort befinden sich die Ruinen des ehemaligen, erst 1994 geschlossenen Hochsicherheitsgefängnisses (heute Museum: https://museucarcereuerj.blogspot.com/ ), und ein hübsches Dorf am Strand, wo seinerzeit die Angestellten des Gefängnisses und ihre Angehörigen untergebracht waren. Steil steigt der Pfad bergan, über Stock und Stein. Der Wald birst vor Leben und Lauten. Brüllende Brüllaffen, exotische Vögel in allen Größen und Farben, bekannte und unbekannte Früchte an beinahe jedem Baum. Der Artenreichtum ist atemberaubend. Überall fließt Wasser, quicklebendig, klar und erdig, in murmelnden Bachläufen zwischen ungestüm aufgestapelten Granitfelsen. Der Garten Eden. Charles Darwin (»The Voyage of the BEAGLE« 1831 - 1836) schreibt: »The day has past delightfully. Delight itself, however, is a weak term to express the feelings of a naturalist who, for the first time, has wandered by himself in a Brasilian forest.« Am Abend und zurück an Bord der VERA sind die Füsse wund, die Beine zerstochen und die Batterien alle. Wir braten uns zwei große Steaks und fallen in die Koje. Ein guter Tag.
Enseada (Portugiesisch für Bucht) de Sítio Forte, Joanna und Marcel’s Lieblingsbucht, auf der Nordwestseite der Ilha Grande. CHULUGI und VERA ankern beieinander, kaum einen Steinwurf entfernt von »Bacana‘s Floating Bar«, DEM Geheimtipp für Feinschmecker in der Gegend. »Bacana« ist der passende Spitzname des Besitzers, portugiesisch für toll, fetzig, cool, oder dufte… Bacana, klein und quirlig, sieht aus wie ein gut gelaunter Indio. Vielleicht ist er es auch, obwohl die Portugiesen in dieser Gegend alle Indios umgebracht haben, vor langer Zeit. Mit seiner hübschen und munteren Frau wirbelt er an den Wochenenden zwischen Küche, Tischen und Booten auf dem Ankerplatz und liefert eiskalte Biere, köstliche Longdrinks und fisch- und muschellastige Delikatessen von Weltformat vom Grill. Man kann auf der Terrasse essen, oder an Bord. Bacana liefert mit dem Langboot. Er kommt auch mehrmals, zum abräumen, oder falls jemand zusätzliche Servietten will… Sítio Forte, das Paradies auf Erden. Reizende braune Tölpel und riesige, gabelschwänzige Fregattvögel fischen hier mit großem Erfolg. Gerade die Fregatten erinnern an die Flugsaurier aus Arthur Conan Doyles »Lost World«. Beeindruckend, wie sie sich in einiger Höhe zusammenfalten, wie ein Torpedo ins Wasser donnern, und kurz darauf auftauchen, meist mit der zappelnden Beute im Schnabel. Beinahe täglich bekommt man Besuch von Delphinen oder Meeresschildkröten. Am Strand kann man aus einer Quelle köstliches, klares Wasser auffangen, direkt aus dem Berg. Der damit bei Tagesanbruch aufgegossene Earl Grey schmeckt einzigartig zum morgendlichen, großen Konzert der Brüllaffen. Des Nachts spiegeln sich Mond und Sterne auf dem spiegelglatten Wasser. Kein Wunder, das wir uns schon bald recht heimisch fühlen. Joanna und Marcel spielen nicht grundlos mit dem Gedanken, in der Gegend zu bleiben, und ein hübsches Haus am Wasser zu erwerben…
Lebensentwürfe bespricht man am besten am Strand, beim langen Spaziergang. Hier hat die Ilha Grande kaum überbietbares zu bieten: Man ankere gut geschützt, auf spiegelglattem Wasser und perfekt haltendem Grund vor dem Praia (Portugiesisch für Strand) dos Mangues. Ein Trampelpfad durch den dichten Busch führt zum langen Praia Lopez Mendes auf der Atlantikseite, der manchem Connaisseur als schönster Strand Brasiliens gilt. Wir wissen es nicht, aber viel spektakuläreres kann es unserer Erfahrung nach nicht geben. Vielleicht haben wir auch nur Glück. Das Wetter ist kalt und windig heute. Wir gehen früh los. Kein Mensch weit und breit, nur ein freundlicher schwarzer Hund, der uns lange begleitet, und ein Paar reizende, eichhorngroße Marmoset Äffchen in den Bäumen. Der Sand ist feiner, als alles bisher gespürte, er quietscht unter den Schritten, wie trockener Neuschnee. Es herrscht tiefe Ebbe, was dem Strand mehr Würde verleiht. Der Blick reicht weit, hinaus, in den offenen Atlantik. Erst auf dem Rückweg begegnen wir ein paar Touristen, die mit Ausflugbooten von Angra dos Reis, oder Abraão in Mangues abgesetzt wurden. Ein Vorteil für uns: Die (auch nicht ganz verkehrte) örtliche »Floating Bar« mit Blick auf die VERA ist ab Mittag in Betrieb. Wir ordern zwei eiskalte »Bohemia« und eine kleine Grillplatte. Gut. In den nächsten Wochen werden wir in Ruhe am Boot arbeiten. Die VERA soll in Bestform sein, wenn in ein paar Wochen der Frühling kommt, und unser endgültiger Aufbruch in den windigen und kalten Süden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Sítio Forte / Ilha Grande / Brasilien
1 - Topographische Karte von Ilha Grande.

2 - Die Bucht von Ilha Grande lässt sich mit der Gegend um Oberammergau vergleichen.

3 - Bergseen, Bergpanorama, dichter Wald, kühle, klare Luft. Sonnige, nicht zu warme Tage.

4 - Typische Pousada (Pension) bei Vila do Abraão / Ilha Grande.

5 - Minimarkt in Vila do Abraão / Ilha Grande.

6 - B im Busch.

7 - Bachlauf im Regenwald.

8 - Sítio Forte, einer unserer Lieblingsplätze. Links im Bild »Bacana‘s Floating Bar«.

9 - Fregattvögel in der Thermik.

10 - Mangues im Winter.

11 - Praia Lopez Mendes, der vielleicht schönste Strand Brasiliens.

12 - Zwei eiskalte »Bohemia« mit Blick auf die VERA.

Wie beschrieben hatten wir uns entschlossen, ein wenig im tropischen Brasiliens zu tarieren, ein wenig Erholung suchen, vom zurückliegenden Törn von Cabo Verde über den Äquator hierher, ein paar Kleinigkeiten an Bord reparieren. Stress mit der Bürokratie, oder der Kriminalität in den größeren Städten wollen wir vermeiden. So zog es uns in das Traumrevier Brasiliens, in die großen Bucht der tausend Inseln zwischen São Paulo und Rio de Janeiro, nach Ilha Grande. Und für diese Entscheidung werden wir nun belohnt. Brasilien im besten Licht. Das dies nicht das ganze, das echte Brasilien ist, sondern nur eine, wenn auch traumhaft schöne, Kulisse in den unter Naturschutz stehenden Resten des ehemals mächtigen atlantischen Regenwaldes ist uns klar. Ilha Grande lässt sich mit der Gegend um Oberammergau vergleichen. Landschaftlich und klimatisch gibt es Parallelen, gerade jetzt, im Südwinter. Bergseen, Bergpanorama, dichter Wald, kühle, klare Luft, der Morgentau pitschnass. Sonnige, nicht zu warme Tage. Des Nachts die gute Daunendecke. Die zahllosen, herrlichen Ankerplätze gehören unter der Woche uns allein. Nur am Wochenende gesellen sich ein paar brasilianische Boote dazu. Im Sommer, in der Ferienzeit, soll hier die Hölle los sein…
Das Einklarieren in der Kleinstadt Angra dos Reis am Festland gestaltet sich entspannt. Klaus, Ende 70, Leiter des hiesigen TO Stützpunktes und seit 40 Jahren Wahlbrasilianer, fährt uns durch die Stadt und hilft uns rührend bei den diversen Behördengängen, beim Geld abheben am Automaten, und beim bunkern, i.e. dem anstehenden Großeinkauf. Später, beim Kaffee auf der Veranda seiner ein wenig aus der Zeit gefallenen »Pousada (Portugiesisch für Pension) do Alemão« stellt sich heraus, das Klaus voll großartiger Geschichten steckt, die es wert wären, in einer gut bebilderten Biographie gewürdigt zu werden. Die frühen achziger Jahre, der Regenwald am Amazonas: Klaus organisiert jahrelang die Südamerikaversion der »Camel Trophy«, ein Mammutprojekt der Zigarettenindustrie, mit 20 harten Geländewagen, dutzenden Begleitfahrzeugen und 40 stählernen Helden aus aller Herren Länder. Unberührter Urwald, ein mächtiger, gewundener Fluss, labyrinthische Mangroven, tiefer, tödlicher Schlamm, Flöße, Behelfsbrücken, Piranhas, Anacondas, Blutegel und schwellende Muskeln… Noch heute besitzt Klaus neben einem geländegängigen Vorkriegslastwagen einige original erhaltene, klassische JEEP Geländewagen, mit denen er ganz Südamerika bereist hat, als die Welt noch wild war. Das war vor seiner Zeit als Segler. Draussen, an einer Mooring vor der Pousada liegt sein klassischer 20m Schoner aus Holz, mit dem er lange Zeit in der Gegend um Ilha Grande Charter gefahren ist. Noch ist das Schiff in gutem Zustand, so wie die Autos, aber Klaus wird nicht jünger. Die Geschäfte gehen schlecht, sagt er. Die Wirtschaftskrise. Die ständig zunehmende Kriminalität, die brasilianische Ehefrau, die es vorzieht in der komfortablen Wohnung in Rio zu bleiben… Wir können nicht helfen, leider. Anker auf.
Wir treffen auf die CHULUGI, mit der wir schon seit geraumer Zeit per e-mail in Kontakt standen. Die elegant schwarz lackierte, stählerne Koopmans Sloop kennen wir von unserer ersten langen Reise. Voreigner Marlene und Tejo halfen uns im Jahr 2007 beim »Linehandling« durch den Panama Kanal. Nun gehört sie Joanna und Marcel, die seit vier Jahren an Bord leben und schon viel Erfahrung in Südamerika gesammelt haben (http://www.chulugi.de/). Das kommt uns nun zugute. In kurzer Zeit lernen wir eine Auswahl der schönsten Buchten, Wanderungen, Bars und einige einheimische Segler kennen, die auch nicht mit ihrem Wissen und guten Ratschlägen geizen.
Vila do Abraão, Hauptort und Hafen auf Ilha Grande: Ein Haufen kleiner Holzhäuser entlang des langen Kokospalmen Strandes, meist in hübschen Pastellfarben gestrichen. Viele Pousadas, Pensionen für Sommergäste. Cafés, Restaurants, so gerade zwei Minimärkte. Ein herrlicher Ort zum Urlaub machen. Das war nicht immer so. Ilha Grande: Jahrhundertelang Umschlagplatz und Quarantänestation für den Sklavenhandel, Leprakolonie, Gefangenenlager. Joanna und Marcel überreden uns zu einer längeren Wanderung quer durch den Urwald nach Dois Rios auf die offene Atlantikseite. Dort befinden sich die Ruinen des ehemaligen, erst 1994 geschlossenen Hochsicherheitsgefängnisses (heute Museum: https://museucarcereuerj.blogspot.com/ ), und ein hübsches Dorf am Strand, wo seinerzeit die Angestellten des Gefängnisses und ihre Angehörigen untergebracht waren. Steil steigt der Pfad bergan, über Stock und Stein. Der Wald birst vor Leben und Lauten. Brüllende Brüllaffen, exotische Vögel in allen Größen und Farben, bekannte und unbekannte Früchte an beinahe jedem Baum. Der Artenreichtum ist atemberaubend. Überall fließt Wasser, quicklebendig, klar und erdig, in murmelnden Bachläufen zwischen ungestüm aufgestapelten Granitfelsen. Der Garten Eden. Charles Darwin (»The Voyage of the BEAGLE« 1831 - 1836) schreibt: »The day has past delightfully. Delight itself, however, is a weak term to express the feelings of a naturalist who, for the first time, has wandered by himself in a Brasilian forest.« Am Abend und zurück an Bord der VERA sind die Füsse wund, die Beine zerstochen und die Batterien alle. Wir braten uns zwei große Steaks und fallen in die Koje. Ein guter Tag.
Enseada (Portugiesisch für Bucht) de Sítio Forte, Joanna und Marcel’s Lieblingsbucht, auf der Nordwestseite der Ilha Grande. CHULUGI und VERA ankern beieinander, kaum einen Steinwurf entfernt von »Bacana‘s Floating Bar«, DEM Geheimtipp für Feinschmecker in der Gegend. »Bacana« ist der passende Spitzname des Besitzers, portugiesisch für toll, fetzig, cool, oder dufte… Bacana, klein und quirlig, sieht aus wie ein gut gelaunter Indio. Vielleicht ist er es auch, obwohl die Portugiesen in dieser Gegend alle Indios umgebracht haben, vor langer Zeit. Mit seiner hübschen und munteren Frau wirbelt er an den Wochenenden zwischen Küche, Tischen und Booten auf dem Ankerplatz und liefert eiskalte Biere, köstliche Longdrinks und fisch- und muschellastige Delikatessen von Weltformat vom Grill. Man kann auf der Terrasse essen, oder an Bord. Bacana liefert mit dem Langboot. Er kommt auch mehrmals, zum abräumen, oder falls jemand zusätzliche Servietten will… Sítio Forte, das Paradies auf Erden. Reizende braune Tölpel und riesige, gabelschwänzige Fregattvögel fischen hier mit großem Erfolg. Gerade die Fregatten erinnern an die Flugsaurier aus Arthur Conan Doyles »Lost World«. Beeindruckend, wie sie sich in einiger Höhe zusammenfalten, wie ein Torpedo ins Wasser donnern, und kurz darauf auftauchen, meist mit der zappelnden Beute im Schnabel. Beinahe täglich bekommt man Besuch von Delphinen oder Meeresschildkröten. Am Strand kann man aus einer Quelle köstliches, klares Wasser auffangen, direkt aus dem Berg. Der damit bei Tagesanbruch aufgegossene Earl Grey schmeckt einzigartig zum morgendlichen, großen Konzert der Brüllaffen. Des Nachts spiegeln sich Mond und Sterne auf dem spiegelglatten Wasser. Kein Wunder, das wir uns schon bald recht heimisch fühlen. Joanna und Marcel spielen nicht grundlos mit dem Gedanken, in der Gegend zu bleiben, und ein hübsches Haus am Wasser zu erwerben…
Lebensentwürfe bespricht man am besten am Strand, beim langen Spaziergang. Hier hat die Ilha Grande kaum überbietbares zu bieten: Man ankere gut geschützt, auf spiegelglattem Wasser und perfekt haltendem Grund vor dem Praia (Portugiesisch für Strand) dos Mangues. Ein Trampelpfad durch den dichten Busch führt zum langen Praia Lopez Mendes auf der Atlantikseite, der manchem Connaisseur als schönster Strand Brasiliens gilt. Wir wissen es nicht, aber viel spektakuläreres kann es unserer Erfahrung nach nicht geben. Vielleicht haben wir auch nur Glück. Das Wetter ist kalt und windig heute. Wir gehen früh los. Kein Mensch weit und breit, nur ein freundlicher schwarzer Hund, der uns lange begleitet, und ein Paar reizende, eichhorngroße Marmoset Äffchen in den Bäumen. Der Sand ist feiner, als alles bisher gespürte, er quietscht unter den Schritten, wie trockener Neuschnee. Es herrscht tiefe Ebbe, was dem Strand mehr Würde verleiht. Der Blick reicht weit, hinaus, in den offenen Atlantik. Erst auf dem Rückweg begegnen wir ein paar Touristen, die mit Ausflugbooten von Angra dos Reis, oder Abraão in Mangues abgesetzt wurden. Ein Vorteil für uns: Die (auch nicht ganz verkehrte) örtliche »Floating Bar« mit Blick auf die VERA ist ab Mittag in Betrieb. Wir ordern zwei eiskalte »Bohemia« und eine kleine Grillplatte. Gut. In den nächsten Wochen werden wir in Ruhe am Boot arbeiten. Die VERA soll in Bestform sein, wenn in ein paar Wochen der Frühling kommt, und unser endgültiger Aufbruch in den windigen und kalten Süden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Sítio Forte / Ilha Grande / Brasilien
1 - Topographische Karte von Ilha Grande.

2 - Die Bucht von Ilha Grande lässt sich mit der Gegend um Oberammergau vergleichen.

3 - Bergseen, Bergpanorama, dichter Wald, kühle, klare Luft. Sonnige, nicht zu warme Tage.

4 - Typische Pousada (Pension) bei Vila do Abraão / Ilha Grande.

5 - Minimarkt in Vila do Abraão / Ilha Grande.

6 - B im Busch.

7 - Bachlauf im Regenwald.

8 - Sítio Forte, einer unserer Lieblingsplätze. Links im Bild »Bacana‘s Floating Bar«.

9 - Fregattvögel in der Thermik.

10 - Mangues im Winter.

11 - Praia Lopez Mendes, der vielleicht schönste Strand Brasiliens.

12 - Zwei eiskalte »Bohemia« mit Blick auf die VERA.
