Canary Islands
021 - EL HIERRO
14/07/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Wir sind seeklar. Die Vorratsschapps sind gut gefüllt. Das Unterwasserschiff und der Propeller sind sorgfältig saubergekratzt. Das Iridium Telefon läuft und das iPad kennt jetzt ganz Südamerika. Fazit nach vielen Tagen heftigster Recherche und Installationsarbeit: Die Industrie will uns zu strunzdummen, willfärigen »usern« erziehen, die gut und regelmäßig zahlen, und ihre Seele irgendwo in der »Cloud« abspeichern… Aber immerhin: Mac OS 10.9.5 spricht jetzt mit dem uralten Sailor SC4000 Satellitentelefon. Das ist gut. Nicht so gut: Mac OS 10.6.2. auf unsrem alten Ersatzgerät will das leider nicht. Aus Gründen der Redundanz erwerben wir deshalb in Valle Gran Rey noch spontan einen günstigen »ASUS Windows 10« Laptop. Dieser zieht sich innerhalb weniger Minuten nach dem Einschalten den Rest unserer teuren, sorgfältig aufgesparten Gigabytes rein. Das Miststück. Die Iridium Installation hierfür muss also zunächst noch warten.
Eines Morgens ziehen wir schweren Herzens den schweren Bügelanker der VERA aus dem schwarzen Sand vor dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey. La Gomera war gut zu uns. Bekömmliches Klima, ein friedlicher Ankerplatz, und sehr nette Cafés an Land, mit freundlichen Menschen, die die Ruhe weg haben. Sogar einen feinen, neuen Begriff haben wir hier gelernt: »Aggro-Buddhismus«. Wir kommen wieder, irgendwann. Hoffentlich.
Platt vor dem Wind rollt die VERA 50 Seemeilen gen EL Hierro, dem diesmal wirklich allerletzten Zipfel Europas. Vor 15 Jahren ankerten wir in »Puerto Estaca« an der Nordostküste. Das ist heutzutage leider verboten, und andere sinnvolle Ankerplätze gibt es nirgendwo auf El Hierro. Daher haben wir in der kleine Marina von »La Restinga« ganz im Süden der Insel einen Liegeplatz gebucht. Gegen Abend passieren wir bei Nordostwind Stärke 7, heulenden Böen und hoher Dünung die enge Hafeneinfahrt. Das Hafenbecken ist verdammt eng. Der einzige freie Liegeplatz für größere Boote liegt am Ende einer engen »Boxengasse«, die genau quer zum jaulenden Wind liegt. Obwohl wir viel Zeit und Sorgfalt in die Manöverplanung stecken, geht es beinahe schief. Nur durch ein Wunder und den selbstlosen Einsatz eines bärenstarken Franzosen bekommen wir das Schiff ohne Schäden vertäut. Das geht an die Nerven, aber die »Dos jarras« danach in einer einfachen Bar auf der nahen Uferpromenade schmecken dann doch. Schwamm drüber.
In »La Restinga« geht es, abgesehen vom vielen Wind, überaus beschaulich zu. Vor einigen Jahren brach nur wenige Kilometer entfernt unter Wasser der Vulkan »Eldiscreto« aus, der sich allerdings, zum Glück für die Einheimischen, bald wieder schlafen legte. Schön ist der Ort nicht. Die meisten Bauten hier sind jüngeren Datums und von zweifelhafter Qualität. Eine Grausamkeit der sehenswerten Art findet sich am Ortsausgang. Ein gelb-oranger Appartementblock, der überaus deutlich macht, was man mit Gebautem anzurichten vermag. Ich (M) will das Teil mal »Bonjour Tristesse« taufen. Hier sieht man exemplarisch, wie lohnend es wäre, Architektur als Kultur zu begreifen, gleich in der Schule zu lehren, ihr etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie z.B. der Musik, dem Fußball, oder dem Essen. Aber ich schweife ab.
Alles in allem, ist »La Restinga« nett. Obwohl die Sommersaison für spanische Touristen begonnen hat, sind in den wenigen Bars und Restaurants immer Plätze frei. Tauchschulen gibt es einige. Jeden Tag fahren zahlreiche große Schlauchboote voll beladen mit gut gerüsteten Helden aus dem Hafen. Dort draußen soll es große Rochen und Wolken von Hammerhaien geben, bei klarem Wasser. Wir passen trotzdem. Zu teuer, zu viel zu tun. Mit dem Bus, chauffiert von einer charakterstarken Fahrerin, fahren wir nach »Valverde«, den Hauptort der Insel, und mieten gleich beim Busunternehmen einen schwarzen Polo. 150.000km hat er runter, also fast wie neu, bis auf das durchgewetzte Lenkrad. Mit diesem Qualitätsprodukt erkunden wir drei Tage die ganze Insel. Natürlich schauen wir mal hinab nach »Puerto Estaca«. Der kleine Hafen ist nicht wiederzukennen. Dort wo damals ein paar Fischerhütten und eine hübsche Villa im Schutz einer einfachen Steinmole standen, erhebt sich nun ein monströses Fährterminal hinter einer mächtigen Betonwand. EU-Geld. Sogar eine leere, neue Marina gibt es, mit richtigen Schwimmstegen hinter rostigem Stacheldrahtzaun. Kein Café, kein Restaurant, keine Bar. Niemand hier. Nur Asphalt und Beton. Bloß weg. Lieber ein wenig mehr herumfahren auf dieser wilden und leeren Insel. Köstlich frühstücken im ehrwürdigen »El Mentidero« in »El Pinar«, über Stock und Stein laufen, durch den unerwartet dichten und feuchtkalten Regenwald. Einen aller allerletzten, spektakulären Blick zurück werfen, über die Wolken und die Insel La Gomera hinweg, auf den königlichen »Pico del Teide« auf Teneriffa. An der Nordküste steigen wir nach »Pozo de las Calcosas« ab, ein wildromantisches, kaum bewohntes Fischerdorf mit strohgedeckten Hütten. Am »Mirador de la Peña« essen wir zum Abend und genießen den unglaublichen Blick hinab nach »El Golfo«, in die Flanke des Vulkans und hinaus aufs Meer. Das gut gebaute Restaurant aus schwarzem Lavastein, Beton und Glas nach Plänen von César Manrique (natürlich) wäre die ideale Villa für den distinguierten Bösewicht in einem 70er Jahre James Bond Film gewesen, aber zum Essen taugt es auch. Sonst noch etwas? Das Inselparlament hat sich den nachhaltigen Ökotourismus auf die Fahnen geschrieben. Das tut der Insel gut, führt allerdings auch zu gewissen Verzerrungen. Nachzulesen hier: https://lapalma1.net/2016/01/09/el-hierro-regenerative-energie-bilanz/
Wir wollen los. Vor uns liegen zwei lange Törns nach Süden. Ein erstes Ziel sollen die Kapverdischen Inseln sein, knapp 800 Seemeilen südlich von El Hierro gelegen. Dort möchten wir einen kurzen Zwischenstop einlegen, vor dem geplanten Schlag durch die kapriziösen »Doldrums« nach Brasilien. Eine gewisse Nervosität kann ich (M) nicht verhehlen. Da kann auch einiges schief gehen. Mit etwas Pech. Die tagelange, fruchtlose Iridium Installiererei unter Windows 10, hier an diesem an sich ganz passablem Platz, zerrt auch an meinem Gemüt. »All I ask is a comfortable home« ist eines meiner Lieblingszitate. Dort draußen liegt aber eine eher unsichere Zukunft und eine ungewohnte Umgebung, auf die kein Verlass ist. Da benötigt man einen stabilen Charakter, so einen, der die Ruhe und die Sicherheit ganz in sich selbst findet. Den habe ich (M) aber leider nicht. Sind wir gut genug vorbereitet? Wahrscheinlich ja. Das muss reichen. Wir melden uns wieder. Hoffentlich.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / La Restinga / El Hierro / Spanien
1 - B beim Gemüseeinkauf im Valle Gran Rey, La Gomera

2 - VERA im kleinen Hafen von La Restinga, El Hierro. Hoffentlich kriegen wir sie da heil wieder hinaus…

3 - Eine erste Wanderung erinnert ein wenig an Galapagos.

4 - Ein »Blowhole« unweit von La Restinga, El Hierro.

5 - »Bonjour Tristesse« - La Restinga, El Hierro

6 - »Bonjour Tristesse« - La Restinga, El Hierro

7 - »Pozo de las Calcosas«, ein verlassenes Fischerdorf auf El Hierro

8 - Ein aller allerletzter Blick zurück, über die Wälder El Hierros und die Insel La Gomera hinweg auf den Pico del Teide auf Teneriffa, über 150km entfernt.

9 - Und nun? Hinaus.

Wir sind seeklar. Die Vorratsschapps sind gut gefüllt. Das Unterwasserschiff und der Propeller sind sorgfältig saubergekratzt. Das Iridium Telefon läuft und das iPad kennt jetzt ganz Südamerika. Fazit nach vielen Tagen heftigster Recherche und Installationsarbeit: Die Industrie will uns zu strunzdummen, willfärigen »usern« erziehen, die gut und regelmäßig zahlen, und ihre Seele irgendwo in der »Cloud« abspeichern… Aber immerhin: Mac OS 10.9.5 spricht jetzt mit dem uralten Sailor SC4000 Satellitentelefon. Das ist gut. Nicht so gut: Mac OS 10.6.2. auf unsrem alten Ersatzgerät will das leider nicht. Aus Gründen der Redundanz erwerben wir deshalb in Valle Gran Rey noch spontan einen günstigen »ASUS Windows 10« Laptop. Dieser zieht sich innerhalb weniger Minuten nach dem Einschalten den Rest unserer teuren, sorgfältig aufgesparten Gigabytes rein. Das Miststück. Die Iridium Installation hierfür muss also zunächst noch warten.
Eines Morgens ziehen wir schweren Herzens den schweren Bügelanker der VERA aus dem schwarzen Sand vor dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey. La Gomera war gut zu uns. Bekömmliches Klima, ein friedlicher Ankerplatz, und sehr nette Cafés an Land, mit freundlichen Menschen, die die Ruhe weg haben. Sogar einen feinen, neuen Begriff haben wir hier gelernt: »Aggro-Buddhismus«. Wir kommen wieder, irgendwann. Hoffentlich.
Platt vor dem Wind rollt die VERA 50 Seemeilen gen EL Hierro, dem diesmal wirklich allerletzten Zipfel Europas. Vor 15 Jahren ankerten wir in »Puerto Estaca« an der Nordostküste. Das ist heutzutage leider verboten, und andere sinnvolle Ankerplätze gibt es nirgendwo auf El Hierro. Daher haben wir in der kleine Marina von »La Restinga« ganz im Süden der Insel einen Liegeplatz gebucht. Gegen Abend passieren wir bei Nordostwind Stärke 7, heulenden Böen und hoher Dünung die enge Hafeneinfahrt. Das Hafenbecken ist verdammt eng. Der einzige freie Liegeplatz für größere Boote liegt am Ende einer engen »Boxengasse«, die genau quer zum jaulenden Wind liegt. Obwohl wir viel Zeit und Sorgfalt in die Manöverplanung stecken, geht es beinahe schief. Nur durch ein Wunder und den selbstlosen Einsatz eines bärenstarken Franzosen bekommen wir das Schiff ohne Schäden vertäut. Das geht an die Nerven, aber die »Dos jarras« danach in einer einfachen Bar auf der nahen Uferpromenade schmecken dann doch. Schwamm drüber.
In »La Restinga« geht es, abgesehen vom vielen Wind, überaus beschaulich zu. Vor einigen Jahren brach nur wenige Kilometer entfernt unter Wasser der Vulkan »Eldiscreto« aus, der sich allerdings, zum Glück für die Einheimischen, bald wieder schlafen legte. Schön ist der Ort nicht. Die meisten Bauten hier sind jüngeren Datums und von zweifelhafter Qualität. Eine Grausamkeit der sehenswerten Art findet sich am Ortsausgang. Ein gelb-oranger Appartementblock, der überaus deutlich macht, was man mit Gebautem anzurichten vermag. Ich (M) will das Teil mal »Bonjour Tristesse« taufen. Hier sieht man exemplarisch, wie lohnend es wäre, Architektur als Kultur zu begreifen, gleich in der Schule zu lehren, ihr etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie z.B. der Musik, dem Fußball, oder dem Essen. Aber ich schweife ab.
Alles in allem, ist »La Restinga« nett. Obwohl die Sommersaison für spanische Touristen begonnen hat, sind in den wenigen Bars und Restaurants immer Plätze frei. Tauchschulen gibt es einige. Jeden Tag fahren zahlreiche große Schlauchboote voll beladen mit gut gerüsteten Helden aus dem Hafen. Dort draußen soll es große Rochen und Wolken von Hammerhaien geben, bei klarem Wasser. Wir passen trotzdem. Zu teuer, zu viel zu tun. Mit dem Bus, chauffiert von einer charakterstarken Fahrerin, fahren wir nach »Valverde«, den Hauptort der Insel, und mieten gleich beim Busunternehmen einen schwarzen Polo. 150.000km hat er runter, also fast wie neu, bis auf das durchgewetzte Lenkrad. Mit diesem Qualitätsprodukt erkunden wir drei Tage die ganze Insel. Natürlich schauen wir mal hinab nach »Puerto Estaca«. Der kleine Hafen ist nicht wiederzukennen. Dort wo damals ein paar Fischerhütten und eine hübsche Villa im Schutz einer einfachen Steinmole standen, erhebt sich nun ein monströses Fährterminal hinter einer mächtigen Betonwand. EU-Geld. Sogar eine leere, neue Marina gibt es, mit richtigen Schwimmstegen hinter rostigem Stacheldrahtzaun. Kein Café, kein Restaurant, keine Bar. Niemand hier. Nur Asphalt und Beton. Bloß weg. Lieber ein wenig mehr herumfahren auf dieser wilden und leeren Insel. Köstlich frühstücken im ehrwürdigen »El Mentidero« in »El Pinar«, über Stock und Stein laufen, durch den unerwartet dichten und feuchtkalten Regenwald. Einen aller allerletzten, spektakulären Blick zurück werfen, über die Wolken und die Insel La Gomera hinweg, auf den königlichen »Pico del Teide« auf Teneriffa. An der Nordküste steigen wir nach »Pozo de las Calcosas« ab, ein wildromantisches, kaum bewohntes Fischerdorf mit strohgedeckten Hütten. Am »Mirador de la Peña« essen wir zum Abend und genießen den unglaublichen Blick hinab nach »El Golfo«, in die Flanke des Vulkans und hinaus aufs Meer. Das gut gebaute Restaurant aus schwarzem Lavastein, Beton und Glas nach Plänen von César Manrique (natürlich) wäre die ideale Villa für den distinguierten Bösewicht in einem 70er Jahre James Bond Film gewesen, aber zum Essen taugt es auch. Sonst noch etwas? Das Inselparlament hat sich den nachhaltigen Ökotourismus auf die Fahnen geschrieben. Das tut der Insel gut, führt allerdings auch zu gewissen Verzerrungen. Nachzulesen hier: https://lapalma1.net/2016/01/09/el-hierro-regenerative-energie-bilanz/
Wir wollen los. Vor uns liegen zwei lange Törns nach Süden. Ein erstes Ziel sollen die Kapverdischen Inseln sein, knapp 800 Seemeilen südlich von El Hierro gelegen. Dort möchten wir einen kurzen Zwischenstop einlegen, vor dem geplanten Schlag durch die kapriziösen »Doldrums« nach Brasilien. Eine gewisse Nervosität kann ich (M) nicht verhehlen. Da kann auch einiges schief gehen. Mit etwas Pech. Die tagelange, fruchtlose Iridium Installiererei unter Windows 10, hier an diesem an sich ganz passablem Platz, zerrt auch an meinem Gemüt. »All I ask is a comfortable home« ist eines meiner Lieblingszitate. Dort draußen liegt aber eine eher unsichere Zukunft und eine ungewohnte Umgebung, auf die kein Verlass ist. Da benötigt man einen stabilen Charakter, so einen, der die Ruhe und die Sicherheit ganz in sich selbst findet. Den habe ich (M) aber leider nicht. Sind wir gut genug vorbereitet? Wahrscheinlich ja. Das muss reichen. Wir melden uns wieder. Hoffentlich.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / La Restinga / El Hierro / Spanien
1 - B beim Gemüseeinkauf im Valle Gran Rey, La Gomera

2 - VERA im kleinen Hafen von La Restinga, El Hierro. Hoffentlich kriegen wir sie da heil wieder hinaus…

3 - Eine erste Wanderung erinnert ein wenig an Galapagos.

4 - Ein »Blowhole« unweit von La Restinga, El Hierro.

5 - »Bonjour Tristesse« - La Restinga, El Hierro

6 - »Bonjour Tristesse« - La Restinga, El Hierro

7 - »Pozo de las Calcosas«, ein verlassenes Fischerdorf auf El Hierro

8 - Ein aller allerletzter Blick zurück, über die Wälder El Hierros und die Insel La Gomera hinweg auf den Pico del Teide auf Teneriffa, über 150km entfernt.

9 - Und nun? Hinaus.

020 - RUHE AUF LA GOMERA
26/06/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Valle Gran Rey, La Gomera. Die VERA liegt, wieder einmal, südlich des kleinen Hafens der Ortschaft »Vueltas« vor dem Meditationszentrum und wälzt sich zufrieden in der spürbaren, aber kaum störenden Dünung des Atlantik. Der Anker ist gut vergraben 15 Meter unter uns, in feinem, schwarzem Sand. Valle Gran Rey liegt auf der Leeseite La Gomera’s. Daher ist das Wetter anders als in Las Palmas auf Gran Canaria, sonniger, aber auch deutlich wärmer. Uns stört das nicht. Vor Anker hilft die Sonne beim Laden der Batteriebank und die Hitze lädt zum schwimmen ein. 23 Grad Wassertemperatur, immerhin, glasklar und viele Fische.
An Land ist nichts los. Nirgendwo Touristen. Fast alle Cafés, Läden und Restaurants haben geschlossen. Leider auch das »Cacatua«, wo es die tollen, großen Milchshakes gibt. Die Saison beginnt erst im Oktober. Merkwürdig, gerade weil das Wetter um diese Jahreszeit noch viel besser ist, als im Winter. Immerhin ist Mangosaison. Überall hängen die reifen, süßen Köstlichkeiten an den Mangobäumen, dicht an dicht.
Segler treffen wir auch keine mehr. An jedem Ankerplatz sind wir allein. Nicht einmal Charteryachten sind zu sehen. Saure Gurken Zeit? Wir finden das nicht. Dann genießen wir diesen Luxus eben ganz allein. Unser exklusiver Ankerplatz hier erinnert in vielem an »Hana Vave Bay« auf der Ostseite von Fatu Hiva in den Pazifischen Marquesas. Steile Felswände mit markanten Profilen, die an die Charakterköpfe der Altvorderen denken lassen, oder an Drachen, die im Wasser faulenzen. Warme Luft, Mangos und sattes Grün an Land, der Atem des Meeres, lang und ruhig.
Neben der unumgänglichen Haushaltsführung, kommen wir zu den ganzen kleinen Dingen, für die im letzten Jahr niemals Zeit war. Klare Gedanken fassen zum Beispiel. Auszoomen. Wir haben es geschafft. Wir leben an Bord. Wir haben die Leinen losgeschmissen. Ballast abgeworfen. Viel Ballast. Fast alles ist weg. Keine gut bezahlten Jobs mehr. Keinen Audi, keine Abos, keine Wohnung. Nur noch ein baufälliger Schuppen mit ein paar Sachen unter Plastikplanen. Falls der mal abbrennt wäre es nicht so schlimm. Schade um die Bücher und den alten Benz. Vielleicht.
Und nun? Endlich richtig aufräumen und alles seesicher verstauen. Ein Boot hat, verglichen mit einem Haus, sehr wenig Platz. Unser neues Leben zwingt uns, sämtliche Gegenstände hier auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen: Brauchen wir das Teil, oder nicht? Ist es uns wirklich wichtig, oder würden wir das Zeug schon nach kurzer Zeit nicht mehr vermissen? Je größer, schwerer oder komplexer ein Ding ist, desto mehr Zeit geht dafür drauf. Auspacken, einpacken, stauen, pflegen, putzen, oder reparieren, und das obwohl man das Teil vielleicht nicht einmal benutzt. Sachen, Sachen, Zeug und mehr Zeug! Alles weg? Die alte Regel, alles wegzuwerfen, was man seit einem Jahr nicht mehr angefasst hat, funktioniert an Bord jedenfalls nicht. Gutes Werkzeug wegwerfen? Das tut weh. Den feinen Tauchkompressor raus? Niemals! Die kleine Segelmachernähmaschine von Bord? Quatsch. Die Ersatzlichtmaschine wegwerfen? Besser nicht. Die Ersatzgenua? Dito. Die Ersatzankerkette? Das wäre in der Tat ein Befreiungsschlag. Aber andererseits? Was, wenn wir das Ankergeschirr mal kappen müssen, in einer finsteren, heulenden Nacht? Die vielen Rollen gutes Tauwerk einfach wegwerfen? Niemals! Die Tüte mit den Kevlarbändseln? Den alten Faserpelz? Meinen (M) alten Hut, den Herrn Hufflepuff? Kommt nicht in Frage. Und so weiter und so weiter, Ihr versteht schon.
Noch was? Doch: Endlich installieren wir unser »neues« Iridium Satellitentelephon, das wir vor Jahren mal günstig bei e-bay erworben haben. Wozu? Ein Satellitentelephon ist eine der wenigen Möglichkeiten, auch auf hoher See Wetterdaten empfangen zu können. Also los: Nach zwei Tagen hat das klobige Teil aus der Berufsschifffahrt (3f’s!) seinen Platz in der Naviecke, Strom, Erdung, Datenkabel und einen mit »N-Steckern« gelöteten Antennenanschluss, der in den 40er Jahren von der Firma »Bell« für die US Navy entwickelt wurde. Wenn jetzt nichts schief geht, und die software auf unserem Laptop tut was sie soll, dann sollte es auch funktionieren, sobald wir unsere SIM Karte und die Gesprächsminuten bezahlt haben… zumindest theoretisch. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Valle Gran Rey: »Unser« Meditationszentrum.

2 - Valle Gran Rey: Mangosaison.

3 - Las Palmas: Ein letztes Abendmahl im Fischrestaurant an der Playa Las Canteras.

4 - Ein allerletzter Blick aus den Bergen Gran Canarias auf den Pico del Teide auf Teneriffa.

5 - Saure Gurken Zeit: Ein hübsches, leeres Lokal in Agaete, Gran Canaria.

6 - Fast seeklar: VERA in der Marina Las Palmas.

7 - Die raue Westküste Gran Canarias bleibt achteraus.

Valle Gran Rey, La Gomera. Die VERA liegt, wieder einmal, südlich des kleinen Hafens der Ortschaft »Vueltas« vor dem Meditationszentrum und wälzt sich zufrieden in der spürbaren, aber kaum störenden Dünung des Atlantik. Der Anker ist gut vergraben 15 Meter unter uns, in feinem, schwarzem Sand. Valle Gran Rey liegt auf der Leeseite La Gomera’s. Daher ist das Wetter anders als in Las Palmas auf Gran Canaria, sonniger, aber auch deutlich wärmer. Uns stört das nicht. Vor Anker hilft die Sonne beim Laden der Batteriebank und die Hitze lädt zum schwimmen ein. 23 Grad Wassertemperatur, immerhin, glasklar und viele Fische.
An Land ist nichts los. Nirgendwo Touristen. Fast alle Cafés, Läden und Restaurants haben geschlossen. Leider auch das »Cacatua«, wo es die tollen, großen Milchshakes gibt. Die Saison beginnt erst im Oktober. Merkwürdig, gerade weil das Wetter um diese Jahreszeit noch viel besser ist, als im Winter. Immerhin ist Mangosaison. Überall hängen die reifen, süßen Köstlichkeiten an den Mangobäumen, dicht an dicht.
Segler treffen wir auch keine mehr. An jedem Ankerplatz sind wir allein. Nicht einmal Charteryachten sind zu sehen. Saure Gurken Zeit? Wir finden das nicht. Dann genießen wir diesen Luxus eben ganz allein. Unser exklusiver Ankerplatz hier erinnert in vielem an »Hana Vave Bay« auf der Ostseite von Fatu Hiva in den Pazifischen Marquesas. Steile Felswände mit markanten Profilen, die an die Charakterköpfe der Altvorderen denken lassen, oder an Drachen, die im Wasser faulenzen. Warme Luft, Mangos und sattes Grün an Land, der Atem des Meeres, lang und ruhig.
Neben der unumgänglichen Haushaltsführung, kommen wir zu den ganzen kleinen Dingen, für die im letzten Jahr niemals Zeit war. Klare Gedanken fassen zum Beispiel. Auszoomen. Wir haben es geschafft. Wir leben an Bord. Wir haben die Leinen losgeschmissen. Ballast abgeworfen. Viel Ballast. Fast alles ist weg. Keine gut bezahlten Jobs mehr. Keinen Audi, keine Abos, keine Wohnung. Nur noch ein baufälliger Schuppen mit ein paar Sachen unter Plastikplanen. Falls der mal abbrennt wäre es nicht so schlimm. Schade um die Bücher und den alten Benz. Vielleicht.
Und nun? Endlich richtig aufräumen und alles seesicher verstauen. Ein Boot hat, verglichen mit einem Haus, sehr wenig Platz. Unser neues Leben zwingt uns, sämtliche Gegenstände hier auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen: Brauchen wir das Teil, oder nicht? Ist es uns wirklich wichtig, oder würden wir das Zeug schon nach kurzer Zeit nicht mehr vermissen? Je größer, schwerer oder komplexer ein Ding ist, desto mehr Zeit geht dafür drauf. Auspacken, einpacken, stauen, pflegen, putzen, oder reparieren, und das obwohl man das Teil vielleicht nicht einmal benutzt. Sachen, Sachen, Zeug und mehr Zeug! Alles weg? Die alte Regel, alles wegzuwerfen, was man seit einem Jahr nicht mehr angefasst hat, funktioniert an Bord jedenfalls nicht. Gutes Werkzeug wegwerfen? Das tut weh. Den feinen Tauchkompressor raus? Niemals! Die kleine Segelmachernähmaschine von Bord? Quatsch. Die Ersatzlichtmaschine wegwerfen? Besser nicht. Die Ersatzgenua? Dito. Die Ersatzankerkette? Das wäre in der Tat ein Befreiungsschlag. Aber andererseits? Was, wenn wir das Ankergeschirr mal kappen müssen, in einer finsteren, heulenden Nacht? Die vielen Rollen gutes Tauwerk einfach wegwerfen? Niemals! Die Tüte mit den Kevlarbändseln? Den alten Faserpelz? Meinen (M) alten Hut, den Herrn Hufflepuff? Kommt nicht in Frage. Und so weiter und so weiter, Ihr versteht schon.
Noch was? Doch: Endlich installieren wir unser »neues« Iridium Satellitentelephon, das wir vor Jahren mal günstig bei e-bay erworben haben. Wozu? Ein Satellitentelephon ist eine der wenigen Möglichkeiten, auch auf hoher See Wetterdaten empfangen zu können. Also los: Nach zwei Tagen hat das klobige Teil aus der Berufsschifffahrt (3f’s!) seinen Platz in der Naviecke, Strom, Erdung, Datenkabel und einen mit »N-Steckern« gelöteten Antennenanschluss, der in den 40er Jahren von der Firma »Bell« für die US Navy entwickelt wurde. Wenn jetzt nichts schief geht, und die software auf unserem Laptop tut was sie soll, dann sollte es auch funktionieren, sobald wir unsere SIM Karte und die Gesprächsminuten bezahlt haben… zumindest theoretisch. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Valle Gran Rey: »Unser« Meditationszentrum.

2 - Valle Gran Rey: Mangosaison.

3 - Las Palmas: Ein letztes Abendmahl im Fischrestaurant an der Playa Las Canteras.

4 - Ein allerletzter Blick aus den Bergen Gran Canarias auf den Pico del Teide auf Teneriffa.

5 - Saure Gurken Zeit: Ein hübsches, leeres Lokal in Agaete, Gran Canaria.

6 - Fast seeklar: VERA in der Marina Las Palmas.

7 - Die raue Westküste Gran Canarias bleibt achteraus.

019 - HEIZUNGSBAU
08/06/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Knapp zwei Monate Baustelle liegen hinter uns. ACHT Wochen! Ich (M) hatte mit vier Wochen kalkuliert. Maximal. Alle Schaps und Bilgen ausgeräumt, alle Bodenbretter raus, der Inhalt von Vor- und Achterpiek, Segel, Tauwerk und Ersatzteile lose auf Deck, und das für Wochen. Sämtliches Werkzeug in Gebrauch, 1000 Löcher gebohrt. Glasfaserstaub in jeder Ritze und in jeder Pore. Alles tut weh, besonders die Handgelenke (vom Kupferrohre biegen und vom Fittinge auf und zu schrauben). Kleine Wunden überall und hartnäckige schwarze Ränder unter den Fingernägeln. Keine Gitarre gespielt. Kohlemine. Der Horror. Aber nun ist sie drin: Die Eberspächer Hydronic 10 Warmwasserheizung, die wir vor Jahren mal günstig bei e-bay aus einem Wohnmobilunfall erstanden haben. Sie soll uns in Zukunft dabei helfen, längere Aufenthalte in höheren Breiten ein wenig behaglicher zu gestalten. Lange hatten wir das Projekt vor uns hergeschoben. Aus Angst.
Über »www.classicswan.org« haben wir einen sehr netten Briefkontakt mit Lars Ström, der über 30 Jahre lang technischer Direktor bei Nautor war (die berühmte finnische Werft in Pietarsaari, die unsere »VERA« im Jahre 1976 gebaut hat) und nun den verdienten Ruhestand genießt. Lars kann auch gut Deutsch. Vor einigen Monaten schrieb er uns folgende e-mail:
»Möchte zur Installation des Heizers beitragen, d.h. beschreiben wie es bei der Werft gemacht wird. Ein Rohrstück oberhalb des Heizers enthält folgendes:
- Temperaturanzeige
- Druckanzeige, 0.5 bis 1 bar empfohlen
- Überdruckventil, öffnet bei 2 bar
- Automatisches Entlüftungsventil
- Wasserauffüllung vom Druckwasser an Bord mit Rückschlag, und Absperrventil.
- Für kalte Verhältnisse sollte Glykol in den Heizungskreis eingemischt werden. Dieses darf aber auf keinen Fall ins Trinkwasser geraten.
- Entlüftungsmöglichkeit bei jedem Heizkörper.
- Könnte auch an den Motor-Süsswasserkreislauf angeschlossen werden. Dabei jedoch sicherstellen dass der Motor zuerst Betriebstemperatur erreicht, bevor er zur Heizung beiträgt.«
Danke, Lars. Das war schon einmal lehrreich und ging weit über die Eberspächer Einbauanleitung hinaus. Für die Materialbeschaffung liefen wir bestimmt einige hundert Kilometer in Las Palmas auf und ab, vom Klempnerbedarf zum Hydraulikshop, von der Metallwerkstatt zum Baumarkt. Gefühlt verließ jeden Tag ein Hundert Euro Schein unsere Taschen, für eine kleine Tüte Material, ein paar Meter Heißwasserschlauch, oder ein paar Bohrmaschinen. Und das, obwohl wir die wirklich teuren Teile der Installation, die Kupferleitungen, den Kessel, die Heizkörper, das Ausgleichsgefäß und den Kabelbaum schon seit langem an Bord hatten…
Ein unglaublich arbeitstreibender Umstand war die Peripherie: Wenn man schon einmal irgendwo dran ist, dann sollte man doch gleich… Ein Beispiel: Wegen des neuen 100L Dieseltanks im Achterschiff (eigentlich für die Heizung gedacht) bauten wir gleich zwei Absperrhähne und lange Leitungen (Kupfer 8mm, Vor- und Rücklauf) durch die Bilge zur Hauptmaschine ein, damit man die 100 Liter auch verfahren kann und nicht verheizen muss. Und wenn man denn schon alle Dieselleitungen aufmacht, dann ist doch endlich der Moment gekommen, die neuen RACOR Doppeldieselfilter einzubauen? Zu breit? Na dann muss wohl zuerst die große Bilgenpumpe versetzt werden? Was? Die Edelstahlschrauben sind im Aluminiumfundament einkorrodiert? Eben mal rasch ausbohren… Dieselfilter? Wäre es nicht schön, wenn die Heizung auch einen hätte? Warum nicht den alten renovieren und dann dafür hernehmen? Das dauert keine zwei Tage, kopfüber, achtern in der Bilge. Noch eins? Klar: Der Heizkörper in unserer Schlafkajüte soll unter das Bett? Da fehlen doch zwei Zentimeter? Na dann ist jetzt wohl der Moment gekommen, unsere Koje endlich von 120 auf die ersehnten 140 cm zu verbreitern. Die eine Woche Schreinerei ist doch gar nichts, im Vergleich zu dem Luxus, der jetzt herrscht…
Nach sechs Wochen dann der erste Druck auf den AN Knopf. Gespannt warten wir, was passiert. Immerhin ist unsere Heizung gebraucht gekauft und das bedeutet meist nichts gutes… Die Umwälzpumpe springt an und die Dieselpumpe klickert. Und dann brüllt der Kessel los, wie ein feuerspeiender Drachen. 10KW machen sich voller Verve an die Wassererwärmung. Nach zwei Minuten ist der Auspuff glühend heiß. Rasch machen wir uns an die Entlüftung aller Heizkörper. Tatsächlich sind sie keine 10 Minuten später unangenehm heiß. Und dann: Aus. Systemfehler 52. Auf dem Eberspächer Display. Neustart bringt nichts. Wieder Fehler 52. Mist. MIST! Die Internet Recherche bringt wenig beruhigendes: Kann alles sein. Steuergerät im A…, Nebenluft im Kessel, dreckiger Sprit, kaputte Förderpumpe, kaputter Glühstift… MIST! Obermist. Und wie ich (M) da so ratlos am Navitisch sitze und grüble, da fällt mir etwas ein: Habe ich denn den Kraftstoffhahn aufgemacht, nachdem ich den RACOR Dieselfilter entlüftet hatte? Nein. Das wäre doch der Ansatz einer Erklärung? Also alles nochmal. Kraftstoffhahn auf, Heizung an. Kaum zu glauben, aber sie läuft, und läuft weiter, bis wir 40 Grad an Bord haben. Schon mal gut. Aber dann überschlagen sich die Schreckensmeldungen: Überall leckt es aus den Fittingen, den Absperrhähnen, den T - Stücken und den Schlauchtüllen, die wir sauber und mit dicken Lagen PTFE Band eingedichtet hatte. NEIN! NEIN! NEIN! Die einschlägigen Foren im Internet raten natürlich zu Hanf und Fermit bei Metallfittingen, trotz der Sauerei. Und ein Klempner schreibt über Totalidioten, die aus Faulheit mit PTFE dichten und dann Glykol in den Heißwasserkreislauf geben. Schließlich weiß doch jeder Trottel, das Glykol die Oberflächenspannung des Wassers so stark reduziert, das es immer durch Metallgewinde kapilarisiert, die mit PTFE Band gedichtet sind…
Also alles nochmal von vorn. Eine Woche hanfen und fermiten, mit dem Kopf in den Schapps und in den Bilgen, bis die Augen bluten. Dann ist alles dicht. Wir können aufatmen. Eine Wanderung unternehmen. Ins Museum gehen. Den hiesigen Helden bei der Vela Latina (historische Fischerboote mit dreieckigen Segeln) Regatta zusehen. Alte Freunde treffen. Auf den Fischmarkt gehen. Und endlich aufräumen. Und bunkern: Bald liegt die VERA so tief im Wasser, wie noch nie. Nahrungsmittel und Ausrüstung für eine unbestimmte Zeit in der Wildnis sind an Bord. 10 Ersatzsegel unterschiedlicher Größe liegen in der Segellast. Vier vollwertige Anker sind an Bord. Dazu Reservekette, rollenweise Tauwerk, Festmacher, Fallen und Trossen, Landleinen für Patagonien. Ersatzteile für alle wesentlichen Aggregate. 300 Liter Diesel, 400 Liter Wasser. Besonders beruhigend: Olivenöl, Earl Grey, Haferflocken und Zahnseide für mindestens zwei Jahre. Das fühlt sich gut an.
Die Wettervorhersage für nächste Woche sieht auch gut aus. Nordwind. Wir wollen raus. Endlich angekommen in unserem neuen Leben. Aufbrechen zu neuen Ufern. Europa im Kielwasser lassen. Die große Freiheit unter Segeln suchen. Vorher noch ein wenig urlauben, vor Anker in La Gomera. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - »Frühstück«, jeden Nachmittag gegen vier: Zum Glück gibt es selbst dann noch Croissants am Las Canteras Strand

2 - Baustelle Dieselfilter

3 - Baustelle Heizung: Aufhängung, Abgasauslass

4 - Baustelle Heizung: Acht Wochen Chaos an Bord, Kabelbaum und Bedienpaneele, Kesselgruppe

5 - Eine Wanderung beruhigt die Nerven

6 - B am Ruder einer Northrop SF-5A, Museo Elder, Las Palmas

7 - Vela Latina Regatta, Puerto de la luz, Las Palmas

8 - Fischmarkt in Las Palmas

Knapp zwei Monate Baustelle liegen hinter uns. ACHT Wochen! Ich (M) hatte mit vier Wochen kalkuliert. Maximal. Alle Schaps und Bilgen ausgeräumt, alle Bodenbretter raus, der Inhalt von Vor- und Achterpiek, Segel, Tauwerk und Ersatzteile lose auf Deck, und das für Wochen. Sämtliches Werkzeug in Gebrauch, 1000 Löcher gebohrt. Glasfaserstaub in jeder Ritze und in jeder Pore. Alles tut weh, besonders die Handgelenke (vom Kupferrohre biegen und vom Fittinge auf und zu schrauben). Kleine Wunden überall und hartnäckige schwarze Ränder unter den Fingernägeln. Keine Gitarre gespielt. Kohlemine. Der Horror. Aber nun ist sie drin: Die Eberspächer Hydronic 10 Warmwasserheizung, die wir vor Jahren mal günstig bei e-bay aus einem Wohnmobilunfall erstanden haben. Sie soll uns in Zukunft dabei helfen, längere Aufenthalte in höheren Breiten ein wenig behaglicher zu gestalten. Lange hatten wir das Projekt vor uns hergeschoben. Aus Angst.
Über »www.classicswan.org« haben wir einen sehr netten Briefkontakt mit Lars Ström, der über 30 Jahre lang technischer Direktor bei Nautor war (die berühmte finnische Werft in Pietarsaari, die unsere »VERA« im Jahre 1976 gebaut hat) und nun den verdienten Ruhestand genießt. Lars kann auch gut Deutsch. Vor einigen Monaten schrieb er uns folgende e-mail:
»Möchte zur Installation des Heizers beitragen, d.h. beschreiben wie es bei der Werft gemacht wird. Ein Rohrstück oberhalb des Heizers enthält folgendes:
- Temperaturanzeige
- Druckanzeige, 0.5 bis 1 bar empfohlen
- Überdruckventil, öffnet bei 2 bar
- Automatisches Entlüftungsventil
- Wasserauffüllung vom Druckwasser an Bord mit Rückschlag, und Absperrventil.
- Für kalte Verhältnisse sollte Glykol in den Heizungskreis eingemischt werden. Dieses darf aber auf keinen Fall ins Trinkwasser geraten.
- Entlüftungsmöglichkeit bei jedem Heizkörper.
- Könnte auch an den Motor-Süsswasserkreislauf angeschlossen werden. Dabei jedoch sicherstellen dass der Motor zuerst Betriebstemperatur erreicht, bevor er zur Heizung beiträgt.«
Danke, Lars. Das war schon einmal lehrreich und ging weit über die Eberspächer Einbauanleitung hinaus. Für die Materialbeschaffung liefen wir bestimmt einige hundert Kilometer in Las Palmas auf und ab, vom Klempnerbedarf zum Hydraulikshop, von der Metallwerkstatt zum Baumarkt. Gefühlt verließ jeden Tag ein Hundert Euro Schein unsere Taschen, für eine kleine Tüte Material, ein paar Meter Heißwasserschlauch, oder ein paar Bohrmaschinen. Und das, obwohl wir die wirklich teuren Teile der Installation, die Kupferleitungen, den Kessel, die Heizkörper, das Ausgleichsgefäß und den Kabelbaum schon seit langem an Bord hatten…
Ein unglaublich arbeitstreibender Umstand war die Peripherie: Wenn man schon einmal irgendwo dran ist, dann sollte man doch gleich… Ein Beispiel: Wegen des neuen 100L Dieseltanks im Achterschiff (eigentlich für die Heizung gedacht) bauten wir gleich zwei Absperrhähne und lange Leitungen (Kupfer 8mm, Vor- und Rücklauf) durch die Bilge zur Hauptmaschine ein, damit man die 100 Liter auch verfahren kann und nicht verheizen muss. Und wenn man denn schon alle Dieselleitungen aufmacht, dann ist doch endlich der Moment gekommen, die neuen RACOR Doppeldieselfilter einzubauen? Zu breit? Na dann muss wohl zuerst die große Bilgenpumpe versetzt werden? Was? Die Edelstahlschrauben sind im Aluminiumfundament einkorrodiert? Eben mal rasch ausbohren… Dieselfilter? Wäre es nicht schön, wenn die Heizung auch einen hätte? Warum nicht den alten renovieren und dann dafür hernehmen? Das dauert keine zwei Tage, kopfüber, achtern in der Bilge. Noch eins? Klar: Der Heizkörper in unserer Schlafkajüte soll unter das Bett? Da fehlen doch zwei Zentimeter? Na dann ist jetzt wohl der Moment gekommen, unsere Koje endlich von 120 auf die ersehnten 140 cm zu verbreitern. Die eine Woche Schreinerei ist doch gar nichts, im Vergleich zu dem Luxus, der jetzt herrscht…
Nach sechs Wochen dann der erste Druck auf den AN Knopf. Gespannt warten wir, was passiert. Immerhin ist unsere Heizung gebraucht gekauft und das bedeutet meist nichts gutes… Die Umwälzpumpe springt an und die Dieselpumpe klickert. Und dann brüllt der Kessel los, wie ein feuerspeiender Drachen. 10KW machen sich voller Verve an die Wassererwärmung. Nach zwei Minuten ist der Auspuff glühend heiß. Rasch machen wir uns an die Entlüftung aller Heizkörper. Tatsächlich sind sie keine 10 Minuten später unangenehm heiß. Und dann: Aus. Systemfehler 52. Auf dem Eberspächer Display. Neustart bringt nichts. Wieder Fehler 52. Mist. MIST! Die Internet Recherche bringt wenig beruhigendes: Kann alles sein. Steuergerät im A…, Nebenluft im Kessel, dreckiger Sprit, kaputte Förderpumpe, kaputter Glühstift… MIST! Obermist. Und wie ich (M) da so ratlos am Navitisch sitze und grüble, da fällt mir etwas ein: Habe ich denn den Kraftstoffhahn aufgemacht, nachdem ich den RACOR Dieselfilter entlüftet hatte? Nein. Das wäre doch der Ansatz einer Erklärung? Also alles nochmal. Kraftstoffhahn auf, Heizung an. Kaum zu glauben, aber sie läuft, und läuft weiter, bis wir 40 Grad an Bord haben. Schon mal gut. Aber dann überschlagen sich die Schreckensmeldungen: Überall leckt es aus den Fittingen, den Absperrhähnen, den T - Stücken und den Schlauchtüllen, die wir sauber und mit dicken Lagen PTFE Band eingedichtet hatte. NEIN! NEIN! NEIN! Die einschlägigen Foren im Internet raten natürlich zu Hanf und Fermit bei Metallfittingen, trotz der Sauerei. Und ein Klempner schreibt über Totalidioten, die aus Faulheit mit PTFE dichten und dann Glykol in den Heißwasserkreislauf geben. Schließlich weiß doch jeder Trottel, das Glykol die Oberflächenspannung des Wassers so stark reduziert, das es immer durch Metallgewinde kapilarisiert, die mit PTFE Band gedichtet sind…
Also alles nochmal von vorn. Eine Woche hanfen und fermiten, mit dem Kopf in den Schapps und in den Bilgen, bis die Augen bluten. Dann ist alles dicht. Wir können aufatmen. Eine Wanderung unternehmen. Ins Museum gehen. Den hiesigen Helden bei der Vela Latina (historische Fischerboote mit dreieckigen Segeln) Regatta zusehen. Alte Freunde treffen. Auf den Fischmarkt gehen. Und endlich aufräumen. Und bunkern: Bald liegt die VERA so tief im Wasser, wie noch nie. Nahrungsmittel und Ausrüstung für eine unbestimmte Zeit in der Wildnis sind an Bord. 10 Ersatzsegel unterschiedlicher Größe liegen in der Segellast. Vier vollwertige Anker sind an Bord. Dazu Reservekette, rollenweise Tauwerk, Festmacher, Fallen und Trossen, Landleinen für Patagonien. Ersatzteile für alle wesentlichen Aggregate. 300 Liter Diesel, 400 Liter Wasser. Besonders beruhigend: Olivenöl, Earl Grey, Haferflocken und Zahnseide für mindestens zwei Jahre. Das fühlt sich gut an.
Die Wettervorhersage für nächste Woche sieht auch gut aus. Nordwind. Wir wollen raus. Endlich angekommen in unserem neuen Leben. Aufbrechen zu neuen Ufern. Europa im Kielwasser lassen. Die große Freiheit unter Segeln suchen. Vorher noch ein wenig urlauben, vor Anker in La Gomera. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - »Frühstück«, jeden Nachmittag gegen vier: Zum Glück gibt es selbst dann noch Croissants am Las Canteras Strand

2 - Baustelle Dieselfilter

3 - Baustelle Heizung: Aufhängung, Abgasauslass

4 - Baustelle Heizung: Acht Wochen Chaos an Bord, Kabelbaum und Bedienpaneele, Kesselgruppe

5 - Eine Wanderung beruhigt die Nerven

6 - B am Ruder einer Northrop SF-5A, Museo Elder, Las Palmas

7 - Vela Latina Regatta, Puerto de la luz, Las Palmas

8 - Fischmarkt in Las Palmas

018 - LAS PALMAS IM APRIL
15/04/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Der Törn zurück nach Gran Canaria verlief ganz genau so, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Stressfrei. Ein freundliches Wetterfenster half uns bei leichtem Wind aus unterschiedlichen Richtungen und glatter See in einigen Etappen von »Valle Gran Rey«, über zwei durchaus sehenswerte Ankerplätze an der Ostküste Teneriffas, bis in die beinahe schon heimische »Muelle deportivo«, dem wie immer überfüllten Yachthafen von Las Palmas. Unser Plan: Basteln, bunkern und ausrüsten, bis alles klar ist für den bevorstehenden Törn in den Südatlantik. Die größten Posten: Überholung aller Komponenten unserer in die Jahre gekommenen Meerwasserentsalzungsanlage, und der lange vor uns hergeschobene Einbau der »Eberspächer Hydronic« Zentralheizung, die wir vor Jahren mal gebraucht bei »e-bay« ersteigert haben.
Las Palmas ist, wie bereits im letzten Jahr beschrieben, einer der wenigen Orte, wo derlei zu bewerkstelligen ist. Schon die »Chandleries«, »Rigging Shops«, Angelbedarf und Tauchausrüster im Yachthafen führen vieles, was gut und teuer ist. Im Industrieviertel, eine gute Stunde zu Fuß im Norden der Stadt gelegen, findet sich Gewerbe und Werkstätten in allen Formen und Farben, Schmieden, Dreher und Schreiner. »King Hogar« ist ein großer Baumarkt mit angeschlossenem Bootsausrüster. Hydraulikbedarf bekommt man bei »Basilio«, auch eher exotische Teile. Jedes erdenkliche Werkzeug gibt es bei »Salazar«. Dort, zwischen den kilometerlangen Regalen mit begehrenswerten Herrlichkeiten ist es kaum auszuhalten. Gutes Werkzeug ist nun mal die Grundlage jeder sauberen Arbeit. Darüber hinaus lässt es sich in der eher hässlichen Stadt Las Palmas leben. Das Klima ist perfekt. Beständig, regenarm und nicht zu heiß. Die Marina ist, mit ca. 11,- € pro Tag vergleichsweise günstig. Gute Restaurants gibt es an jeder Ecke und der Sonnenuntergang an der »Playa Canteras« hält, zumindest mit einem kalten Bier in der Hand, jedem Vergleich stand.
Irgendwie ist Las Palmas auch ein Ort für Menschen mit Fernweh. Das beständige Kommen und Gehen von Schiffen aus aller Welt schmerzt ein wenig in der Brust, macht nachdenklich. Wer bin ich, was will ich, wohin will ich? Liegt der gewünschte Kurs an? Wir plauschen ein wenig mit dem rauschebärtigen Bootsmann der FALKEN, einem 1947 gebauten, knapp 40 Meter langen, wunderschönen Topsegelschoner. Die schwedische Marine betreibt die Schwesterschiffe FALKEN und GLADAN noch immer zur Ausbildung ihrer Offiziersanwärter. Ich (M) erinnere mich noch gut an den Sommer 1972 in Travemünde. Da gab es anlässlich der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel eine »Windjammerparade«, an der viele der letzten großen, besegelten Marineschulschiffe aus aller Welt teilnahmen, darunter so berühmte Schiffe, wie die Viermastbark KRUZENSTERN, die Vollschiffe DAR POMORZA und CHRISTIAN RADICH, die Dreimastbarken GLORIA, DANMARK, EAGLE und GORCH FOCK, die Dreimasttopsegelschoner SIR WINSTON CHURCHILL und MALCOLM MILLER, und eben auch die beiden Zweimaster GLADAN und FALKEN. Mit der VITALIENBRUDER III, dem schlanken Holzboot meiner Großeltern fuhren wir stundenlang mit großen Augen den Hafen hinauf und hinab und bestaunten die himmelhohen Masten und die kühnen Männer in den Rahen. Übermorgen läuft die FALKEN aus, nach Norden, über Madeira, die Azoren nach Schottland und von dort zum Mittsommer hinauf nach Norwegen und Schweden. 25 neue Kadetten kommen für diesen anspruchsvollen Törn an Bord. Am nächsten Tag sehen wir sie an Deck stehen, junge Männer, junge Frauen in adretten Uniformen. Glücklich sehen sie aus, und abenteuerlustig, und gespannt lauschen sie den Ausführungen ihres Bootsmanns. Drei Monate lang dürfen sie nun gemeinsam an Tauen zerren, gemeinsam Kartoffel schälen, gemeinsam Erbsensuppe essen, gemeinsam seekrank sein und zu sechst in einer engen Kammer in drei Etagen in der Hängematte schlafen. Sie werden gemeinsam Wache gehen unter Mond und Sternen und unter weißen Segeln, Karten spielen, neue Freunde und neue Feinde finden. In sehr beengten Verhältnissen. Das ist nicht wenig.
Die Umstellung vom meditativen Dasein am Ankerplatz zu einem eher geregelten Arbeitsleben in der Marina fällt uns nicht ganz leicht. Nach einigen Tagen hat sich aber dennoch eine erträgliche Routine eingespielt, die netto so um die sechs Arbeitsstunden pro Nase abwirft, und damit halbwegs produktiv ist. Ein Problem ist das Chaos unter Deck, das wenig heimelig daher kommt und gelegentlich ein wenig demoralisierend wirkt. Jedes Werkzeug und jedes Ersatzteil hat seinen Platz an Bord. Wenn man dann irgendwo montieren will, muss alles hinaus. Gleichzeitig. Und dann gibt es da noch einen interessanten Effekt, den wohl jeder Blauwassersegler kennt: Die Bearbeitung eines Teilproblems schafft weitere Teilprobleme, so im Verhältnis drei zu eins. Sagen wir also mal, wir hätten da einen kleinen, überschaubaren Job, für den wir zehn Arbeitstage einplanen. Der erste Arbeitstag läuft gut, schafft aber drei zusätzliche Arbeitstage für neu entdeckte Probleme. Nach zehn abgearbeiteten Arbeitstagen stehen wir vor 30 zusätzlichen Arbeitstagen… Egal. Unser derzeitiger Zeitplan sieht vor, irgendwann Ende Mai seeklar zu sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Frohe Ostern und herzliche Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Bei herrlichem Wetter zurück nach Las Palmas.

2 - VERA (hellblauer Bug) in der »Muelle deportivo«, dem Yachthafen von Las Palmas. Links im Bild das schwedische Marineschulschiff FALKEN.

3 - »All I ask is a comfortable home.« - Charlotte Lucas

4 - »Its work, all that matters is work!« - Andy Warhol

5 - Die altgediente Hochdruckpumpe unserer Meerwasserentsalzungsanlage…
6 - …benötigte dringend neue Dichtungen und Dachmanschetten.

7 - Die verschlissenen Endkappen des Membrangehäuses.

8 - Das frisch überholte Kontrollpaneel beim Probelauf.

9 - Es gibt auch hübsche Ecken in Las Palmas, wenn man ein wenig danach sucht.

10 - Abendstimmung an der »Playa Canteras«. Im Hintergrund die Nachbarinsel Teneriffa mit dem »Pico del Teide« ganz links im Bild.

Der Törn zurück nach Gran Canaria verlief ganz genau so, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Stressfrei. Ein freundliches Wetterfenster half uns bei leichtem Wind aus unterschiedlichen Richtungen und glatter See in einigen Etappen von »Valle Gran Rey«, über zwei durchaus sehenswerte Ankerplätze an der Ostküste Teneriffas, bis in die beinahe schon heimische »Muelle deportivo«, dem wie immer überfüllten Yachthafen von Las Palmas. Unser Plan: Basteln, bunkern und ausrüsten, bis alles klar ist für den bevorstehenden Törn in den Südatlantik. Die größten Posten: Überholung aller Komponenten unserer in die Jahre gekommenen Meerwasserentsalzungsanlage, und der lange vor uns hergeschobene Einbau der »Eberspächer Hydronic« Zentralheizung, die wir vor Jahren mal gebraucht bei »e-bay« ersteigert haben.
Las Palmas ist, wie bereits im letzten Jahr beschrieben, einer der wenigen Orte, wo derlei zu bewerkstelligen ist. Schon die »Chandleries«, »Rigging Shops«, Angelbedarf und Tauchausrüster im Yachthafen führen vieles, was gut und teuer ist. Im Industrieviertel, eine gute Stunde zu Fuß im Norden der Stadt gelegen, findet sich Gewerbe und Werkstätten in allen Formen und Farben, Schmieden, Dreher und Schreiner. »King Hogar« ist ein großer Baumarkt mit angeschlossenem Bootsausrüster. Hydraulikbedarf bekommt man bei »Basilio«, auch eher exotische Teile. Jedes erdenkliche Werkzeug gibt es bei »Salazar«. Dort, zwischen den kilometerlangen Regalen mit begehrenswerten Herrlichkeiten ist es kaum auszuhalten. Gutes Werkzeug ist nun mal die Grundlage jeder sauberen Arbeit. Darüber hinaus lässt es sich in der eher hässlichen Stadt Las Palmas leben. Das Klima ist perfekt. Beständig, regenarm und nicht zu heiß. Die Marina ist, mit ca. 11,- € pro Tag vergleichsweise günstig. Gute Restaurants gibt es an jeder Ecke und der Sonnenuntergang an der »Playa Canteras« hält, zumindest mit einem kalten Bier in der Hand, jedem Vergleich stand.
Irgendwie ist Las Palmas auch ein Ort für Menschen mit Fernweh. Das beständige Kommen und Gehen von Schiffen aus aller Welt schmerzt ein wenig in der Brust, macht nachdenklich. Wer bin ich, was will ich, wohin will ich? Liegt der gewünschte Kurs an? Wir plauschen ein wenig mit dem rauschebärtigen Bootsmann der FALKEN, einem 1947 gebauten, knapp 40 Meter langen, wunderschönen Topsegelschoner. Die schwedische Marine betreibt die Schwesterschiffe FALKEN und GLADAN noch immer zur Ausbildung ihrer Offiziersanwärter. Ich (M) erinnere mich noch gut an den Sommer 1972 in Travemünde. Da gab es anlässlich der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel eine »Windjammerparade«, an der viele der letzten großen, besegelten Marineschulschiffe aus aller Welt teilnahmen, darunter so berühmte Schiffe, wie die Viermastbark KRUZENSTERN, die Vollschiffe DAR POMORZA und CHRISTIAN RADICH, die Dreimastbarken GLORIA, DANMARK, EAGLE und GORCH FOCK, die Dreimasttopsegelschoner SIR WINSTON CHURCHILL und MALCOLM MILLER, und eben auch die beiden Zweimaster GLADAN und FALKEN. Mit der VITALIENBRUDER III, dem schlanken Holzboot meiner Großeltern fuhren wir stundenlang mit großen Augen den Hafen hinauf und hinab und bestaunten die himmelhohen Masten und die kühnen Männer in den Rahen. Übermorgen läuft die FALKEN aus, nach Norden, über Madeira, die Azoren nach Schottland und von dort zum Mittsommer hinauf nach Norwegen und Schweden. 25 neue Kadetten kommen für diesen anspruchsvollen Törn an Bord. Am nächsten Tag sehen wir sie an Deck stehen, junge Männer, junge Frauen in adretten Uniformen. Glücklich sehen sie aus, und abenteuerlustig, und gespannt lauschen sie den Ausführungen ihres Bootsmanns. Drei Monate lang dürfen sie nun gemeinsam an Tauen zerren, gemeinsam Kartoffel schälen, gemeinsam Erbsensuppe essen, gemeinsam seekrank sein und zu sechst in einer engen Kammer in drei Etagen in der Hängematte schlafen. Sie werden gemeinsam Wache gehen unter Mond und Sternen und unter weißen Segeln, Karten spielen, neue Freunde und neue Feinde finden. In sehr beengten Verhältnissen. Das ist nicht wenig.
Die Umstellung vom meditativen Dasein am Ankerplatz zu einem eher geregelten Arbeitsleben in der Marina fällt uns nicht ganz leicht. Nach einigen Tagen hat sich aber dennoch eine erträgliche Routine eingespielt, die netto so um die sechs Arbeitsstunden pro Nase abwirft, und damit halbwegs produktiv ist. Ein Problem ist das Chaos unter Deck, das wenig heimelig daher kommt und gelegentlich ein wenig demoralisierend wirkt. Jedes Werkzeug und jedes Ersatzteil hat seinen Platz an Bord. Wenn man dann irgendwo montieren will, muss alles hinaus. Gleichzeitig. Und dann gibt es da noch einen interessanten Effekt, den wohl jeder Blauwassersegler kennt: Die Bearbeitung eines Teilproblems schafft weitere Teilprobleme, so im Verhältnis drei zu eins. Sagen wir also mal, wir hätten da einen kleinen, überschaubaren Job, für den wir zehn Arbeitstage einplanen. Der erste Arbeitstag läuft gut, schafft aber drei zusätzliche Arbeitstage für neu entdeckte Probleme. Nach zehn abgearbeiteten Arbeitstagen stehen wir vor 30 zusätzlichen Arbeitstagen… Egal. Unser derzeitiger Zeitplan sieht vor, irgendwann Ende Mai seeklar zu sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Frohe Ostern und herzliche Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Bei herrlichem Wetter zurück nach Las Palmas.

2 - VERA (hellblauer Bug) in der »Muelle deportivo«, dem Yachthafen von Las Palmas. Links im Bild das schwedische Marineschulschiff FALKEN.

3 - »All I ask is a comfortable home.« - Charlotte Lucas

4 - »Its work, all that matters is work!« - Andy Warhol

5 - Die altgediente Hochdruckpumpe unserer Meerwasserentsalzungsanlage…

6 - …benötigte dringend neue Dichtungen und Dachmanschetten.

7 - Die verschlissenen Endkappen des Membrangehäuses.

8 - Das frisch überholte Kontrollpaneel beim Probelauf.

9 - Es gibt auch hübsche Ecken in Las Palmas, wenn man ein wenig danach sucht.

10 - Abendstimmung an der »Playa Canteras«. Im Hintergrund die Nachbarinsel Teneriffa mit dem »Pico del Teide« ganz links im Bild.

017 - LA GOMERA
24/03/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
B und ich (M) ankern mit der VERA entlang der Südküste La Gomeras in Ruhe vor uns hin. »Playa de la Roja«, »Playa Chinguarime«, »Cala Cantera«, alles wunder wunderschöne, gut vor dem vorherrschenden NE Passat geschützte Plätze mit exzellent haltendem Ankergrund. Fein gerippelter schwarzer Sand, soweit das Auge unter Wasser reicht. Das freut unseren Bügelanker und sorgt für den gesunden Nachtschlaf, denn gelegentlich pfeifen jaulende und heulende Fallböen aus den Tälern. Hier gibt es sie noch, die Einsamkeit pur. Keine Hotelbauten an Land, keine Jetskis, keine RIB’s, kaum Touristen, höchstens ein paar Wanderer, oder eine Handvoll Badegäste hier und dort. Gelegentlich sehen wir einige Neohippies in einer der zahllosen Höhlen in den Steilwänden, die sie sich als Wohnsitz hübsch zurecht gemacht haben, um allein, mit Freunden, oder der Familie ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. An der »Playa Chinguarime« lasse ich (M), eher aus Langeweile während eines heftigen Regengusses, die Präzisionsoptik meines ehrwürdigen »Hensoldt 7x50« über die umliegenden Steilwände gleiten. Und dann sehe ich ihn, in einem der Höhleneingänge: Ein lückenlos braungebrannter, durchtrainierter Kerl (≥2m), mit einem respekteinflößenden Schopf blonder Rastafilzlocken. Er steht dort, jogimäßig, auf dem Kopf, und macht dabei gleichzeitig Spagat, absolut regungslos, wie eine Staue. Er ist splitterfasernackt…
Im Endeffekt zieht es uns auch immer wieder vor das Meditationszentrum in »Valle Gran Rey«. Gesund einkaufen kann man da gleich am Hafen in Vueltas, einem der drei Ortschaften im Tal. Ein neu erworbener Chip von Movistar bringt uns nun sogar 4G Internet an Bord. Einen Grund von hier wegzusegeln sehen wir eigentlich nicht. Zwanzig Stunden, oder mehr nach Las Palmas zurück prügeln, gegen den derzeit beständig wehenden Passat? Zwei Reffs im Groß, dazu die kleine Stagfock, das Vorschiff alle 20 Sekunden bis zum Mast unter Wasser? Schwer seekrank auf dem Salonboden liegend die Seele aus dem Körper k…? Nee, besser nicht. Lieber noch ein paar Tage verstreichen lassen, oder ein paar Wochen, vor Anker. Einfach so der freundlichen, kleinen Brandung lauschen, die sanft auf den schwarzen Kieselstrand schwappt, oder dem leisen Harfen des Windes im Rigg der VERA…
Sonst noch etwas? Ach ja: Unlängst haben wir eine ganze Woche in der Marina in San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera, verbracht. Verglichen mit St. Cruz, der alten Stadt auf La Palma ein eher belangloses Nest mit wenig erwähnenswerter Gastronomie. Cristobal Colón stach, der Überlieferung nach, bei seiner ersten Atlantiküberquerung nach Hispaniola von San Sebastian aus in See. Dementsprechend gibt es auch hier wieder eine »Casa Colón«, ein hübsch hergerichtetes Kolumbus Museum und eine stattliche Kirche, in der Colón sein letztes Gebet verrichtet haben soll, wie schon auf Gran Canaria, La Palma und Madeira. Was muss, das muss.
Die Marina in San Sebastian ist gut geschützt, sauber und aufgeräumt. Dennoch fühlten wir uns unwohl, eingeklemmt zwischen ständig ein- und auslaufenden Chartereimern mit deutschen Männercrews oder osteuropäischen Großfamilien, die Kommandos über drei Stationen vom Skipper auf das Vordeck brüllen, und bei steifer Briese keine Fender draußen haben. Merkwürdig: In letzter Zeit fällt es uns deutlich schwerer, tragfähige Kontakte zu knüpfen. Die Blauwasserfraktion der Saison 2016 segelt schon seit Monaten glücklich in der warmen Karibik. Lateinamerikaaspiranten haben wir bisher noch keine getroffen. Nur Charterboote, mehr Charterboote und verschrobene deutsche Dauerlieger, die lieber unter sich bleiben und niemals auslaufen.
Die alte Plaza, mit den urigen Cafés, die wir von unserem ersten Besuch in 2002 als so traumhaft in Erinnerung hatten gibt es nicht mehr. Wegen der »Cruiseshipdays« hat man alles mit Trivialbauten zubetoniert und mit Trivialpflaster zugepflastert. Sportgeschäfte, Boutiquen, und unauthentische Cafés, die ein, oder zweimal die Woche für wenige Stunden von 3000 Touristen gleichzeitig heimgesucht werden. Immerhin lässt es sich noch herrlich wandern, auch gleich aus dem Ort heraus. Dennoch ergänzen wir unsere Eindrücke erneut mit Hilfe eines Mietautos (SEAT Ibiza, sehr rot, sehr fein), mit dem wir in drei Tagen über 450km auf La Gomeras absolut perfekt geteerte Straßen rollen. EU-Geld. Damit hat man auch die zahlreichen »Miradore« finanziert. Aufwendige Aussichtsplattformen in exponierter Lage und extravaganter Architektur, die niemand braucht. Das ganze Dilemma jeder Form von staatlich betriebener Gastronomie wird besonders am Beispiel eines von César Manrique entworfenen Restaurants in den Bergen deutlich. Die Lage könnte spektakulärer nicht sein. Der Blick aus dem panoramaverglasten Gastraum hinab in das Valle Gran Rey muss wie aus dem Luftschiff sein. Leider bleibt das Restaurant geschlossen. Warum sich der Betrieb nicht lohnen soll, erschließt sich dem Uneingeweihten nicht. Egal. Für uns bringen Straßen und Mietwagen sehr interessante Kontraste: Vormittags wandern wir in strömendem Regen und Nebel bei 10 Grad durch den knorzigen und verfilzten Regenwald im Nationalpark im Herzen der Insel. Mittags dann sitzen wir im verschlafenen Playa Santiago beim delikaten Thunfischsashimi bei 25 Grad in der Sonne, und blicken hinaus auf das schon beinahe unglaubwürdig blaue Meer.
Im »Cacatua«, unserem derzeitigen Lieblingscafé in Valle Gran Rey, lesen wir im schnoddrigen »Valle Boten« noch ein paar Dinge: Seit der Immobilienkrise 2008 hat die lokale Bauindustrie, nach einer Dekade des wilden Appartementbaubooms, nur noch wenig zu tun. Also beantragte man u.a. EU-Gelder zur Eindeichung der »Barancas«. »Barancas«? Auf Gomera regnet es wenig, aber wenn, dann kräftig. Seit Äonen fließt das Wasser dann in reißenden Bächen die Hänge des Vulkanes hinab, tiefe Täler grabend, munter mäandernd und bei jedem Regen ein wenig anders. Darauf waren die Einwohner früher eingerichtet. Die Feuchtigkeit machte die »Barancas« zu überaus fruchtbaren Tälern mit üppiger, sattgrüner Vegetation. Doch nun hilft die EU den lokalen Baubaronen beim reich werden. Mit viel Beton baute man in Valle Gran Rey im ersten Bauabschnitt einen monströsen Abwasserkanal durch die herrliche »Baranca«. Beim ersten großen Regen entstand deshalb ein reißender Strom, der den berühmten schwarzen Strand zwischen Vueltas und La Calera ins Meer schwemmte. Im zweiten Bauabschnitt baute man nun monströse Staustufen ein. Das hat nicht geholfen, denn beim nächsten große Regen gefiel es dem Wasser, eine ganz neue »Baranca« zu graben, neben dem neuen Kanal. Im dritten Bauabschnitt soll dort nun nachbetoniert werden, in einer aufwendigeren, modifizierten Bauweise… Mit den Millionen hätte man auch für ALLE Bauarbeiterfamilien der Insel ein hohes, bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren können. Und das für immer. Und die »Baranca« im Tal wäre noch immer ein üppig grünes, wildes Paradies. Ach, übrigens: Die beiden letzten Präsidenten des Inselparlamentes hat man wegen Korruption und Vetternwirtschaft zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie wegen Verjährung allerdings nie antreten werden.
Oh ihr EU-Millionen: Wie viel schönes und sinnvolles könnte man damit tun? Ein verlassenes Dorf in den Bergen in traditioneller Bauweise sensibel wieder aufbauen? Freiwillige suchen und auf den noch lesbaren, aber seit langem brach liegenden Terrassen der Guanchenbauern Ökogemüse anbauen? Das wäre doch toll. Oder ein nachhaltiges Energiekonzept für diese sonnenüberflutete und vom Wind gepeitschte Insel umsetzen, statt in San Sebastian ein saudreckiges E-Werk mit subventioniertem Diesel zu betreiben?
Noch ist nicht alles zu spät. Landschaftlich ist die Insel ein Traum. Sehr abwechslungsreich und vergleichsweise wenig zersiedelt. Der für 40 Mio. Euro neu gebaute Flughafen (Bauzeit 20 Jahre, fertig seit vielen Jahren), wird bisher nicht angeflogen. Die teuerste Cafeteria der Welt, so sagt man. EU-Geld. Noch kann man also nicht von Massentourismus sprechen. Kommt also hierher, bevor es zu spät ist. Von Teneriffa aus fahren Fähren nach La Gomera. Appartements finden sich bei RBB, oder so. Oder den Aloe Vera Händler im Seitental über dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey fragen. Der vermietet sehr schöne Zimmer…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - »Unsere« Ankerbuchten an der Südküste La Gomeras

2 - Die einsame »Playa Chinguarime«, bisher noch ganz ohne Abwasserkanal… Rechts geht es zu den Höhlen.

3 - Die verlassene Fischfabrik in der »Cala Cantera«

4 - »Cruiseshipday« in San Sebastian. Im Hintergrund die kleine, gut geführte Marina.

5 - Hier, unter den alten Bäumen, war früher (2002) ein authentisches Café mit Blick auf’s Meer. Nun steht u.a. dieser triviale Kasten davor, mit sinnlosen Geschäften, die nur an »Cruiseshipdays« geöffnet sind…

6 - Der »Mirador« mit Restaurant von César Manrique mit Blick hinab durch das ganze Valle Gran Rey. Für den Staat lohnt sich die Bewirtschaftung trotz bester Voraussetzungen offensichtlich nicht.

7 - El Hierro, die Nachbarinsel von La Gomera in den Wolken, 40 Seemeilen entfernt.

8 - La Gomera: Da wo der Wald noch wild ist.

B und ich (M) ankern mit der VERA entlang der Südküste La Gomeras in Ruhe vor uns hin. »Playa de la Roja«, »Playa Chinguarime«, »Cala Cantera«, alles wunder wunderschöne, gut vor dem vorherrschenden NE Passat geschützte Plätze mit exzellent haltendem Ankergrund. Fein gerippelter schwarzer Sand, soweit das Auge unter Wasser reicht. Das freut unseren Bügelanker und sorgt für den gesunden Nachtschlaf, denn gelegentlich pfeifen jaulende und heulende Fallböen aus den Tälern. Hier gibt es sie noch, die Einsamkeit pur. Keine Hotelbauten an Land, keine Jetskis, keine RIB’s, kaum Touristen, höchstens ein paar Wanderer, oder eine Handvoll Badegäste hier und dort. Gelegentlich sehen wir einige Neohippies in einer der zahllosen Höhlen in den Steilwänden, die sie sich als Wohnsitz hübsch zurecht gemacht haben, um allein, mit Freunden, oder der Familie ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. An der »Playa Chinguarime« lasse ich (M), eher aus Langeweile während eines heftigen Regengusses, die Präzisionsoptik meines ehrwürdigen »Hensoldt 7x50« über die umliegenden Steilwände gleiten. Und dann sehe ich ihn, in einem der Höhleneingänge: Ein lückenlos braungebrannter, durchtrainierter Kerl (≥2m), mit einem respekteinflößenden Schopf blonder Rastafilzlocken. Er steht dort, jogimäßig, auf dem Kopf, und macht dabei gleichzeitig Spagat, absolut regungslos, wie eine Staue. Er ist splitterfasernackt…
Im Endeffekt zieht es uns auch immer wieder vor das Meditationszentrum in »Valle Gran Rey«. Gesund einkaufen kann man da gleich am Hafen in Vueltas, einem der drei Ortschaften im Tal. Ein neu erworbener Chip von Movistar bringt uns nun sogar 4G Internet an Bord. Einen Grund von hier wegzusegeln sehen wir eigentlich nicht. Zwanzig Stunden, oder mehr nach Las Palmas zurück prügeln, gegen den derzeit beständig wehenden Passat? Zwei Reffs im Groß, dazu die kleine Stagfock, das Vorschiff alle 20 Sekunden bis zum Mast unter Wasser? Schwer seekrank auf dem Salonboden liegend die Seele aus dem Körper k…? Nee, besser nicht. Lieber noch ein paar Tage verstreichen lassen, oder ein paar Wochen, vor Anker. Einfach so der freundlichen, kleinen Brandung lauschen, die sanft auf den schwarzen Kieselstrand schwappt, oder dem leisen Harfen des Windes im Rigg der VERA…
Sonst noch etwas? Ach ja: Unlängst haben wir eine ganze Woche in der Marina in San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera, verbracht. Verglichen mit St. Cruz, der alten Stadt auf La Palma ein eher belangloses Nest mit wenig erwähnenswerter Gastronomie. Cristobal Colón stach, der Überlieferung nach, bei seiner ersten Atlantiküberquerung nach Hispaniola von San Sebastian aus in See. Dementsprechend gibt es auch hier wieder eine »Casa Colón«, ein hübsch hergerichtetes Kolumbus Museum und eine stattliche Kirche, in der Colón sein letztes Gebet verrichtet haben soll, wie schon auf Gran Canaria, La Palma und Madeira. Was muss, das muss.
Die Marina in San Sebastian ist gut geschützt, sauber und aufgeräumt. Dennoch fühlten wir uns unwohl, eingeklemmt zwischen ständig ein- und auslaufenden Chartereimern mit deutschen Männercrews oder osteuropäischen Großfamilien, die Kommandos über drei Stationen vom Skipper auf das Vordeck brüllen, und bei steifer Briese keine Fender draußen haben. Merkwürdig: In letzter Zeit fällt es uns deutlich schwerer, tragfähige Kontakte zu knüpfen. Die Blauwasserfraktion der Saison 2016 segelt schon seit Monaten glücklich in der warmen Karibik. Lateinamerikaaspiranten haben wir bisher noch keine getroffen. Nur Charterboote, mehr Charterboote und verschrobene deutsche Dauerlieger, die lieber unter sich bleiben und niemals auslaufen.
Die alte Plaza, mit den urigen Cafés, die wir von unserem ersten Besuch in 2002 als so traumhaft in Erinnerung hatten gibt es nicht mehr. Wegen der »Cruiseshipdays« hat man alles mit Trivialbauten zubetoniert und mit Trivialpflaster zugepflastert. Sportgeschäfte, Boutiquen, und unauthentische Cafés, die ein, oder zweimal die Woche für wenige Stunden von 3000 Touristen gleichzeitig heimgesucht werden. Immerhin lässt es sich noch herrlich wandern, auch gleich aus dem Ort heraus. Dennoch ergänzen wir unsere Eindrücke erneut mit Hilfe eines Mietautos (SEAT Ibiza, sehr rot, sehr fein), mit dem wir in drei Tagen über 450km auf La Gomeras absolut perfekt geteerte Straßen rollen. EU-Geld. Damit hat man auch die zahlreichen »Miradore« finanziert. Aufwendige Aussichtsplattformen in exponierter Lage und extravaganter Architektur, die niemand braucht. Das ganze Dilemma jeder Form von staatlich betriebener Gastronomie wird besonders am Beispiel eines von César Manrique entworfenen Restaurants in den Bergen deutlich. Die Lage könnte spektakulärer nicht sein. Der Blick aus dem panoramaverglasten Gastraum hinab in das Valle Gran Rey muss wie aus dem Luftschiff sein. Leider bleibt das Restaurant geschlossen. Warum sich der Betrieb nicht lohnen soll, erschließt sich dem Uneingeweihten nicht. Egal. Für uns bringen Straßen und Mietwagen sehr interessante Kontraste: Vormittags wandern wir in strömendem Regen und Nebel bei 10 Grad durch den knorzigen und verfilzten Regenwald im Nationalpark im Herzen der Insel. Mittags dann sitzen wir im verschlafenen Playa Santiago beim delikaten Thunfischsashimi bei 25 Grad in der Sonne, und blicken hinaus auf das schon beinahe unglaubwürdig blaue Meer.
Im »Cacatua«, unserem derzeitigen Lieblingscafé in Valle Gran Rey, lesen wir im schnoddrigen »Valle Boten« noch ein paar Dinge: Seit der Immobilienkrise 2008 hat die lokale Bauindustrie, nach einer Dekade des wilden Appartementbaubooms, nur noch wenig zu tun. Also beantragte man u.a. EU-Gelder zur Eindeichung der »Barancas«. »Barancas«? Auf Gomera regnet es wenig, aber wenn, dann kräftig. Seit Äonen fließt das Wasser dann in reißenden Bächen die Hänge des Vulkanes hinab, tiefe Täler grabend, munter mäandernd und bei jedem Regen ein wenig anders. Darauf waren die Einwohner früher eingerichtet. Die Feuchtigkeit machte die »Barancas« zu überaus fruchtbaren Tälern mit üppiger, sattgrüner Vegetation. Doch nun hilft die EU den lokalen Baubaronen beim reich werden. Mit viel Beton baute man in Valle Gran Rey im ersten Bauabschnitt einen monströsen Abwasserkanal durch die herrliche »Baranca«. Beim ersten großen Regen entstand deshalb ein reißender Strom, der den berühmten schwarzen Strand zwischen Vueltas und La Calera ins Meer schwemmte. Im zweiten Bauabschnitt baute man nun monströse Staustufen ein. Das hat nicht geholfen, denn beim nächsten große Regen gefiel es dem Wasser, eine ganz neue »Baranca« zu graben, neben dem neuen Kanal. Im dritten Bauabschnitt soll dort nun nachbetoniert werden, in einer aufwendigeren, modifizierten Bauweise… Mit den Millionen hätte man auch für ALLE Bauarbeiterfamilien der Insel ein hohes, bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren können. Und das für immer. Und die »Baranca« im Tal wäre noch immer ein üppig grünes, wildes Paradies. Ach, übrigens: Die beiden letzten Präsidenten des Inselparlamentes hat man wegen Korruption und Vetternwirtschaft zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie wegen Verjährung allerdings nie antreten werden.
Oh ihr EU-Millionen: Wie viel schönes und sinnvolles könnte man damit tun? Ein verlassenes Dorf in den Bergen in traditioneller Bauweise sensibel wieder aufbauen? Freiwillige suchen und auf den noch lesbaren, aber seit langem brach liegenden Terrassen der Guanchenbauern Ökogemüse anbauen? Das wäre doch toll. Oder ein nachhaltiges Energiekonzept für diese sonnenüberflutete und vom Wind gepeitschte Insel umsetzen, statt in San Sebastian ein saudreckiges E-Werk mit subventioniertem Diesel zu betreiben?
Noch ist nicht alles zu spät. Landschaftlich ist die Insel ein Traum. Sehr abwechslungsreich und vergleichsweise wenig zersiedelt. Der für 40 Mio. Euro neu gebaute Flughafen (Bauzeit 20 Jahre, fertig seit vielen Jahren), wird bisher nicht angeflogen. Die teuerste Cafeteria der Welt, so sagt man. EU-Geld. Noch kann man also nicht von Massentourismus sprechen. Kommt also hierher, bevor es zu spät ist. Von Teneriffa aus fahren Fähren nach La Gomera. Appartements finden sich bei RBB, oder so. Oder den Aloe Vera Händler im Seitental über dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey fragen. Der vermietet sehr schöne Zimmer…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - »Unsere« Ankerbuchten an der Südküste La Gomeras

2 - Die einsame »Playa Chinguarime«, bisher noch ganz ohne Abwasserkanal… Rechts geht es zu den Höhlen.

3 - Die verlassene Fischfabrik in der »Cala Cantera«

4 - »Cruiseshipday« in San Sebastian. Im Hintergrund die kleine, gut geführte Marina.

5 - Hier, unter den alten Bäumen, war früher (2002) ein authentisches Café mit Blick auf’s Meer. Nun steht u.a. dieser triviale Kasten davor, mit sinnlosen Geschäften, die nur an »Cruiseshipdays« geöffnet sind…

6 - Der »Mirador« mit Restaurant von César Manrique mit Blick hinab durch das ganze Valle Gran Rey. Für den Staat lohnt sich die Bewirtschaftung trotz bester Voraussetzungen offensichtlich nicht.

7 - El Hierro, die Nachbarinsel von La Gomera in den Wolken, 40 Seemeilen entfernt.

8 - La Gomera: Da wo der Wald noch wild ist.

016 - NOTIZEN VON LA PALMA / TEIL II
03/03/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Anfang März 2017. Die VERA und ihre Crew liegen wieder an ihrem Lieblingsplatz vor Anker: Vor dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey, La Gomera. Nach ereignisreiche Wochen auf La Palma und in Berlin erholen (jawohl) wir uns an diesem herrlichen Platz, sortieren unsere Gedanken und lassen den Karneval aus, der in diesen Tagen mit Urgewalt über diese Inseln tobt. Es gibt nichts schöneres, als einförmige Tage vor Anker: Viel Schlaf, sorgfältig kochen, langsam essen, gute Literatur, Zeit für überfällige Dehnübungen, samtig blauschwarzes Wasser zum schwimmen um ein sanft rollendes Boot; sehr kühl aber sehr, sehr angenehm. Viel, viel Privatsphäre, ganz anders, als in einer wurbeligen Marina. Zeit zum denken: Wo kommen wir her, wo wollen wir hin?
Im Rückblick hatte La Palma viel zu bieten. Nach unserer zweiwöchigen Exkursion nach Berlin Ende Januar trafen wir uns hier mit M’s lieber Verwandtschaft aus dem Altmühltal. Gemeinsam mit Cousin Christian und seiner Gemahlin Gitti und einem nagelneuen Citroen C1 von AVIS erkundeten wir die Insel längs, rund und quer, und erwandern uns sehenswerte Meilen. Ausgangs- und Endpunkt jeder Tour ist immer die romantische Altstadt von Santa Cruz, wo unsere Attenzeller ein hübsches Appartement gemietet haben, und die VERA in der schaukeligen, aber nicht unsympathischen »Marina La Palma« an ihren Leinen zerrt.
Highlights? Z.B. der Pico de La Nieve, an die 2.400 Meter über dem Meer. Wir erwischen einen kühlen, glasklaren, schwachwindigen Tag, und genießen am Gipfel eine denkwürdige Brotzeit im Windschatten einer kleinen, ein wenig aufgemauerten Mulde. Die geographische und klimatische Situation der Insel sorgt dafür, das sich Wolken meistens zwischen 1.000 und 2.000 Metern bilden. So liegen die uralten Wälder an den Hängen oft im feuchten Nebel, während die Gipfel über die Wolkendecke hinausragen. Die Luft ist sauber, der Blick reicht weit. Rekordverdächtig weit. Die sauberste Luft der Welt, so sagt man. Und dunkel ist es, in der Nacht. Keine Ortschaften weit und breit, kein Lichtsmog nirgends. Aus diesem Grunde suchen Wissenschaftler aus aller Welt hier am »Roque de Los Muchachos« über der »Caldera de Taburiente« mit Hilfe von High Tech Gerätschaften aller Art nach dem Woher und dem Wohin der Menschheit. Das hier oben montierte »Gran Telescopio Canarias« (GranTeCan or GTC), ist mit einem Spiegeldurchmesser von 10.4 m sogar das derzeit größte Spiegelteleskop der Welt.
Noch etwas? Ach ja: Wanderer, wenn Du nach St. Cruz kommst, so diniere dort im »RESTAURANTE ENRICLAI«, in der »Calle Doctor Santos Abreu N°2«. Ohne Reservierung, am besten eine Woche zuvor (Tel: 0034 - 680203290), braucht man allerdings nicht versuchen, einen der fünf Tische zu bekommen. Ein Menü gibt es nicht. Die kapriziöse Chefin lässt auftragen, was sich frisch auf dem Markt, beim Bauern, oder beim lokalen Winzer fand. Die Qualität ist phenomenal, der Preis dagegen absolut moderat.
Mist? Citroen C1: Recht hübsch und spritzig, aber stinkt innen wie die Pest nach Lösungsmitteln. Zum schlecht werden, gerade in den hier lebenden Serpentinen. Miese Sitze. Da baut VW doch weitaus besseres.
Unsere Pläne? Es ist schön hier auf La Gomera. Nächste Woche schauen wir mal, ob uns St. Sebastian, der Hauptort auf der Südostseite der Insel noch immer so gut gefällt, wie damals im Jahre 2002… Und dann? Zurück nach Las Palmas / Gran Canaria, zum basteln. Am besten bei Südwind. Der kommt irgendwann. Wir haben Zeit.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Observatorien am »Roque de Los Muchachos«

2 - Im hohen Wald

3 - Nach dem Waldbrand

4 - Farbenpracht

5 - M bei der Arbeit

6 - Portugiesische Galeere, gestrandet.

7 - Zurück daheim, Nachbarboot vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

Anfang März 2017. Die VERA und ihre Crew liegen wieder an ihrem Lieblingsplatz vor Anker: Vor dem Meditationszentrum in Valle Gran Rey, La Gomera. Nach ereignisreiche Wochen auf La Palma und in Berlin erholen (jawohl) wir uns an diesem herrlichen Platz, sortieren unsere Gedanken und lassen den Karneval aus, der in diesen Tagen mit Urgewalt über diese Inseln tobt. Es gibt nichts schöneres, als einförmige Tage vor Anker: Viel Schlaf, sorgfältig kochen, langsam essen, gute Literatur, Zeit für überfällige Dehnübungen, samtig blauschwarzes Wasser zum schwimmen um ein sanft rollendes Boot; sehr kühl aber sehr, sehr angenehm. Viel, viel Privatsphäre, ganz anders, als in einer wurbeligen Marina. Zeit zum denken: Wo kommen wir her, wo wollen wir hin?
Im Rückblick hatte La Palma viel zu bieten. Nach unserer zweiwöchigen Exkursion nach Berlin Ende Januar trafen wir uns hier mit M’s lieber Verwandtschaft aus dem Altmühltal. Gemeinsam mit Cousin Christian und seiner Gemahlin Gitti und einem nagelneuen Citroen C1 von AVIS erkundeten wir die Insel längs, rund und quer, und erwandern uns sehenswerte Meilen. Ausgangs- und Endpunkt jeder Tour ist immer die romantische Altstadt von Santa Cruz, wo unsere Attenzeller ein hübsches Appartement gemietet haben, und die VERA in der schaukeligen, aber nicht unsympathischen »Marina La Palma« an ihren Leinen zerrt.
Highlights? Z.B. der Pico de La Nieve, an die 2.400 Meter über dem Meer. Wir erwischen einen kühlen, glasklaren, schwachwindigen Tag, und genießen am Gipfel eine denkwürdige Brotzeit im Windschatten einer kleinen, ein wenig aufgemauerten Mulde. Die geographische und klimatische Situation der Insel sorgt dafür, das sich Wolken meistens zwischen 1.000 und 2.000 Metern bilden. So liegen die uralten Wälder an den Hängen oft im feuchten Nebel, während die Gipfel über die Wolkendecke hinausragen. Die Luft ist sauber, der Blick reicht weit. Rekordverdächtig weit. Die sauberste Luft der Welt, so sagt man. Und dunkel ist es, in der Nacht. Keine Ortschaften weit und breit, kein Lichtsmog nirgends. Aus diesem Grunde suchen Wissenschaftler aus aller Welt hier am »Roque de Los Muchachos« über der »Caldera de Taburiente« mit Hilfe von High Tech Gerätschaften aller Art nach dem Woher und dem Wohin der Menschheit. Das hier oben montierte »Gran Telescopio Canarias« (GranTeCan or GTC), ist mit einem Spiegeldurchmesser von 10.4 m sogar das derzeit größte Spiegelteleskop der Welt.
Noch etwas? Ach ja: Wanderer, wenn Du nach St. Cruz kommst, so diniere dort im »RESTAURANTE ENRICLAI«, in der »Calle Doctor Santos Abreu N°2«. Ohne Reservierung, am besten eine Woche zuvor (Tel: 0034 - 680203290), braucht man allerdings nicht versuchen, einen der fünf Tische zu bekommen. Ein Menü gibt es nicht. Die kapriziöse Chefin lässt auftragen, was sich frisch auf dem Markt, beim Bauern, oder beim lokalen Winzer fand. Die Qualität ist phenomenal, der Preis dagegen absolut moderat.
Mist? Citroen C1: Recht hübsch und spritzig, aber stinkt innen wie die Pest nach Lösungsmitteln. Zum schlecht werden, gerade in den hier lebenden Serpentinen. Miese Sitze. Da baut VW doch weitaus besseres.
Unsere Pläne? Es ist schön hier auf La Gomera. Nächste Woche schauen wir mal, ob uns St. Sebastian, der Hauptort auf der Südostseite der Insel noch immer so gut gefällt, wie damals im Jahre 2002… Und dann? Zurück nach Las Palmas / Gran Canaria, zum basteln. Am besten bei Südwind. Der kommt irgendwann. Wir haben Zeit.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Observatorien am »Roque de Los Muchachos«

2 - Im hohen Wald

3 - Nach dem Waldbrand

4 - Farbenpracht

5 - M bei der Arbeit

6 - Portugiesische Galeere, gestrandet.

7 - Zurück daheim, Nachbarboot vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

015 - NOTIZEN VON LA PALMA
21/01/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!
3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz

Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!

3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz

014 - VALLE GRAN REY / LA GOMERA
15/01/17 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Valle Gran Rey, an der Westküste La Gomeras. Drei Tage entspannte Segelei, meist »downwind« brachten uns hierher, mit nächtlichen Zwischenstops vor Anker an Gran Canaria‘s wilder Nordwestküste und an Teneriffas dicht betonierter Südküste, belohnt vom Glühen der Spitze des Pico del Teide im letzten Abendlicht.
Valle Gran Rey: Ein von der Natur bevorzugtes, fruchtbares Tal, benannt nach dem letzten großen Guanchen Häuptling Hupalupa, der in dieser Gegend bis zuletzt Widerstand leistete, gegen ein übermächtiges Spanien und seine Missionare. Guanchen sollen friedfertige Menschen gewesen sein, die erst viel zu spät daran gingen, ihre Heimat gegen die Eroberer zu verteidigen. Heute ist Ihre Kultur nicht mehr, es sei denn in einigen wenigen sprachlichen Wendungen und kulturellen Bräuchen. Das »Silbo«, eine Art Minimalsprache aus Pfeiftönen, mit denen man sich auch auf große Distanzen verständigen kann, wird noch heute auf La Gomera an den Schulen gelehrt…
Wir ankern vor dem Hafen von Vueltas, eines der drei Dörfer im Tal. Vertikale Felswände ragen aus dunkelblauem, glasklaren Wasser. Beim schnorcheln sehen wir fein gerippelten, dunkelgrauen Sand bis zum Horizont. Der Anker sitzt. Das ist gut, denn der Wetterbericht lässt eine Weiterfahrt nach La Palma in den nächsten Tagen wenig ratsam erscheinen. Zu viel Wind in der Düse zwischen den hohen Inseln. Gegenan in hoher See? Besser nicht. Wir brauchen hier nichts kaputt machen, das wir dann wieder mühsam zusammenflicken müssten… Die Entscheidung zu bleiben fällt leicht, trotz der leichten Dünung, die die VERA gelegentlich heftig rollen lässt.
Hinter einer gewaltig überdimensionierten, nagelneuen Kaimauer mit »Cruiseship Terminal«, die schon von weitem nach (sehr viel) EU - Geld aussieht, aber offensichtlich nie genutzt wird liegt die Ortschaft Vueltas. Im klaren Morgenlicht leuchten würfelige weiße, ockerfarbige oder ochsenblutrote Häuser. Wir bringen BOUNCE zu Wasser und setzen über. Im kleinen Fischerhafen, hinter der alten, romantischeren Hafenmauer aus Steinquadern liegen etliche Yachten und rüsten für den Atlantik. Nicht die wohlhabende Klientel. Keine perfekt gepflegten Superyachten, wie in Las Palmas. Diese hier sind aus Stahl oder Holz oder von James Wharram, in allen Farben gestrichen, mit Riggs aus Telegrafenmasten und verzinktem Draht, selbst gebauten Selbststeueranlagen und büschelweise Bananen am Achterstag. Proviant für den langen Schlag. Das Liegegeld ist nicht der Rede wert. Ein guter Platz für »no budget sailors«.
Wir binden BOUNCE an einer langen Leiter an der hohen Kaimauer an und klettern hinauf. Oben findet sich sogleich ein hübsches Café, mit Blick auf die VERA. Und WIFI gibt es auch. Draussen an Bord hatten wir nicht mal ein GSM Signal. Alles paletti, oder? Bei näherem hinhören, fällt uns auf, das ALLE Touristen hier auf deutsch kommunizieren und auch so aussehen. Das ist seltsam. Wir besichtigen das Dorf. ALLE Läden scheinen deutschen Bürgern zu gehören. Beim Bäcker und beim Metzger hängen die deutschen Meisterbriefe gleich am Eingang. Wir kaufen natürlich als erstes ein fettes Krustenbrot. In der Redaktion des »Valle Boten« liegen einige Probeexemplare. Beim flüchtigen Überfliegen einiger Zeilen wird klar, das Valle Gran Rey eine deutsche Exklave ist, die in den 70er Jahren von abenteuerlustigen deutschen Hippies gegründet wurde. Viele blieben und für die ist diese Zeitung da. In wohlgewählten Worten wird dort betrauert, das in jedem Jahr mehr und mehr von den fiesen »Teneriffa Touristen« einfallen und alles hier kaputt fressen. Das hat inzwischen selbst der letzte aus seiner Schnabeltasse trinkende Kräutergärtner kapiert. Man wird sehr bald mobil machen müssen, sonst droht ein Massensterben aller Werte für die wir hier stehen etc. etc…
Am nächsten Tag ist das Café am Hafen geschlossen. Das nächste, hübsch aussehende Cafe gehört deutschen. Zwei entzückende und supernette deutsche Kellnerinnen bedienen deutsche Touristen. Wir fühlen uns gleich wie zuhause und lesen den »Valle Boten«. Später erwandern wir uns ein wildes Seitental. Dabei passieren wir ein deutsches Meditationszentrum, laut deutschsprachiger Tafel am Eingang ein Ort der Stille und inneren Einkehr. Einige deutsche Paare mittleren Alters und schweren Rollkoffern sind soeben beim Einchecken. Eine deutschsprachige Hinweistafel erklärt die verschiedenen Früchte, die hier im Garten des Meditationszentrums kultiviert werden. Alles sehr geschmackvoll gemacht. Weiter oben im Tal spricht uns ein sehr netter deutscher »Aloe Vera« Händler an, der hier mit seiner deutschen Frau eine traumhaft schön gelegene Finca besitzt. Natürlich kaufen wir ein paar Fläschchen, schon weil ihm gerade ein Probefläschchen geklaut worden ist. Er hat eine fiese, unfreundliche ostdeutsche Touristin im Verdacht, die sich vorhin darüber beschwerte, das er heute gerade keine Finca Führung anbietet… Na ja.
Einen weiteren Tag verbringen wir zurückgezogen an Bord. Schwimmen, Earl Grey trinken, kochen, lesen, Mittagsschlaf, die kleine Bastelei zwischendurch und ausgiebig Gitarre. Luxus pur. Wir liegen direkt vor dem Meditationszentrum. Am Abend findet dort ein kleines, intimes Rock Konzert statt. Die Boxen stehen gut und der Schalldruck auf unserem Brückendeck ist gerade perfekt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und sind witzig drauf. Alles guter Gitarrenrock aus den 70ern und frühen 80ern, sauber vorgetragen. Klasse. In der Nacht kommt Wind aus Süd, teilweise Südwest. Hoher Seegang beginnt in die Bucht hinein zu stehen. Wir müssen weg. Weiter nach La Palma. Bei dieser Windrichtung wieder ein heißer Ritt, genau platt vor den Laken. Im Morgengrauen sieht man kaum die Hand vor Augen und auch die Zähne knirschen. Sandsturm. La Gomeras Westküste haben wir nach zwei Meilen außer Sicht. Voraus nur Dunst. Nichts zu sehen. Mal sehen, was kommt.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / inzwischen heil in der Marina Tazacorte / La Gomera / Spanien
1 - VERA vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

2 - Vollmond

3 - Das Café mit Blick auf die VERA

4 - Kapelle im Tal

5 - Das Meditationszentrum

6 - Die Hinweistafel

7 - Hinauf im Seitental

8 - Das romantische kleine Cruise Ship Terminal

9 - »Co« finanziert von der EU

10 - Die Route von Las Palmas nach Valle Gran Rey

Valle Gran Rey, an der Westküste La Gomeras. Drei Tage entspannte Segelei, meist »downwind« brachten uns hierher, mit nächtlichen Zwischenstops vor Anker an Gran Canaria‘s wilder Nordwestküste und an Teneriffas dicht betonierter Südküste, belohnt vom Glühen der Spitze des Pico del Teide im letzten Abendlicht.
Valle Gran Rey: Ein von der Natur bevorzugtes, fruchtbares Tal, benannt nach dem letzten großen Guanchen Häuptling Hupalupa, der in dieser Gegend bis zuletzt Widerstand leistete, gegen ein übermächtiges Spanien und seine Missionare. Guanchen sollen friedfertige Menschen gewesen sein, die erst viel zu spät daran gingen, ihre Heimat gegen die Eroberer zu verteidigen. Heute ist Ihre Kultur nicht mehr, es sei denn in einigen wenigen sprachlichen Wendungen und kulturellen Bräuchen. Das »Silbo«, eine Art Minimalsprache aus Pfeiftönen, mit denen man sich auch auf große Distanzen verständigen kann, wird noch heute auf La Gomera an den Schulen gelehrt…
Wir ankern vor dem Hafen von Vueltas, eines der drei Dörfer im Tal. Vertikale Felswände ragen aus dunkelblauem, glasklaren Wasser. Beim schnorcheln sehen wir fein gerippelten, dunkelgrauen Sand bis zum Horizont. Der Anker sitzt. Das ist gut, denn der Wetterbericht lässt eine Weiterfahrt nach La Palma in den nächsten Tagen wenig ratsam erscheinen. Zu viel Wind in der Düse zwischen den hohen Inseln. Gegenan in hoher See? Besser nicht. Wir brauchen hier nichts kaputt machen, das wir dann wieder mühsam zusammenflicken müssten… Die Entscheidung zu bleiben fällt leicht, trotz der leichten Dünung, die die VERA gelegentlich heftig rollen lässt.
Hinter einer gewaltig überdimensionierten, nagelneuen Kaimauer mit »Cruiseship Terminal«, die schon von weitem nach (sehr viel) EU - Geld aussieht, aber offensichtlich nie genutzt wird liegt die Ortschaft Vueltas. Im klaren Morgenlicht leuchten würfelige weiße, ockerfarbige oder ochsenblutrote Häuser. Wir bringen BOUNCE zu Wasser und setzen über. Im kleinen Fischerhafen, hinter der alten, romantischeren Hafenmauer aus Steinquadern liegen etliche Yachten und rüsten für den Atlantik. Nicht die wohlhabende Klientel. Keine perfekt gepflegten Superyachten, wie in Las Palmas. Diese hier sind aus Stahl oder Holz oder von James Wharram, in allen Farben gestrichen, mit Riggs aus Telegrafenmasten und verzinktem Draht, selbst gebauten Selbststeueranlagen und büschelweise Bananen am Achterstag. Proviant für den langen Schlag. Das Liegegeld ist nicht der Rede wert. Ein guter Platz für »no budget sailors«.
Wir binden BOUNCE an einer langen Leiter an der hohen Kaimauer an und klettern hinauf. Oben findet sich sogleich ein hübsches Café, mit Blick auf die VERA. Und WIFI gibt es auch. Draussen an Bord hatten wir nicht mal ein GSM Signal. Alles paletti, oder? Bei näherem hinhören, fällt uns auf, das ALLE Touristen hier auf deutsch kommunizieren und auch so aussehen. Das ist seltsam. Wir besichtigen das Dorf. ALLE Läden scheinen deutschen Bürgern zu gehören. Beim Bäcker und beim Metzger hängen die deutschen Meisterbriefe gleich am Eingang. Wir kaufen natürlich als erstes ein fettes Krustenbrot. In der Redaktion des »Valle Boten« liegen einige Probeexemplare. Beim flüchtigen Überfliegen einiger Zeilen wird klar, das Valle Gran Rey eine deutsche Exklave ist, die in den 70er Jahren von abenteuerlustigen deutschen Hippies gegründet wurde. Viele blieben und für die ist diese Zeitung da. In wohlgewählten Worten wird dort betrauert, das in jedem Jahr mehr und mehr von den fiesen »Teneriffa Touristen« einfallen und alles hier kaputt fressen. Das hat inzwischen selbst der letzte aus seiner Schnabeltasse trinkende Kräutergärtner kapiert. Man wird sehr bald mobil machen müssen, sonst droht ein Massensterben aller Werte für die wir hier stehen etc. etc…
Am nächsten Tag ist das Café am Hafen geschlossen. Das nächste, hübsch aussehende Cafe gehört deutschen. Zwei entzückende und supernette deutsche Kellnerinnen bedienen deutsche Touristen. Wir fühlen uns gleich wie zuhause und lesen den »Valle Boten«. Später erwandern wir uns ein wildes Seitental. Dabei passieren wir ein deutsches Meditationszentrum, laut deutschsprachiger Tafel am Eingang ein Ort der Stille und inneren Einkehr. Einige deutsche Paare mittleren Alters und schweren Rollkoffern sind soeben beim Einchecken. Eine deutschsprachige Hinweistafel erklärt die verschiedenen Früchte, die hier im Garten des Meditationszentrums kultiviert werden. Alles sehr geschmackvoll gemacht. Weiter oben im Tal spricht uns ein sehr netter deutscher »Aloe Vera« Händler an, der hier mit seiner deutschen Frau eine traumhaft schön gelegene Finca besitzt. Natürlich kaufen wir ein paar Fläschchen, schon weil ihm gerade ein Probefläschchen geklaut worden ist. Er hat eine fiese, unfreundliche ostdeutsche Touristin im Verdacht, die sich vorhin darüber beschwerte, das er heute gerade keine Finca Führung anbietet… Na ja.
Einen weiteren Tag verbringen wir zurückgezogen an Bord. Schwimmen, Earl Grey trinken, kochen, lesen, Mittagsschlaf, die kleine Bastelei zwischendurch und ausgiebig Gitarre. Luxus pur. Wir liegen direkt vor dem Meditationszentrum. Am Abend findet dort ein kleines, intimes Rock Konzert statt. Die Boxen stehen gut und der Schalldruck auf unserem Brückendeck ist gerade perfekt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und sind witzig drauf. Alles guter Gitarrenrock aus den 70ern und frühen 80ern, sauber vorgetragen. Klasse. In der Nacht kommt Wind aus Süd, teilweise Südwest. Hoher Seegang beginnt in die Bucht hinein zu stehen. Wir müssen weg. Weiter nach La Palma. Bei dieser Windrichtung wieder ein heißer Ritt, genau platt vor den Laken. Im Morgengrauen sieht man kaum die Hand vor Augen und auch die Zähne knirschen. Sandsturm. La Gomeras Westküste haben wir nach zwei Meilen außer Sicht. Voraus nur Dunst. Nichts zu sehen. Mal sehen, was kommt.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / inzwischen heil in der Marina Tazacorte / La Gomera / Spanien
1 - VERA vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

2 - Vollmond

3 - Das Café mit Blick auf die VERA

4 - Kapelle im Tal

5 - Das Meditationszentrum

6 - Die Hinweistafel

7 - Hinauf im Seitental

8 - Das romantische kleine Cruise Ship Terminal

9 - »Co« finanziert von der EU

10 - Die Route von Las Palmas nach Valle Gran Rey

013 - LAS PALMAS ZWISCHEN DEN JAHREN
31/12/16 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Las Palmas, Gran Canaria, zwischen den Jahren 2016 und 2017. Die VERA fest in der »Muelle Deportivo«… Seit zehn Tagen weht es hart aus E - SE, eine Änderung ist nicht in Sicht. Das bringt roten Sand aus der Sahara, der alles an - und unter Deck der VERA einpudert. Saubermachen hat keinen Zweck. Der viele Sand und eine Wintergrippe sind es, die unsere Motivation in Sachen »To-do Liste Südamerika« derzeit überschaubar halten. Einiges haben wir geschafft: Der Autopilot hat jetzt zwei gesunde Antriebe, der Schleppgenerator ist repariert und auch das Rigg steht nach dem Austausch sämtlicher Toggles und Flaschenschrauben wieder recht vertrauenswürdig da. Der Seezaun und die laufenden Backstagen sind neu. Heizung und die Ersatzteile für den Wassermacher lauern leider noch in ihren Kisten…
Gründe für diese Verzögerungen finden sich leicht. Beispiel: Wir wollen das durchgesehene und neu getoggelte Vorstag mit einem neuen Bolzen unten am Bugbeschlag befestigen. Der ist 19mm dick und passt nicht durch. Der alte war eben nur 18mm dick… Mist. Feilen? Das probiere ich zwei Stunden lang, bis die Finger bluten, leider ohne Erfolg. Der Bugkorb ist im Weg. Also abbauen und dann aufbohren? Drei Stunden später ist der Bugkorb ab. Dabei zeigt sich, das die Verkabelungen der Positionslaternen vergammelt sind. Also raus damit und neu verlegt. Das geht ganz leicht und dauert keine vier Stunden, davon drei zusammengefaltet im Ankerkasten… Danach brennen die Positionslaternen abwechselnd für ein paar Sekunden und gehen dann endgültig aus. Was‘n das? Kabelbruch zwischen Anschlussbox und Sicherungstafel? Neue Kabel quer durchs Schiff verlegen würde drei Tage kosten, zu zweit. Supermist. Nach einigem Analysieren mit dem Multimeter finde ich den Fehler in der Kontrollbox, die die Kontrolllämpchen für die Positionslaternen steuert. B und ich können das in einem harten Tag Arbeit mit Hirn und Lötkolben beheben. Schon komisch, das hier mal das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte? Oder doch? Jetzt geht die Ankerwinsch nicht mehr… Möglicherweise habe ich beim Fuhrwerken im Ankerkasten irgendetwas vermasselt? Sch…? Sch…! SCH:::!
Die VERA seetüchtig, ansehnlich und komfortabel zu erhalten (in dieser Reihenfolge) ist ein akkumulativer, im günstigen Fall meditativer Prozess. Hierzu passend: »Zen and the Art of Motorcycle Maintenance« von Robert M. Pirsig 1974. Das wollte ich schon immer mal in Ruhe lesen, und nun hat es B hier zufällig auf den Mülltonnen gefunden…
Zum Glück bietet Las Palmas genug Ablenkung. Gerade in den Wochen vor Weihnachten gibt es viel zu sehen. Dort liegen sie: Die Großsegler CHRISTIAN RADICH aus Norwegen und FALKEN aus Schweden, die ich (M) schon als Kind auf der »Windjammerparade« 1972 in Travemünde mit großen Augen bewundern durfte. Dort drüben, gleich gegenüber an der Tankstelle liegen die ELEONORA und die ELENA, zwei mächtige von Nathanael Herreshoff 1910 entworfene 50 Meter Schoner, und dort, beim großen Gasförmigen, die leibhaftige KIALOA III… Mit dieser (genau wie unsere VERA) im Jahre 1974 von den legendären Brüdern Olin und Rod Stephens entworfenen 25 Meter Rakete beendeten Jim Kilroy und seine Crew das Sydney Hobart Rennen 1975 nach zwei Tagen, 14 Stunden, 36 Minuten und 56 Sekunden. Ein Rekord für die Ewigkeit, der volle 21 Jahre hielt. Apropos, Sydney Hobart: Gerade in diesen Tagen verbesserte die PERPETUAL LOYAL, ein 30 Meter Juan Kouyoumdjian Design von 2008 den aktuellen Rekord auf einen Tag, 13 Stunden, 31 Minuten und 20 Sekunden. Mal sehen wie lange der hält.
Las Palmas, Gran Canaria: 400.000 durchaus zufrieden wirkende, wuselige Einwohner leben und arbeiten in den engen Gassen einer alten, aber hässlichen Stadt mit vielen Hochhäusern, dicht an dicht zwischen einem großen, traditionsreichen, kommerziellen Hafen und einem wunderschönen, von einem alten Riff geschützten Strand, der »Playa de Las Canteras«. Touristen gibt es auch ein paar. Oft kommen sie in kleinen Gruppen von den gigantischen Kreuzfahrtschiffen, die hier an den Tagen der Ein- und Ausschiffung am Kai liegen. Apropos: Lest vorher unbedingt die Verpackungsbeilage. Hier ein erhellender Artikel über einen der Branchenführer.
Es gibt Studien, die belegen wollen, das Las Palmas das angenehmste Klima der Welt aufweist. Und tatsächlich: Unserer Erfahrung nach herrschen gleichmäßig gemäßigte Temperaturen. In diesem Winter regnet es wenig, ist meist sonnig und warm und in der Nacht Kuscheldecken kühl. Ein guter Platz, um an einem Boot zu schrauben, schon weil es für alles »nautische« gut geführte Werkstätten, Läden und Geschäfte gibt. Die Versorgungslage ist fürstlich. Märkte und Läden quellen über vor »Jamón Serrano« in allen Stadien der Reifung, aber auch mit frischem Fisch und Milchprodukten. Obst und Gemüse gibt es überall taufrisch, und in den Supermärkten fühlt man sich wie daheim. Bis auf Tomatenmark gibt es alles und mehr, wenn auch im Schnitt um vielleicht 20% teurer als in D. Las Palmas ist offensichtlich eine Hochburg des Sportes. Die Einwohner tun es in Massen und mit Hingabe, jung, alt, ob Frau oder Mann. Vor dem Hafen toben Opti und Laser Schlachten, und vor dem Strand die Surf, Kayak und »Stand up paddleboard« Regatten. Am Strand spielen sie Volleyball und Paddeltennis, oft auf hohem Niveau. Und auf der Promenade jagen sich lange Reihen von Läufern, den »Fitness tracker« am Oberarm, die Kopfhörer fest auf den Ohren. Das alles hat trotz des unterschwellig noch spürbarem Katholizismus etwas ungezwungen hedonistisches, und strahlt dabei eine gesunde Resilienz gegenüber den Unbilden dieser Welt aus, an der man sich in D. durchaus ein Beispiel nehmen könnte.
Auch gastronomisch bietet Las Palmas eine Lebensqualität, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Schauen wir beispielsweise einmal in die »Tasca Galileo« in der schwer zu findenden Seitengasse »Calle Galileo«, eine Entdeckung, die wir einem guten Freund verdanken. Man sollte früh da sein, bevor das Lokal öffnet, viertel vor acht, oder so und vor der Tür herumlungern. Tut man das nicht, sind alle fünf Tische weg und bleiben weg, für mindestens eineinhalb Stunden. Vorbestellen geht nicht. Eine sehr begrenzte Auswahl an »Raciones« macht das Bestellen in gebrochenem Spanisch einfach, sagen wir mal drei kleine Platten für zwei, egal welche, dazu zwei Gläser offenen Rotwein aus dem gut sortierten Keller, eine Flasche Mineralwasser und vielleicht eines der Desserts. Was dann kommt, stellt jeweils alles in den Schatten, was wir seit geraumer Zeit genießen durften, und genügt vollkommen für lange Augenblicke eine selten erreichte Zufriedenheit zu evozieren…
Alles in allem lebt es sich sehr, sehr gut hier. Das verführt viele Langfahrtsegler dazu, auf Dauer zu bleiben, mehr Fender und Leinen auszubringen und ein Auto zu erwerben. Willi und Christina von der PANTA RHEI, die wir aus früheren Jahren im Mittelmeer kennen liegen inzwischen seit über einem Jahr hier am Steg. Über Weihnachten fliegen sie nach D zur Verwandtschaft und borgen uns gegen einen nächtlichen Flughafenshuttleservice ihr hübsches Cabriolet für zehn Tage. Damit machen wir trotz Grippe und Sandsturm ausgiebig das Inselinnere unsicher. Gerade der raue Westen der Insel bietet spektakuläre Bergwälder, tiefe Schluchten und waghalsige Kämme und (oft) einen unglaublichen Blick auf Teneriffa und den Vulkan »Pico del Teide«. Man kann sich kaum satt sehen an den satten Farben und auch das Aroma stimmt. Die Möglichkeiten zum wandern und Radfahren sind fantastisch und absolut unüberschaubar. Man bräuchte, wie so oft, wesentlich mehr Zeit. Klar sind die Süd- und die Ostküste auf das peinlichste zubetoniert, und die sechsspurige, aalglatte EU Autobahn zwischen Las Palmas und Playa de Mogan hat etwas surreales, aber hier oben merkt man nichts davon. Es geht uns gut.
Ein frohes neues Jahr wünschen Euch B und M / SY VERA / Muelle Deportivo / Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Toggles und Flaschenschrauben auf der VERA, neu und alt…
2 - Its work, all that matters is work

3 - Ein Blick in das Rigg der CHRISTIAN RADICH

4 - Schoner »Eleonora« von Nathanael Greene Herreshoff 1910

5 - Schoner »Elena«, ebenfalls Herreshoff 1910, links hinten im Bild der hellblaue Bug der VERA

6 - Ist das Kunst, oder kann das weg?

7 - Die NINA als originalgetreuer Nachbau: Gut genug für Cristóbal Colón und den Atlantik

8 - Sportliche Spanier an der Playa de Las Canteras, Las Palmas

9 - Sportliche Spanier an der Playa de Las Canteras, Las Palmas

10 - Das herrliche Innere Gran Canarias

Las Palmas, Gran Canaria, zwischen den Jahren 2016 und 2017. Die VERA fest in der »Muelle Deportivo«… Seit zehn Tagen weht es hart aus E - SE, eine Änderung ist nicht in Sicht. Das bringt roten Sand aus der Sahara, der alles an - und unter Deck der VERA einpudert. Saubermachen hat keinen Zweck. Der viele Sand und eine Wintergrippe sind es, die unsere Motivation in Sachen »To-do Liste Südamerika« derzeit überschaubar halten. Einiges haben wir geschafft: Der Autopilot hat jetzt zwei gesunde Antriebe, der Schleppgenerator ist repariert und auch das Rigg steht nach dem Austausch sämtlicher Toggles und Flaschenschrauben wieder recht vertrauenswürdig da. Der Seezaun und die laufenden Backstagen sind neu. Heizung und die Ersatzteile für den Wassermacher lauern leider noch in ihren Kisten…
Gründe für diese Verzögerungen finden sich leicht. Beispiel: Wir wollen das durchgesehene und neu getoggelte Vorstag mit einem neuen Bolzen unten am Bugbeschlag befestigen. Der ist 19mm dick und passt nicht durch. Der alte war eben nur 18mm dick… Mist. Feilen? Das probiere ich zwei Stunden lang, bis die Finger bluten, leider ohne Erfolg. Der Bugkorb ist im Weg. Also abbauen und dann aufbohren? Drei Stunden später ist der Bugkorb ab. Dabei zeigt sich, das die Verkabelungen der Positionslaternen vergammelt sind. Also raus damit und neu verlegt. Das geht ganz leicht und dauert keine vier Stunden, davon drei zusammengefaltet im Ankerkasten… Danach brennen die Positionslaternen abwechselnd für ein paar Sekunden und gehen dann endgültig aus. Was‘n das? Kabelbruch zwischen Anschlussbox und Sicherungstafel? Neue Kabel quer durchs Schiff verlegen würde drei Tage kosten, zu zweit. Supermist. Nach einigem Analysieren mit dem Multimeter finde ich den Fehler in der Kontrollbox, die die Kontrolllämpchen für die Positionslaternen steuert. B und ich können das in einem harten Tag Arbeit mit Hirn und Lötkolben beheben. Schon komisch, das hier mal das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte? Oder doch? Jetzt geht die Ankerwinsch nicht mehr… Möglicherweise habe ich beim Fuhrwerken im Ankerkasten irgendetwas vermasselt? Sch…? Sch…! SCH:::!
Die VERA seetüchtig, ansehnlich und komfortabel zu erhalten (in dieser Reihenfolge) ist ein akkumulativer, im günstigen Fall meditativer Prozess. Hierzu passend: »Zen and the Art of Motorcycle Maintenance« von Robert M. Pirsig 1974. Das wollte ich schon immer mal in Ruhe lesen, und nun hat es B hier zufällig auf den Mülltonnen gefunden…
Zum Glück bietet Las Palmas genug Ablenkung. Gerade in den Wochen vor Weihnachten gibt es viel zu sehen. Dort liegen sie: Die Großsegler CHRISTIAN RADICH aus Norwegen und FALKEN aus Schweden, die ich (M) schon als Kind auf der »Windjammerparade« 1972 in Travemünde mit großen Augen bewundern durfte. Dort drüben, gleich gegenüber an der Tankstelle liegen die ELEONORA und die ELENA, zwei mächtige von Nathanael Herreshoff 1910 entworfene 50 Meter Schoner, und dort, beim großen Gasförmigen, die leibhaftige KIALOA III… Mit dieser (genau wie unsere VERA) im Jahre 1974 von den legendären Brüdern Olin und Rod Stephens entworfenen 25 Meter Rakete beendeten Jim Kilroy und seine Crew das Sydney Hobart Rennen 1975 nach zwei Tagen, 14 Stunden, 36 Minuten und 56 Sekunden. Ein Rekord für die Ewigkeit, der volle 21 Jahre hielt. Apropos, Sydney Hobart: Gerade in diesen Tagen verbesserte die PERPETUAL LOYAL, ein 30 Meter Juan Kouyoumdjian Design von 2008 den aktuellen Rekord auf einen Tag, 13 Stunden, 31 Minuten und 20 Sekunden. Mal sehen wie lange der hält.
Las Palmas, Gran Canaria: 400.000 durchaus zufrieden wirkende, wuselige Einwohner leben und arbeiten in den engen Gassen einer alten, aber hässlichen Stadt mit vielen Hochhäusern, dicht an dicht zwischen einem großen, traditionsreichen, kommerziellen Hafen und einem wunderschönen, von einem alten Riff geschützten Strand, der »Playa de Las Canteras«. Touristen gibt es auch ein paar. Oft kommen sie in kleinen Gruppen von den gigantischen Kreuzfahrtschiffen, die hier an den Tagen der Ein- und Ausschiffung am Kai liegen. Apropos: Lest vorher unbedingt die Verpackungsbeilage. Hier ein erhellender Artikel über einen der Branchenführer.
Es gibt Studien, die belegen wollen, das Las Palmas das angenehmste Klima der Welt aufweist. Und tatsächlich: Unserer Erfahrung nach herrschen gleichmäßig gemäßigte Temperaturen. In diesem Winter regnet es wenig, ist meist sonnig und warm und in der Nacht Kuscheldecken kühl. Ein guter Platz, um an einem Boot zu schrauben, schon weil es für alles »nautische« gut geführte Werkstätten, Läden und Geschäfte gibt. Die Versorgungslage ist fürstlich. Märkte und Läden quellen über vor »Jamón Serrano« in allen Stadien der Reifung, aber auch mit frischem Fisch und Milchprodukten. Obst und Gemüse gibt es überall taufrisch, und in den Supermärkten fühlt man sich wie daheim. Bis auf Tomatenmark gibt es alles und mehr, wenn auch im Schnitt um vielleicht 20% teurer als in D. Las Palmas ist offensichtlich eine Hochburg des Sportes. Die Einwohner tun es in Massen und mit Hingabe, jung, alt, ob Frau oder Mann. Vor dem Hafen toben Opti und Laser Schlachten, und vor dem Strand die Surf, Kayak und »Stand up paddleboard« Regatten. Am Strand spielen sie Volleyball und Paddeltennis, oft auf hohem Niveau. Und auf der Promenade jagen sich lange Reihen von Läufern, den »Fitness tracker« am Oberarm, die Kopfhörer fest auf den Ohren. Das alles hat trotz des unterschwellig noch spürbarem Katholizismus etwas ungezwungen hedonistisches, und strahlt dabei eine gesunde Resilienz gegenüber den Unbilden dieser Welt aus, an der man sich in D. durchaus ein Beispiel nehmen könnte.
Auch gastronomisch bietet Las Palmas eine Lebensqualität, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Schauen wir beispielsweise einmal in die »Tasca Galileo« in der schwer zu findenden Seitengasse »Calle Galileo«, eine Entdeckung, die wir einem guten Freund verdanken. Man sollte früh da sein, bevor das Lokal öffnet, viertel vor acht, oder so und vor der Tür herumlungern. Tut man das nicht, sind alle fünf Tische weg und bleiben weg, für mindestens eineinhalb Stunden. Vorbestellen geht nicht. Eine sehr begrenzte Auswahl an »Raciones« macht das Bestellen in gebrochenem Spanisch einfach, sagen wir mal drei kleine Platten für zwei, egal welche, dazu zwei Gläser offenen Rotwein aus dem gut sortierten Keller, eine Flasche Mineralwasser und vielleicht eines der Desserts. Was dann kommt, stellt jeweils alles in den Schatten, was wir seit geraumer Zeit genießen durften, und genügt vollkommen für lange Augenblicke eine selten erreichte Zufriedenheit zu evozieren…
Alles in allem lebt es sich sehr, sehr gut hier. Das verführt viele Langfahrtsegler dazu, auf Dauer zu bleiben, mehr Fender und Leinen auszubringen und ein Auto zu erwerben. Willi und Christina von der PANTA RHEI, die wir aus früheren Jahren im Mittelmeer kennen liegen inzwischen seit über einem Jahr hier am Steg. Über Weihnachten fliegen sie nach D zur Verwandtschaft und borgen uns gegen einen nächtlichen Flughafenshuttleservice ihr hübsches Cabriolet für zehn Tage. Damit machen wir trotz Grippe und Sandsturm ausgiebig das Inselinnere unsicher. Gerade der raue Westen der Insel bietet spektakuläre Bergwälder, tiefe Schluchten und waghalsige Kämme und (oft) einen unglaublichen Blick auf Teneriffa und den Vulkan »Pico del Teide«. Man kann sich kaum satt sehen an den satten Farben und auch das Aroma stimmt. Die Möglichkeiten zum wandern und Radfahren sind fantastisch und absolut unüberschaubar. Man bräuchte, wie so oft, wesentlich mehr Zeit. Klar sind die Süd- und die Ostküste auf das peinlichste zubetoniert, und die sechsspurige, aalglatte EU Autobahn zwischen Las Palmas und Playa de Mogan hat etwas surreales, aber hier oben merkt man nichts davon. Es geht uns gut.
Ein frohes neues Jahr wünschen Euch B und M / SY VERA / Muelle Deportivo / Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Toggles und Flaschenschrauben auf der VERA, neu und alt…

2 - Its work, all that matters is work

3 - Ein Blick in das Rigg der CHRISTIAN RADICH

4 - Schoner »Eleonora« von Nathanael Greene Herreshoff 1910

5 - Schoner »Elena«, ebenfalls Herreshoff 1910, links hinten im Bild der hellblaue Bug der VERA

6 - Ist das Kunst, oder kann das weg?

7 - Die NINA als originalgetreuer Nachbau: Gut genug für Cristóbal Colón und den Atlantik

8 - Sportliche Spanier an der Playa de Las Canteras, Las Palmas

9 - Sportliche Spanier an der Playa de Las Canteras, Las Palmas

10 - Das herrliche Innere Gran Canarias

012 - NACH LAS PALMAS
22/11/16 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Las Palmas Raumhafen: Seit langer Zeit verproviantieren Seeleute dort ein letztes mal ihre Schiffe, bevor sie endgültig zu neuen Ufern aufbrechen, denn dort gibt es alles benötigte direkt am Weg: Spelunken, Werkstätten, Chandler, Gemüsehändler. Und dorthin wollen auch wir, obwohl der Abschied von »unserer« kleinen Trauminsel La Graciosa nicht leicht fällt. Werden wir uns wiedersehen?
Ein feiner NE bei glatter See erleichtert den Absprung. Nur unter ausgebaumter Genua gluckert die »VERA« gemächlich gen SW und hinein in eine pechschwarze Nacht, im Kielwasser eine hell leuchtende Schleppe Meeresleuchten. Es ist trocken und warm an Deck, so angenehm wie selten. M hat die erste Wache, bis Mitternacht. Allein mit mir, zum ersten mal seit einigen Wochen. Orion wälzt sich markant im SE hinauf und gesellt sich zum leuchtenden Band der Milchstrasse. Das charakterstarke »Hensoldt 7 x 50« in meinen Händen müht sich redlich, sie in unzählige winzige Sternchen aufzulösen. Noch drei Stunden bis zum Mondaufgang und zum Wachwechsel. Zeit genug zum sinnieren, über die beängstigend lange »ToDo« Liste, oder auch das »Fermi Paradoxon«…
Die aufgehende Sonne bringt frisch gebrühten »Earl Grey« mit Xucker und Milch. Gran Canaria und die Skyline von Las Palmas liegen voraus im morgendlichen Dunst. Eine ganze Herde Delphine spielt fangen in der Bugwelle und schlägt übermütig Purzelbäume. Das sieht lustig aus und bringt gute Laune. Wir haben es nicht eilig, wollen nicht vor Mittag dort sein, schon der »ARC« wegen. »ARC«? Die »Atlantic Rally for Cruisers« findet seit 1986 in jedem Jahr statt. Hunderte von Boote brechen Ende November von Las Palmas aus gemeinsam in die Karibik auf, nach Rodney Bay auf Santa Lucia, im ernsthaften Kräftemessen, oder im spielerischen Wettbewerb.
Unser Timing ist gut. Gegen 12.30 UTC dümpeln wir unweit der Startlinie und beobachten, wie die heißesten Renner unter schwarzen Carbonsegeln bei 0.00 mit Höchstfahrt ins Rennen gehen, gefolgt von einem Riesenschwarm gemächlicherer Fahrtenyachten. Das ist schon der dritte »ARC« Start, den wir »life« beobachten durften. 2001 war das erste mal. Damals standen wir auf der Kaimauer und blickten den auslaufenden Booten nach, voller Neid und voller Wehmut. Wir hassten die Flugtickets in unseren Taschen, nach Hannover, in den Graupel, morgen früh. Dort wollten wir nicht hin. Über den Atlantik wollten wir, in die warme Karibik, unter Segeln, am besten gleich. 2006 war es dann endlich soweit. Unsere australischen Freunde Caylie und David hatten ihre »Steamy Windows« für das »ARC« angemeldet und natürlich durften sie mit der Flotte komfortabel in der »Muelle Deportivo« residieren. Die »VERA« nicht. Zwei Wochen lagen wir auf dem überfüllten Ankerplatz und beobachteten das muntere Treiben. Unser Plan sah vor, auf perfektes Wetter warten, einen hübschen, gleichmäßigen NE, auslaufen vor dem »ARC«, oder danach. Bloß nicht gezwungenermaßen an einem fest vorgegebenen Termin, womöglich gegen einen hässlichen SW… Der Starttermin kam, das Wetter passte perfekt, Spinnaker hoch, hinaus ins Blaue, zeitgleich und gemeinsam mit der »Steamy Windows« und der gewaltigen »ARC« Flotte. »AIS«, oder einen »Tracker« gab es damals noch nicht, nur »Row Calls« auf Kurzwelle, oder Boot zu Boot Kontakte auf UKW. Die Angst vor Kollisionen in der Nacht legte sich rasch. Nach 24 Stunden hatten wir niemanden mehr in Sicht. Seltsam war nur, das wir doch irgendwie gegen virtuelle Gegner segelten, neugierig, wo wer wann stand, und detaillierte Überlegungen zur schnellsten Segelkombination und zur optimalen Routenwahl anstellten. Unsere Vergangenheit als Regattasegler ließ uns nicht los, irgendwie. In 18 Tagen segelten wir die »VERA« damals nach Antigua, zu zweit, 180sm im Tagesdurchschnitt, wohl auch dank einer eher nördlichen Route, nur wenig südlich des Großkreises, die wir aus dem kaiserlichen Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean herausgeknobelt hatten…
Dieses mal wollen wir nicht mit. Wir haben selbst einen bequemen Platz in der Marina »Muelle Deportivo de Las Palmas« gebucht, um hier eine Zeitlang für das nächste Jahr und den kommenden Törn nach Südamerika zu rüsten. Gegen den Strom der auslaufenden Boote motoren wir auf die Hafeneinfahrt und die Stadt zu. An Steuerbord liegen an langen Kais prächtige Containerschiffe, Bohrinseln, mächtige Kreuzfahrer und etliche Großsegler, darunter die »Sea Cloud«, und die »Alexander von Humboldt«. An Backbord liegt die fast leere Marina. Wir steuern den noch immer brechend vollen Ankerplatz an und werfen das Eisen ohne rechte Begeisterung in eine knappe Lücke auf fragwürdigen, steinigen Grund.
Das Personal der Marina hat gerade 200 »ARC« Boote verabschiedet und ruft inzwischen auf dem UKW Kanal 11 nach einer langen Warteliste 200 neue Boote auf, die fast alle vor Wochen oder Monaten vorab gebucht haben. Wir zum Glück auch. Uns gehört die Nummer 52. Einen ganzen Tag lang lauschen wir nun angespannt auf »unseren« Aufruf. Die Kommunikation auf dem UKW ist sehr unterhaltsam. Ständig erreichen weitere Boote den Hafen, in der Annahme, hier eine vollkommen leere Marina vorzufinden. Dem ist aber leider nicht so, lange Warteliste, Neuankömmlinge hinten anstellen. Das wollen diese aber nicht und argumentieren meist leidenschaftlich mit dem »Operator«, der offenbar ganz allein gegen das Chaos kämpft. Das hört sich dann ungefähr so an (den jeweiligen schweren Akzent müsst Ihr Euch dazudenken):
- »Number 24, this is Las Palmas Marina, do you read me?«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »TOO GOOD TO BE TRUE, TOO GOOD TO BE TRUE, TOO GOOD TO BE TRUE, do you read me?«
- »TOO GOOD TO BE TRUE«, this is Las Palmas Marina, what can we do for you?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. We are coming in from Madeira and are requesting a berth in your Marina. Can we proceed to the waiting quay?«
- »»TOO GOOD TO BE TRUE» this is Las Palmas Marina. Are you on our waiting list?«
- »Which waiting list?«
- »»TOO GOOD TO BE TRUE» this is Las Palmas Marina. We have no berth available right now. Please go to the anchorage area and standby on channel 11.«
- »Las Palmas Marina« this is »OCEAN GOOSE«, Number 85. We have been shopping in town for the last two hours. Have you perchance called us in the meantime?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. We have sailed through the night and are very tired. Your Marina is almost empty. Can we please just come in and get a berth?«
- »TOO GOOD TO BE TRUE«, this is Las Palmas Marina. We have no berth available right now. I repeat: We have no berth available. Please go to the anchorage and standby on channel 11«
- »Las Palmas Marina« this is »OCEAN GOOSE«, Number 85. Have you called us in the meantime?«
- »OCEAN GOOSE« this is Las Palmas Marina. We haven‘t called you yet. Standby on channel 11, please.«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »BIG TIME, BIG TIME, BIG TIME, do you read me?«
- »BIG TIME«, this is Las Palmas Marina, what can we do for you?«
- »Las Palmas Marina, this is »BIG TIME«. We are number 136 on your waiting list, but we need a berth immediately, I repeat immediately. Our toilet is broken, we are sinking, can we come in?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. Can we discuss about our berth right now? As I said, we are dead tired and would like to proceed to the waiting quay!«
- »Stand by please, channel 11.«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »EISZEIT«, this is Las Palmas Marina. What can we do for you?
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »EISZEIT«, this is Las Palmas Marina?«
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »Las Palmas Marina, this is »BIG TIME«. We are sinking. We are going down. Do you read me«
- »Please stand by on channel 11.«
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »Number 25, this is Las Palmas Marina, do you read me?«
…und so weiter, bis in die Nacht. »Number 52, VERA« ist am nächsten Tag vormittags dran. Wir machen keinen Ärger und folgen den Marineros ohne Diskussion an den uns zugewiesenen Platz am Ponton »L«. Bald sind unsere Leinen sauber belegt und aufgeschossen. Unser erster Weg führt naturgemäß zum Büro des Hafenmeisters. Dort warten Segler aus aller Herren Länder geduldig in einer langen Schlange, darunter natürlich der Finne. Wir ziehen die Nummer 58. Derzeit wird Nummer 99 abgefertigt. Man sagt uns, das zehn Nummern so um die eine Stunde dauern… Tadellöser und Wolff. Die Szene, wie die zwei sympathischen Jungs hier tonnenweise Papierkram und gleichzeitig den gesamten UKW »traffic« (siehe oben, nur mit höheren Wartenummern) bändigen erspare ich Euch jetzt. Sehenswert, hörenswert, urkomisch. Um 19.00 sind wir einklariert. »Penne al Arrabiata« und dann ab ins Bett.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Delphine in der Bugwelle

2 - Und hier der dazugehörige echte Delphin Film!
3 - Gegen den Strom. Über 200 »ARC« Teilnehmer auf unserem AIS Plotter. Oben die Hafeneinfahrt von Las Palmas.

Las Palmas Raumhafen: Seit langer Zeit verproviantieren Seeleute dort ein letztes mal ihre Schiffe, bevor sie endgültig zu neuen Ufern aufbrechen, denn dort gibt es alles benötigte direkt am Weg: Spelunken, Werkstätten, Chandler, Gemüsehändler. Und dorthin wollen auch wir, obwohl der Abschied von »unserer« kleinen Trauminsel La Graciosa nicht leicht fällt. Werden wir uns wiedersehen?
Ein feiner NE bei glatter See erleichtert den Absprung. Nur unter ausgebaumter Genua gluckert die »VERA« gemächlich gen SW und hinein in eine pechschwarze Nacht, im Kielwasser eine hell leuchtende Schleppe Meeresleuchten. Es ist trocken und warm an Deck, so angenehm wie selten. M hat die erste Wache, bis Mitternacht. Allein mit mir, zum ersten mal seit einigen Wochen. Orion wälzt sich markant im SE hinauf und gesellt sich zum leuchtenden Band der Milchstrasse. Das charakterstarke »Hensoldt 7 x 50« in meinen Händen müht sich redlich, sie in unzählige winzige Sternchen aufzulösen. Noch drei Stunden bis zum Mondaufgang und zum Wachwechsel. Zeit genug zum sinnieren, über die beängstigend lange »ToDo« Liste, oder auch das »Fermi Paradoxon«…
Die aufgehende Sonne bringt frisch gebrühten »Earl Grey« mit Xucker und Milch. Gran Canaria und die Skyline von Las Palmas liegen voraus im morgendlichen Dunst. Eine ganze Herde Delphine spielt fangen in der Bugwelle und schlägt übermütig Purzelbäume. Das sieht lustig aus und bringt gute Laune. Wir haben es nicht eilig, wollen nicht vor Mittag dort sein, schon der »ARC« wegen. »ARC«? Die »Atlantic Rally for Cruisers« findet seit 1986 in jedem Jahr statt. Hunderte von Boote brechen Ende November von Las Palmas aus gemeinsam in die Karibik auf, nach Rodney Bay auf Santa Lucia, im ernsthaften Kräftemessen, oder im spielerischen Wettbewerb.
Unser Timing ist gut. Gegen 12.30 UTC dümpeln wir unweit der Startlinie und beobachten, wie die heißesten Renner unter schwarzen Carbonsegeln bei 0.00 mit Höchstfahrt ins Rennen gehen, gefolgt von einem Riesenschwarm gemächlicherer Fahrtenyachten. Das ist schon der dritte »ARC« Start, den wir »life« beobachten durften. 2001 war das erste mal. Damals standen wir auf der Kaimauer und blickten den auslaufenden Booten nach, voller Neid und voller Wehmut. Wir hassten die Flugtickets in unseren Taschen, nach Hannover, in den Graupel, morgen früh. Dort wollten wir nicht hin. Über den Atlantik wollten wir, in die warme Karibik, unter Segeln, am besten gleich. 2006 war es dann endlich soweit. Unsere australischen Freunde Caylie und David hatten ihre »Steamy Windows« für das »ARC« angemeldet und natürlich durften sie mit der Flotte komfortabel in der »Muelle Deportivo« residieren. Die »VERA« nicht. Zwei Wochen lagen wir auf dem überfüllten Ankerplatz und beobachteten das muntere Treiben. Unser Plan sah vor, auf perfektes Wetter warten, einen hübschen, gleichmäßigen NE, auslaufen vor dem »ARC«, oder danach. Bloß nicht gezwungenermaßen an einem fest vorgegebenen Termin, womöglich gegen einen hässlichen SW… Der Starttermin kam, das Wetter passte perfekt, Spinnaker hoch, hinaus ins Blaue, zeitgleich und gemeinsam mit der »Steamy Windows« und der gewaltigen »ARC« Flotte. »AIS«, oder einen »Tracker« gab es damals noch nicht, nur »Row Calls« auf Kurzwelle, oder Boot zu Boot Kontakte auf UKW. Die Angst vor Kollisionen in der Nacht legte sich rasch. Nach 24 Stunden hatten wir niemanden mehr in Sicht. Seltsam war nur, das wir doch irgendwie gegen virtuelle Gegner segelten, neugierig, wo wer wann stand, und detaillierte Überlegungen zur schnellsten Segelkombination und zur optimalen Routenwahl anstellten. Unsere Vergangenheit als Regattasegler ließ uns nicht los, irgendwie. In 18 Tagen segelten wir die »VERA« damals nach Antigua, zu zweit, 180sm im Tagesdurchschnitt, wohl auch dank einer eher nördlichen Route, nur wenig südlich des Großkreises, die wir aus dem kaiserlichen Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean herausgeknobelt hatten…
Dieses mal wollen wir nicht mit. Wir haben selbst einen bequemen Platz in der Marina »Muelle Deportivo de Las Palmas« gebucht, um hier eine Zeitlang für das nächste Jahr und den kommenden Törn nach Südamerika zu rüsten. Gegen den Strom der auslaufenden Boote motoren wir auf die Hafeneinfahrt und die Stadt zu. An Steuerbord liegen an langen Kais prächtige Containerschiffe, Bohrinseln, mächtige Kreuzfahrer und etliche Großsegler, darunter die »Sea Cloud«, und die »Alexander von Humboldt«. An Backbord liegt die fast leere Marina. Wir steuern den noch immer brechend vollen Ankerplatz an und werfen das Eisen ohne rechte Begeisterung in eine knappe Lücke auf fragwürdigen, steinigen Grund.
Das Personal der Marina hat gerade 200 »ARC« Boote verabschiedet und ruft inzwischen auf dem UKW Kanal 11 nach einer langen Warteliste 200 neue Boote auf, die fast alle vor Wochen oder Monaten vorab gebucht haben. Wir zum Glück auch. Uns gehört die Nummer 52. Einen ganzen Tag lang lauschen wir nun angespannt auf »unseren« Aufruf. Die Kommunikation auf dem UKW ist sehr unterhaltsam. Ständig erreichen weitere Boote den Hafen, in der Annahme, hier eine vollkommen leere Marina vorzufinden. Dem ist aber leider nicht so, lange Warteliste, Neuankömmlinge hinten anstellen. Das wollen diese aber nicht und argumentieren meist leidenschaftlich mit dem »Operator«, der offenbar ganz allein gegen das Chaos kämpft. Das hört sich dann ungefähr so an (den jeweiligen schweren Akzent müsst Ihr Euch dazudenken):
- »Number 24, this is Las Palmas Marina, do you read me?«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »TOO GOOD TO BE TRUE, TOO GOOD TO BE TRUE, TOO GOOD TO BE TRUE, do you read me?«
- »TOO GOOD TO BE TRUE«, this is Las Palmas Marina, what can we do for you?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. We are coming in from Madeira and are requesting a berth in your Marina. Can we proceed to the waiting quay?«
- »»TOO GOOD TO BE TRUE» this is Las Palmas Marina. Are you on our waiting list?«
- »Which waiting list?«
- »»TOO GOOD TO BE TRUE» this is Las Palmas Marina. We have no berth available right now. Please go to the anchorage area and standby on channel 11.«
- »Las Palmas Marina« this is »OCEAN GOOSE«, Number 85. We have been shopping in town for the last two hours. Have you perchance called us in the meantime?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. We have sailed through the night and are very tired. Your Marina is almost empty. Can we please just come in and get a berth?«
- »TOO GOOD TO BE TRUE«, this is Las Palmas Marina. We have no berth available right now. I repeat: We have no berth available. Please go to the anchorage and standby on channel 11«
- »Las Palmas Marina« this is »OCEAN GOOSE«, Number 85. Have you called us in the meantime?«
- »OCEAN GOOSE« this is Las Palmas Marina. We haven‘t called you yet. Standby on channel 11, please.«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »BIG TIME, BIG TIME, BIG TIME, do you read me?«
- »BIG TIME«, this is Las Palmas Marina, what can we do for you?«
- »Las Palmas Marina, this is »BIG TIME«. We are number 136 on your waiting list, but we need a berth immediately, I repeat immediately. Our toilet is broken, we are sinking, can we come in?«
- »Las Palmas Marina, this is »TOO GOOD TO BE TRUE«. Can we discuss about our berth right now? As I said, we are dead tired and would like to proceed to the waiting quay!«
- »Stand by please, channel 11.«
- »Las Palmas Marina, Las Palmas Marina, this is sailing vessel »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »EISZEIT«, this is Las Palmas Marina. What can we do for you?
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »EISZEIT«, this is Las Palmas Marina?«
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »Las Palmas Marina, this is »BIG TIME«. We are sinking. We are going down. Do you read me«
- »Please stand by on channel 11.«
- »Las Palmas Marina, this is »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, »AUSZEIT«, do you copy?«
- »Number 25, this is Las Palmas Marina, do you read me?«
…und so weiter, bis in die Nacht. »Number 52, VERA« ist am nächsten Tag vormittags dran. Wir machen keinen Ärger und folgen den Marineros ohne Diskussion an den uns zugewiesenen Platz am Ponton »L«. Bald sind unsere Leinen sauber belegt und aufgeschossen. Unser erster Weg führt naturgemäß zum Büro des Hafenmeisters. Dort warten Segler aus aller Herren Länder geduldig in einer langen Schlange, darunter natürlich der Finne. Wir ziehen die Nummer 58. Derzeit wird Nummer 99 abgefertigt. Man sagt uns, das zehn Nummern so um die eine Stunde dauern… Tadellöser und Wolff. Die Szene, wie die zwei sympathischen Jungs hier tonnenweise Papierkram und gleichzeitig den gesamten UKW »traffic« (siehe oben, nur mit höheren Wartenummern) bändigen erspare ich Euch jetzt. Sehenswert, hörenswert, urkomisch. Um 19.00 sind wir einklariert. »Penne al Arrabiata« und dann ab ins Bett.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Delphine in der Bugwelle

2 - Und hier der dazugehörige echte Delphin Film!
3 - Gegen den Strom. Über 200 »ARC« Teilnehmer auf unserem AIS Plotter. Oben die Hafeneinfahrt von Las Palmas.

011 - PLAYA DE LAS CONCHAS
16/11/16 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Es gibt nicht viel zu berichten. Zur Übung und der Vollständigkeit halber, will ich (M) es trotzdem versuchen…
Seit bald einem Monat treiben wir uns um und auf La Graciosa herum, entweder im Hafen von »Caleta de Sebo«, oder am Ankerplatz vor der »Playa Francesa«. Wir üben uns im Nichtstun. Alte und neue Freunde kommen und gehen. Zahllose »Cortados Largos« an knusprigen Croissants begleiten lange Gespräche im Stammcafé an der Uferpromenade. Es geht um dies und das, den Lebensentwurf, DIE Yacht, um »Open CPN« oder sogar »Iridium« auf dem »Raspberry Pie«, um Histamine, die Nordwestpassage von Ost nach West, oder von West nach Ost, also um Alles.
So vergehen die Tage wie im Flug. Nach dem unvermeidlichen Morgencafé könnte man irgendetwas am Boot basteln? Z.B. Ankerkasten spülen? Oder wäre ein langer Spaziergang, zum Beispiel zur romantischen »Playa de las Conchas« im Nordwesten der Insel nicht reizvoller? Die Wahl fällt nicht schwer. 3 - 5 Stunden im Wind und über Strand und Stock und Stein blasen das Gehirn gut durch, bringen gesunden Appetit und machen den langen Mittagsschlaf zu einer wohl verdienten Belohnung. Dann der Nachmittagstee (Earl Grey) an Bord, nebst ziellosem Rühren im Internet, eines der Laster, die wir noch nicht ablegen konnten. Das hochfrequente Flimmern der Weltnachrichten hat etwas unbefriedigendes, belastendes. Lesen. Richtig lesen. Etwas richtiges lesen. Das wäre es. Aber woher die Zeit dafür nehmen? Gleich geht die Sonne unter und ein qualitätvolles Abendessen herzurichten braucht seine Zeit, gerade wenn man noch Gäste erwartet… Gitarre spielen? Spanisch lernen? Roman schreiben? Wann denn? Ihr seht: Es geht uns gut. Langeweile? Nie.
»Zoomed out«. So fühlt es sich an. Kaum noch e-mails im Eingang. Die eigene Bedeutung sinkt gegen null, dort wo sie hingehört. Das befreit. Komischerweise müssen wir uns daran gewöhnen. Nicht nervös werden, wenn andere hastig weiterziehen. Zeit ist Reichtum, den kaum jemand kennt. Was könnte man alles damit anfangen? Lässt sich ein sinnvoller Tagesablauf planen? Alles raus, was stört und krank macht, stattdessen rein, was klug und glücklich macht? Das wollen wir versuchen. Ein Experiment mit offenen Enden.
Vereinfachung scheint einer der Schlüssel zu sein. Weniger ist mehr. Ein größeres, bequemeres Boot, irgendwann? So gesehen wohl die falsche Richtung. Die Reibungsverluste würden stören und krank machen. Sophie, Claas und Baby Daphne laufen ein. Sie fahren ein richtiges »piece«, die »Hera«, eine vergleichsweise kleine A&R Yawl aus den 50er Jahren, Holz auf Holz. Es ist selten, das ich (M) mal voll Neid auf ein anderes Boot blicke. »Architektur« ist, wenn man nichts hinzufügen und nichts entfernen kann, ohne alles zu zerstören. Henry Rasmussen ist das bei diesem Boot gelungen.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Playa Francesa / La Graciosa / Spanien
1 - B am Strand / Playa de Las Conchas - La Graciosa

2 - Playa de Las Conchas - La Graciosa

3 - Landart auf La Graciosa

4 - Die schwarze Wand von Lanzarote - Nach starken Regenfällen nun dunkelgrün.

5 - Sophie, Claas und Daphne in der Hafeneinfahrt. »Hera«, ein »piece« von Henry Rasmussen zwischen zwei stählernen Großplastiken von César Manrique / Caleta de Sebo, La Graciosa

6 - B bestaunt die »Hera«. Der Fender am Bug ist evtl. nicht original?

7 - Playa de Las Conchas, La Graciosa / Ein Film von B und M
Es gibt nicht viel zu berichten. Zur Übung und der Vollständigkeit halber, will ich (M) es trotzdem versuchen…
Seit bald einem Monat treiben wir uns um und auf La Graciosa herum, entweder im Hafen von »Caleta de Sebo«, oder am Ankerplatz vor der »Playa Francesa«. Wir üben uns im Nichtstun. Alte und neue Freunde kommen und gehen. Zahllose »Cortados Largos« an knusprigen Croissants begleiten lange Gespräche im Stammcafé an der Uferpromenade. Es geht um dies und das, den Lebensentwurf, DIE Yacht, um »Open CPN« oder sogar »Iridium« auf dem »Raspberry Pie«, um Histamine, die Nordwestpassage von Ost nach West, oder von West nach Ost, also um Alles.
So vergehen die Tage wie im Flug. Nach dem unvermeidlichen Morgencafé könnte man irgendetwas am Boot basteln? Z.B. Ankerkasten spülen? Oder wäre ein langer Spaziergang, zum Beispiel zur romantischen »Playa de las Conchas« im Nordwesten der Insel nicht reizvoller? Die Wahl fällt nicht schwer. 3 - 5 Stunden im Wind und über Strand und Stock und Stein blasen das Gehirn gut durch, bringen gesunden Appetit und machen den langen Mittagsschlaf zu einer wohl verdienten Belohnung. Dann der Nachmittagstee (Earl Grey) an Bord, nebst ziellosem Rühren im Internet, eines der Laster, die wir noch nicht ablegen konnten. Das hochfrequente Flimmern der Weltnachrichten hat etwas unbefriedigendes, belastendes. Lesen. Richtig lesen. Etwas richtiges lesen. Das wäre es. Aber woher die Zeit dafür nehmen? Gleich geht die Sonne unter und ein qualitätvolles Abendessen herzurichten braucht seine Zeit, gerade wenn man noch Gäste erwartet… Gitarre spielen? Spanisch lernen? Roman schreiben? Wann denn? Ihr seht: Es geht uns gut. Langeweile? Nie.
»Zoomed out«. So fühlt es sich an. Kaum noch e-mails im Eingang. Die eigene Bedeutung sinkt gegen null, dort wo sie hingehört. Das befreit. Komischerweise müssen wir uns daran gewöhnen. Nicht nervös werden, wenn andere hastig weiterziehen. Zeit ist Reichtum, den kaum jemand kennt. Was könnte man alles damit anfangen? Lässt sich ein sinnvoller Tagesablauf planen? Alles raus, was stört und krank macht, stattdessen rein, was klug und glücklich macht? Das wollen wir versuchen. Ein Experiment mit offenen Enden.
Vereinfachung scheint einer der Schlüssel zu sein. Weniger ist mehr. Ein größeres, bequemeres Boot, irgendwann? So gesehen wohl die falsche Richtung. Die Reibungsverluste würden stören und krank machen. Sophie, Claas und Baby Daphne laufen ein. Sie fahren ein richtiges »piece«, die »Hera«, eine vergleichsweise kleine A&R Yawl aus den 50er Jahren, Holz auf Holz. Es ist selten, das ich (M) mal voll Neid auf ein anderes Boot blicke. »Architektur« ist, wenn man nichts hinzufügen und nichts entfernen kann, ohne alles zu zerstören. Henry Rasmussen ist das bei diesem Boot gelungen.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Playa Francesa / La Graciosa / Spanien
1 - B am Strand / Playa de Las Conchas - La Graciosa

2 - Playa de Las Conchas - La Graciosa

3 - Landart auf La Graciosa

4 - Die schwarze Wand von Lanzarote - Nach starken Regenfällen nun dunkelgrün.

5 - Sophie, Claas und Daphne in der Hafeneinfahrt. »Hera«, ein »piece« von Henry Rasmussen zwischen zwei stählernen Großplastiken von César Manrique / Caleta de Sebo, La Graciosa

6 - B bestaunt die »Hera«. Der Fender am Bug ist evtl. nicht original?

7 - Playa de Las Conchas, La Graciosa / Ein Film von B und M
010 - LANZAROTE
10/10/16 00:00
Hallo Ihr Lieben!
Position 28.44,1N - 013.49,6W. Die »VERA« glücklich gluckernd vor Anker, gleich hinter der Isla del Lobos. Irgendwo zwischen Lanzarote und Fuerteventura. Hinter uns liegen einige aktive Tage in der hochmodernen Marina de Lanzarote in Arrecife… Ein paar Dinge standen an:
- Die »VERA« nach Sandregen mit Frischwasser spülen und Wassertanks auffüllen.
- Bunkern (aka Großeinkauf bei Lidl und Co).
- Benzin für »BOUNCE« besorgen.
- Lokale Chandleries (Schiffsausrüster) durchstöbern, ggf. Ersatzteile erwerben.
- Auto mieten, Insel erkunden, Auto wieder abgeben.
Dies alles haben wir getan, und mehr: Umweht vom Duft der frischen Kötbullar konnten wir bei IKEA (Mitarbeiter überwiegend blond und blauäugig) eine Kaffeekanne, zwei Kopfkissenbezüge und zwei Tuben »Kalles Kaviar« erwerben.
Einer der Eigentümlichkeiten des Lebens unter Segeln ist das gewissermaßen »Nicht Urlauber« sein. Ich (M) will versuchen, das zu erklären. Ein »Urlauber« in einem fremden Land stellt sich nicht zwei Stunden in die lange Schlange beim lokalen Internet Provider und versucht ohne rechte Sprachkenntnisse ein paar »Gigabites« zu erstehen. Er vermeidet auch nicht die Boulevards, Cafés und Restaurants der herausgeputzten »Waterfront«, um viel weiter hinten nach Chandlern, Werkstätten, Mechanikern oder »Hardware Stores« zu stöbern. Er trifft keinen glücklichen, durchgeschwitzten Australier draußen im Gewerbegebiet, mit einem schweren Sack frisch konfektionierter 50mm2 Batteriekabel über der Schulter: »You were right! It was exactly where you told me! On the way up to IKEA, and than somewhere to the right!« Wir hatten ihm am Abend bei einem Drink davon erzählt, wie wir im Jahre 2006 dort oben nach einem Hydraulikshop für unseren verbogenen Anker gesucht und dabei unfreiwillig den IKEA und auf dem Weg dorthin einen gigantisch großen Auto Zubehör Laden gefunden hatten… Aber da ist mehr: Irgendwo in der dritten Reihe in der »Calle El Carenero« stoßen wir gegen Mittag und mit knurrenden Mägen unerwartet auf das Lokal »Charco Vivo«, blaue Markise, kein Namensschild in einem weißen Zweckbau mit Blick auf einen großen Parkplatz. 10 Tische draußen, brechend voll mit Leuten, die hier irgendwo arbeiten und derzeit Mittagspause haben. Mit Glück ergattern wir einen kleinen klapprigen Tisch und die wieselige Kellnerin drängt uns zu je einer »Racion Matrimonio«, einer »Racion Pulpo Plan«, einer großen Flasche »con gas«, zwei kleinen Deserts und zwei »Cortado Largo«, für insgesamt 22€. Die herrlichen Hauptgerichte bestehen aus großzügigen Portionen von gebratenen Fischfilets, gegrilltem Octopus und frittierten Calamares, dazu knackiger Salat und rösche Backkartoffeln. Alles vom allerfeinsten und absolut köstlich. Es gibt sie noch die guten Plätze.
Da wir aktuell nichts dringendes am Boot zu basteln haben, mieten wir ein Auto am »info point« der Marina. Das ist zwar etwas teurer, als die billigsten Internetanbieter, aber nur um wenige Euro, und viel bequemer für uns. Man überreicht uns den Schlüssel für einen schicken Seat Ibiza TSI, »César Manrique« Sondermodell mit einigem Rally Schnickschnack. Mit diesem feinen Gerät bringen wir in zwei Tagen 300km Asphalt und Schotter unter die Räder, die ganz große Rundfahrt zwischen Vulkanen, Wüsten und kleinen Dörfern unter Palmen. Das bringt ein gewisses Gefühl für die Insel zurück, und Erinnerungen an 2006. Hatte ich Euch schon erzählt, das hier der »César Manrique« Personenkult tobt? César Manrique? Das war ein einheimischer Künstler, Bauingenieur und Architekt (1919 - 1992). Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Pepin Ramírez, der damals als Präsident der Inselregierung vorstand, gelang es ihm ab 1968 eine Gestaltsatzung auf Lanzarote durchzusetzen: Keine Werbeplakate nirgends, kein Haus höher als zwei Stockwerke, Flachdächer, weiß getüncht oder aus naturbelassenem Lavagestein, Türen, Fenster Fensterläden blau am Meer, und grün auf dem Land. Ein rigider Bebauungs- und Entwicklungsplan unterband weitgehend ein unkontrolliertes Baugeschehen auf der wohl auch wegen der Ausbrüche des »Timanfaya«, zuletzt im Jahre 1824, touristisch weitgehend unerschlossenen Insel. Gleichzeitig konnte Manrique hier einige eigene Architekturprojekte realisieren, von denen mehrere als Hauptquartier des Bösewichtes in den Sean Connery James Bond Filmen zu sehen waren. An jedem der zahllosen César Manrique Villen, Memorials, Miradoren und Museen kann man sein Auto zwischen 20 Reisebussen parken, 9,-€ pro Person Eintritt bezahlen und dann zwischen 1001 Urlaubern andächtig sein. Nix für uns.
Stattdessen lassen wir »Manrique« rollen: Gen Süden nach »Playa Blanca« und zur »Marina Rubicon« (natürlich). Wieder hinauf,
an der Küste entlang in das idyllische Fischerstädtchen »El Golfo« und durch den beeindruckenden »Parque Nacional de Timanfaya«, in dem es jetzt keine Touristenkamele mehr gibt. Besonders gut gefällt uns die Ortschaft »Haria« im Norden der Insel, für die man Zeit bräuchte, um zu horchen. Wilde, kahle Vulkankegel umschließen ein fruchtbares Tal mit vielen Palmen und weißen Würfelhäusern. Eine Oase, Nordafrika light. Die Caféhauskultur im Herzen der Ortschaft sieht anziehend aus. Leider keine Zeit dafür. In »La Santa« sehen wir stundenlang den Surfern zu, die hier in der Brandung auf die perfekte Welle warten und die weniger perfekten elegant untertauchen. Campervans am Strand und junge Leute, braun und muskelbepackt mit blond gebrannten, langen Haaren. Mann, was sind wir alt.
Ganz in der Nähe, in der kleinen Ortschaft am »Playa de Famara« folge ich einer spontanen Eingebung: Es soll doch gegen Seepocken helfen, wenn man seinen Propeller unter Wasser mit »Sexwax« einreibt? Und hier wimmelt es von Surfshops, mindestens sechs Stück, direkt nebeneinander. Wir drängeln uns durch eine Gruppe »Cool Dudes« in den erstbesten Laden. Da ich mich wegen Befangenheit nicht verständlich machen kann, zeige ich auf eine Packung »Wax«, die auf einem halbfertig präparierten Board liegt. Der Ladeninhaber, braungebrannt, muskulös und blond sieht Britta und mich einen langen Moment lang an. Dann: »YOU??? …wanna buy some Wax???« Die Situation ist so köstlich, das wir uns später kaum halten können vor lachen. Zwar gibt er uns kein »Sexwax«, aber dafür aber ZWEI (»got no change, man…«) Packungen »Far King« für glatte 5,-€. Wollen mal sehen, ob das Zeug auch wirkt…
Zum Schluss ein paar Worte zu »Manrique«: Gerade im Vergleich zum Panda ein perfektes Auto. Durchzugsstark, sparsam, präzise, praktisch und dabei noch hübsch. Der VW Konzern hat hier tolle Arbeit geleistet. Wirklich.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Isla de Lobos / Spanien
1 - »VERA« in der Marina Lanzarote / Arrecife

2 - Fischerboote in Arrecife

3 - Strand bei El Golfo

4 - Lunch in El Golfo

5 - Helden in der Brandung am »Playa de Famara«

6 - »Manrique« im »Parque Nacional de Timanfaya«

7 - Die Route um Lanzarote, von La Graciosa im Norden über Arrecife nach Isla de Lobos

Position 28.44,1N - 013.49,6W. Die »VERA« glücklich gluckernd vor Anker, gleich hinter der Isla del Lobos. Irgendwo zwischen Lanzarote und Fuerteventura. Hinter uns liegen einige aktive Tage in der hochmodernen Marina de Lanzarote in Arrecife… Ein paar Dinge standen an:
- Die »VERA« nach Sandregen mit Frischwasser spülen und Wassertanks auffüllen.
- Bunkern (aka Großeinkauf bei Lidl und Co).
- Benzin für »BOUNCE« besorgen.
- Lokale Chandleries (Schiffsausrüster) durchstöbern, ggf. Ersatzteile erwerben.
- Auto mieten, Insel erkunden, Auto wieder abgeben.
Dies alles haben wir getan, und mehr: Umweht vom Duft der frischen Kötbullar konnten wir bei IKEA (Mitarbeiter überwiegend blond und blauäugig) eine Kaffeekanne, zwei Kopfkissenbezüge und zwei Tuben »Kalles Kaviar« erwerben.
Einer der Eigentümlichkeiten des Lebens unter Segeln ist das gewissermaßen »Nicht Urlauber« sein. Ich (M) will versuchen, das zu erklären. Ein »Urlauber« in einem fremden Land stellt sich nicht zwei Stunden in die lange Schlange beim lokalen Internet Provider und versucht ohne rechte Sprachkenntnisse ein paar »Gigabites« zu erstehen. Er vermeidet auch nicht die Boulevards, Cafés und Restaurants der herausgeputzten »Waterfront«, um viel weiter hinten nach Chandlern, Werkstätten, Mechanikern oder »Hardware Stores« zu stöbern. Er trifft keinen glücklichen, durchgeschwitzten Australier draußen im Gewerbegebiet, mit einem schweren Sack frisch konfektionierter 50mm2 Batteriekabel über der Schulter: »You were right! It was exactly where you told me! On the way up to IKEA, and than somewhere to the right!« Wir hatten ihm am Abend bei einem Drink davon erzählt, wie wir im Jahre 2006 dort oben nach einem Hydraulikshop für unseren verbogenen Anker gesucht und dabei unfreiwillig den IKEA und auf dem Weg dorthin einen gigantisch großen Auto Zubehör Laden gefunden hatten… Aber da ist mehr: Irgendwo in der dritten Reihe in der »Calle El Carenero« stoßen wir gegen Mittag und mit knurrenden Mägen unerwartet auf das Lokal »Charco Vivo«, blaue Markise, kein Namensschild in einem weißen Zweckbau mit Blick auf einen großen Parkplatz. 10 Tische draußen, brechend voll mit Leuten, die hier irgendwo arbeiten und derzeit Mittagspause haben. Mit Glück ergattern wir einen kleinen klapprigen Tisch und die wieselige Kellnerin drängt uns zu je einer »Racion Matrimonio«, einer »Racion Pulpo Plan«, einer großen Flasche »con gas«, zwei kleinen Deserts und zwei »Cortado Largo«, für insgesamt 22€. Die herrlichen Hauptgerichte bestehen aus großzügigen Portionen von gebratenen Fischfilets, gegrilltem Octopus und frittierten Calamares, dazu knackiger Salat und rösche Backkartoffeln. Alles vom allerfeinsten und absolut köstlich. Es gibt sie noch die guten Plätze.
Da wir aktuell nichts dringendes am Boot zu basteln haben, mieten wir ein Auto am »info point« der Marina. Das ist zwar etwas teurer, als die billigsten Internetanbieter, aber nur um wenige Euro, und viel bequemer für uns. Man überreicht uns den Schlüssel für einen schicken Seat Ibiza TSI, »César Manrique« Sondermodell mit einigem Rally Schnickschnack. Mit diesem feinen Gerät bringen wir in zwei Tagen 300km Asphalt und Schotter unter die Räder, die ganz große Rundfahrt zwischen Vulkanen, Wüsten und kleinen Dörfern unter Palmen. Das bringt ein gewisses Gefühl für die Insel zurück, und Erinnerungen an 2006. Hatte ich Euch schon erzählt, das hier der »César Manrique« Personenkult tobt? César Manrique? Das war ein einheimischer Künstler, Bauingenieur und Architekt (1919 - 1992). Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Pepin Ramírez, der damals als Präsident der Inselregierung vorstand, gelang es ihm ab 1968 eine Gestaltsatzung auf Lanzarote durchzusetzen: Keine Werbeplakate nirgends, kein Haus höher als zwei Stockwerke, Flachdächer, weiß getüncht oder aus naturbelassenem Lavagestein, Türen, Fenster Fensterläden blau am Meer, und grün auf dem Land. Ein rigider Bebauungs- und Entwicklungsplan unterband weitgehend ein unkontrolliertes Baugeschehen auf der wohl auch wegen der Ausbrüche des »Timanfaya«, zuletzt im Jahre 1824, touristisch weitgehend unerschlossenen Insel. Gleichzeitig konnte Manrique hier einige eigene Architekturprojekte realisieren, von denen mehrere als Hauptquartier des Bösewichtes in den Sean Connery James Bond Filmen zu sehen waren. An jedem der zahllosen César Manrique Villen, Memorials, Miradoren und Museen kann man sein Auto zwischen 20 Reisebussen parken, 9,-€ pro Person Eintritt bezahlen und dann zwischen 1001 Urlaubern andächtig sein. Nix für uns.
Stattdessen lassen wir »Manrique« rollen: Gen Süden nach »Playa Blanca« und zur »Marina Rubicon« (natürlich). Wieder hinauf,
an der Küste entlang in das idyllische Fischerstädtchen »El Golfo« und durch den beeindruckenden »Parque Nacional de Timanfaya«, in dem es jetzt keine Touristenkamele mehr gibt. Besonders gut gefällt uns die Ortschaft »Haria« im Norden der Insel, für die man Zeit bräuchte, um zu horchen. Wilde, kahle Vulkankegel umschließen ein fruchtbares Tal mit vielen Palmen und weißen Würfelhäusern. Eine Oase, Nordafrika light. Die Caféhauskultur im Herzen der Ortschaft sieht anziehend aus. Leider keine Zeit dafür. In »La Santa« sehen wir stundenlang den Surfern zu, die hier in der Brandung auf die perfekte Welle warten und die weniger perfekten elegant untertauchen. Campervans am Strand und junge Leute, braun und muskelbepackt mit blond gebrannten, langen Haaren. Mann, was sind wir alt.
Ganz in der Nähe, in der kleinen Ortschaft am »Playa de Famara« folge ich einer spontanen Eingebung: Es soll doch gegen Seepocken helfen, wenn man seinen Propeller unter Wasser mit »Sexwax« einreibt? Und hier wimmelt es von Surfshops, mindestens sechs Stück, direkt nebeneinander. Wir drängeln uns durch eine Gruppe »Cool Dudes« in den erstbesten Laden. Da ich mich wegen Befangenheit nicht verständlich machen kann, zeige ich auf eine Packung »Wax«, die auf einem halbfertig präparierten Board liegt. Der Ladeninhaber, braungebrannt, muskulös und blond sieht Britta und mich einen langen Moment lang an. Dann: »YOU??? …wanna buy some Wax???« Die Situation ist so köstlich, das wir uns später kaum halten können vor lachen. Zwar gibt er uns kein »Sexwax«, aber dafür aber ZWEI (»got no change, man…«) Packungen »Far King« für glatte 5,-€. Wollen mal sehen, ob das Zeug auch wirkt…
Zum Schluss ein paar Worte zu »Manrique«: Gerade im Vergleich zum Panda ein perfektes Auto. Durchzugsstark, sparsam, präzise, praktisch und dabei noch hübsch. Der VW Konzern hat hier tolle Arbeit geleistet. Wirklich.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Isla de Lobos / Spanien
1 - »VERA« in der Marina Lanzarote / Arrecife

2 - Fischerboote in Arrecife

3 - Strand bei El Golfo

4 - Lunch in El Golfo

5 - Helden in der Brandung am »Playa de Famara«

6 - »Manrique« im »Parque Nacional de Timanfaya«

7 - Die Route um Lanzarote, von La Graciosa im Norden über Arrecife nach Isla de Lobos

009 - LA GRACIOSA / AT THE CROSSROADS
26/09/16 00:00
Hallo Ihr Lieben!
»La Graciosa«, eine kleine Vulkaninsel, vorgelagert an der Nordspitze Lanzarotes, spektakuläre Schönheit. Hier, wie auf Madeira, treffen um diese Jahreszeit die Blauwasserboote und ihre Crews aufeinander. Praktisch jeder muss hier vorbei, egal wo er herkommt, oder wohin er will, »The crossroads« sozusagen. Unser Anker fällt im Morgengrauen des 19. September, sechs Stunden vor der »ARWEN« an der »Playa Francesa«. Gleich vor uns liegt der Finne, ist wohl schon ein paar Tage hier. Die zurückliegende Nacht war nicht der wahre Jakob. Mussten per Hand steuern, fanden kaum Schlaf. Diesmal hat es das äußere Ritzel im Planetengetriebe unseres Autopilotenantriebes zerrissen. Es konnte wohl nicht so recht mit den neuen Metallzahnrädchen, die ich (M) westlich von Gibraltar auf See verbaut hatte…
»Playa Francesa«, im Rückblick ein Traum. Damals, im Jahre 2006, eine Handvoll Boote. Feuer am Strand, selbst gefangener Fisch auf dem Grill, neue Freunde für‘s Leben… Eine psychologische Besonderheit ist der überwältigende »sense of achievement«, den alle Neuankömmlinge verspüren, die damit verbundene Euphorie. Man hat die Biskaya, die Westküste Portugals, oder die mörderischen Passage durch die Säulen des Herkules überlebt und die ersten wirklich großen Atlantikwellen gesehen. Das macht stolz und gesprächig. Der Finne kommt herbei gerudert und schenkt uns eine große Spritze, mit der man sich einen Einlauf, oder einen Ölwechsel machen kann. Dann geht er Anker auf und segelt gen Südwesten. Eigentlich gar nicht so unrecht, dieser Finne.
Den ersten Tag verbringen wir an Bord. Feuer machen am Strand ist heutzutage verboten. »La Graciosa« ist schließlich ein streng geschützter Nationalpark. Dafür gibt es jetzt monströse Ausflugskatamarane, die lastwagenladungsweise Erholungsuchende auf die »Playa Francesa« rotzen… Nun denn. Ein neuer Tag. Wir bringen »Bounce« zu Wasser und fahren um die Ecke nach »Caleta del Sebo«, dem Hauptort der Insel. Eine Handvoll weiß getünchter Häuser drängt sich um ein kleines, aber gut geschütztes Hafenbecken. Hier gibt es alles: Café, Emparedado‘s, zwei Minimärkte, Wifi, Mülltonnen und einen Hafenmeister. Beim Wifi treffen sich alle, und im Nu sind wir für den Abend zum Aperitif eingeladen, auf einem der französischen Boote… Eilig brechen wir zu einem ausgedehnten Spaziergang auf, immer entlang der Ostküste, nach »Pedro Barba«, der einzigen anderen Siedlung auf »La Graciosa«, die einst von dem Abenteurer Pedro Barba als Hauptstadt gegründet wurde, nachdem er sich selbst zum König der Kanarischen Inseln ausgerufen hatte. Und dieser Spaziergang ist immer noch ein Traum. Niemand da, die Farben prächtig, ocker, braun und rot, die markanten Vulkankegel gegen den dunkelblauen Himmel, das tiefstblaue Meer vor einer markanten schwarzen Wand, der senkrechten Nordwestküste Lanzarotes, zum Greifen nah.
Könnten wir hier leben? »La Graciosa« bietet viel: EU, gewaltige Natur, Leere, Wildnis, einfache, weiße würfelige Häuschen, direkt am Ufer. Mit einem schnellen RIB wäre man in einer guten Stunde in Arrecife, der Hauptstadt von Lanzarote. Hier windgeschützt auf der Veranda sitzen, mit einem Krug Ziegenmilch und einem guten Buch? Auf’s Meer starren und auf die schwarze Wand? Jeden Tag schnorcheln, Gitarren bauen, See Kajaks, oder Schiffsmodelle? »Land Art« vielleicht? Im Trockenen leben, ganz ohne Schaukelei? Lebensentwürfe gibt es viele, aber welcher mag der richtige sein? »BOUNCE« gleitet bei Halbgas leichtfüßig zurück zur »Playa Francesa«. Dort liegt die »VERA«, hellblau, zwischen zehn anderen Booten. Sie kann uns nach Patagonien bringen, und vielleicht weiter, in die Südsee, oder nach Alaska. Erleichtert klettern wir an Bord.
Aperitif auf einer kleineren »Bavaria« unter der Tricolore, ein Raumwunder. Selbst 16 Franzosen und 4 Deutschen im Cockpit bringen sie nicht zum sinken. Jede Menge Ti-Punsch und feine Häppchen mit Enten Rillette rutschen gut. Die Franzosen sprechen alle leidlich Englisch. Ein Wunder. Die jüngeren hier haben meist ein Jahr Zeit, zumeist möglich gemacht durch ein »Sabbatical« vom Arbeitgeber. Sie wollen in die Karibik und dann über die Ostküste der USA zurück nach Europe und auf dem Weg möglichst viel erleben. Ein Vorteil für ihre Karrieren, haben sie danach doch Initiative, körperliche und geistige Belastbarkeit, Organisationstalent, gute Nerven und Durchhaltevermögen bewiesen. In Deutschland wäre die berufliche Laufbahn dagegen hin. Man hätte sich als »Beach-Bum« und arbeitsunwilliger »Aussteigertyp« zu erkennen gegeben, der jegliche Expertise in seinem Fachgebiet eingebüßt hat… aber ich (M) schweife ab. Hier, an Bord der kleinen »Bavaria«, bahnen sich neue Blauwasserehen an. Die Crew der »ARWEN« z.B. verliebt sich unsterblich in ein anderes junges Paar, ungefähr gleich alt, auch noch keine Kinder, auch Surfer, auch aus Lorient in der Bretagne, dem einzigen Ort auf der Erde, wo man Ahnung von maritimer Kultur hat. Am nächsten Morgen sind sie zusammen weg, Kurs Südwest, hinter dem Finnen her… so ging es uns damals auch in 2006 mit den Crews der englischen »ROXI« und der australischen »STEAMY WINDOWS«. Heute tun wir uns schwerer, sind wir doch unbefristet unterwegs, wollen erst im März los, und dann nach Südamerika.
Die australische »SASSOON« läuft ein, direkt aus Gibraltar. Melinda und Dave wollen leider gleich weiter, in die Marina Rubicon im Süden Lanzarotes und dann zum Flughafen, zwei Monate Australien, Heimaturlaub. Traurig. Siggi, Tauchlehrerin und alte Freundin aus Marmaris in der Türkei ist auch sofort wieder weg. Sie segelt in einer hinreichend unwahrscheinlichen Konstellation mit ihrem ägyptischen Partner Umbarak auf der pfeilschnellen »X-Yacht« eines befreundeten Segelmachers aus Israel, Easy und seiner charmanten Ehefrau. Wir kämpften gegen Easy, in alten Tagen. 420er WM 1986 in Ancona, Wicky und Frey (gelber »Vogel Mayer« Spi) aus der Schweiz sensationell Weltmeister, vor den Israelis. Easy fuhr dort seine selbst genähten »Winning Way« Segel, im radikal neuen Radialschnitt. Lange her. Und doch reden wir über jedes Rennen, als ob es gestern war. Vielleicht sehen wir uns irgendwann? Tauchen im roten Meer von einem von Umbarak‘s Dive boats aus? Wenn Frieden wäre? Es wäre schön.
In den nächsten Tagen erwandern wir uns die Insel, von Nord nach Süd, von Ost nach West, am Meer entlang und über Vulkankegel, gelegentlich überholt von alten Landrovern voller Touristen und ihren Staubfahnen. Uns gefällt es. Eigentlich wollten wir bald nach Las Palmas auf Gran Canaria verlegen, um dort so einiges an der »VERA« zu basteln. Dem Ratschlag eines alten Freundes verdanken wir nun die Idee, uns im Oktober / November doch besser hier in der kleinen Marina von »Caleta del Sebo« einzugraben, zumindest bis die ARC (http://www.worldcruising.com) Las Palmas mit 300 Yachten gen Santa Lucia in der Karibik verlassen hat. Das wollen wir so machen. Und bis dahin? Mal sehen.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Graciosa / Spanien
1 - »VERA« hinter der »ARWEN«

2 - Das vermaledeite Ritzel

3 - Die schwarze Wand

4 - Land Art?

5 - »VERA« und Artgenossen

6 - »BOUNCE« (weiß) und Artgenossen

7 - Als Autos noch Autos waren

8 - Die Route

»La Graciosa«, eine kleine Vulkaninsel, vorgelagert an der Nordspitze Lanzarotes, spektakuläre Schönheit. Hier, wie auf Madeira, treffen um diese Jahreszeit die Blauwasserboote und ihre Crews aufeinander. Praktisch jeder muss hier vorbei, egal wo er herkommt, oder wohin er will, »The crossroads« sozusagen. Unser Anker fällt im Morgengrauen des 19. September, sechs Stunden vor der »ARWEN« an der »Playa Francesa«. Gleich vor uns liegt der Finne, ist wohl schon ein paar Tage hier. Die zurückliegende Nacht war nicht der wahre Jakob. Mussten per Hand steuern, fanden kaum Schlaf. Diesmal hat es das äußere Ritzel im Planetengetriebe unseres Autopilotenantriebes zerrissen. Es konnte wohl nicht so recht mit den neuen Metallzahnrädchen, die ich (M) westlich von Gibraltar auf See verbaut hatte…
»Playa Francesa«, im Rückblick ein Traum. Damals, im Jahre 2006, eine Handvoll Boote. Feuer am Strand, selbst gefangener Fisch auf dem Grill, neue Freunde für‘s Leben… Eine psychologische Besonderheit ist der überwältigende »sense of achievement«, den alle Neuankömmlinge verspüren, die damit verbundene Euphorie. Man hat die Biskaya, die Westküste Portugals, oder die mörderischen Passage durch die Säulen des Herkules überlebt und die ersten wirklich großen Atlantikwellen gesehen. Das macht stolz und gesprächig. Der Finne kommt herbei gerudert und schenkt uns eine große Spritze, mit der man sich einen Einlauf, oder einen Ölwechsel machen kann. Dann geht er Anker auf und segelt gen Südwesten. Eigentlich gar nicht so unrecht, dieser Finne.
Den ersten Tag verbringen wir an Bord. Feuer machen am Strand ist heutzutage verboten. »La Graciosa« ist schließlich ein streng geschützter Nationalpark. Dafür gibt es jetzt monströse Ausflugskatamarane, die lastwagenladungsweise Erholungsuchende auf die »Playa Francesa« rotzen… Nun denn. Ein neuer Tag. Wir bringen »Bounce« zu Wasser und fahren um die Ecke nach »Caleta del Sebo«, dem Hauptort der Insel. Eine Handvoll weiß getünchter Häuser drängt sich um ein kleines, aber gut geschütztes Hafenbecken. Hier gibt es alles: Café, Emparedado‘s, zwei Minimärkte, Wifi, Mülltonnen und einen Hafenmeister. Beim Wifi treffen sich alle, und im Nu sind wir für den Abend zum Aperitif eingeladen, auf einem der französischen Boote… Eilig brechen wir zu einem ausgedehnten Spaziergang auf, immer entlang der Ostküste, nach »Pedro Barba«, der einzigen anderen Siedlung auf »La Graciosa«, die einst von dem Abenteurer Pedro Barba als Hauptstadt gegründet wurde, nachdem er sich selbst zum König der Kanarischen Inseln ausgerufen hatte. Und dieser Spaziergang ist immer noch ein Traum. Niemand da, die Farben prächtig, ocker, braun und rot, die markanten Vulkankegel gegen den dunkelblauen Himmel, das tiefstblaue Meer vor einer markanten schwarzen Wand, der senkrechten Nordwestküste Lanzarotes, zum Greifen nah.
Könnten wir hier leben? »La Graciosa« bietet viel: EU, gewaltige Natur, Leere, Wildnis, einfache, weiße würfelige Häuschen, direkt am Ufer. Mit einem schnellen RIB wäre man in einer guten Stunde in Arrecife, der Hauptstadt von Lanzarote. Hier windgeschützt auf der Veranda sitzen, mit einem Krug Ziegenmilch und einem guten Buch? Auf’s Meer starren und auf die schwarze Wand? Jeden Tag schnorcheln, Gitarren bauen, See Kajaks, oder Schiffsmodelle? »Land Art« vielleicht? Im Trockenen leben, ganz ohne Schaukelei? Lebensentwürfe gibt es viele, aber welcher mag der richtige sein? »BOUNCE« gleitet bei Halbgas leichtfüßig zurück zur »Playa Francesa«. Dort liegt die »VERA«, hellblau, zwischen zehn anderen Booten. Sie kann uns nach Patagonien bringen, und vielleicht weiter, in die Südsee, oder nach Alaska. Erleichtert klettern wir an Bord.
Aperitif auf einer kleineren »Bavaria« unter der Tricolore, ein Raumwunder. Selbst 16 Franzosen und 4 Deutschen im Cockpit bringen sie nicht zum sinken. Jede Menge Ti-Punsch und feine Häppchen mit Enten Rillette rutschen gut. Die Franzosen sprechen alle leidlich Englisch. Ein Wunder. Die jüngeren hier haben meist ein Jahr Zeit, zumeist möglich gemacht durch ein »Sabbatical« vom Arbeitgeber. Sie wollen in die Karibik und dann über die Ostküste der USA zurück nach Europe und auf dem Weg möglichst viel erleben. Ein Vorteil für ihre Karrieren, haben sie danach doch Initiative, körperliche und geistige Belastbarkeit, Organisationstalent, gute Nerven und Durchhaltevermögen bewiesen. In Deutschland wäre die berufliche Laufbahn dagegen hin. Man hätte sich als »Beach-Bum« und arbeitsunwilliger »Aussteigertyp« zu erkennen gegeben, der jegliche Expertise in seinem Fachgebiet eingebüßt hat… aber ich (M) schweife ab. Hier, an Bord der kleinen »Bavaria«, bahnen sich neue Blauwasserehen an. Die Crew der »ARWEN« z.B. verliebt sich unsterblich in ein anderes junges Paar, ungefähr gleich alt, auch noch keine Kinder, auch Surfer, auch aus Lorient in der Bretagne, dem einzigen Ort auf der Erde, wo man Ahnung von maritimer Kultur hat. Am nächsten Morgen sind sie zusammen weg, Kurs Südwest, hinter dem Finnen her… so ging es uns damals auch in 2006 mit den Crews der englischen »ROXI« und der australischen »STEAMY WINDOWS«. Heute tun wir uns schwerer, sind wir doch unbefristet unterwegs, wollen erst im März los, und dann nach Südamerika.
Die australische »SASSOON« läuft ein, direkt aus Gibraltar. Melinda und Dave wollen leider gleich weiter, in die Marina Rubicon im Süden Lanzarotes und dann zum Flughafen, zwei Monate Australien, Heimaturlaub. Traurig. Siggi, Tauchlehrerin und alte Freundin aus Marmaris in der Türkei ist auch sofort wieder weg. Sie segelt in einer hinreichend unwahrscheinlichen Konstellation mit ihrem ägyptischen Partner Umbarak auf der pfeilschnellen »X-Yacht« eines befreundeten Segelmachers aus Israel, Easy und seiner charmanten Ehefrau. Wir kämpften gegen Easy, in alten Tagen. 420er WM 1986 in Ancona, Wicky und Frey (gelber »Vogel Mayer« Spi) aus der Schweiz sensationell Weltmeister, vor den Israelis. Easy fuhr dort seine selbst genähten »Winning Way« Segel, im radikal neuen Radialschnitt. Lange her. Und doch reden wir über jedes Rennen, als ob es gestern war. Vielleicht sehen wir uns irgendwann? Tauchen im roten Meer von einem von Umbarak‘s Dive boats aus? Wenn Frieden wäre? Es wäre schön.
In den nächsten Tagen erwandern wir uns die Insel, von Nord nach Süd, von Ost nach West, am Meer entlang und über Vulkankegel, gelegentlich überholt von alten Landrovern voller Touristen und ihren Staubfahnen. Uns gefällt es. Eigentlich wollten wir bald nach Las Palmas auf Gran Canaria verlegen, um dort so einiges an der »VERA« zu basteln. Dem Ratschlag eines alten Freundes verdanken wir nun die Idee, uns im Oktober / November doch besser hier in der kleinen Marina von »Caleta del Sebo« einzugraben, zumindest bis die ARC (http://www.worldcruising.com) Las Palmas mit 300 Yachten gen Santa Lucia in der Karibik verlassen hat. Das wollen wir so machen. Und bis dahin? Mal sehen.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Graciosa / Spanien
1 - »VERA« hinter der »ARWEN«

2 - Das vermaledeite Ritzel

3 - Die schwarze Wand

4 - Land Art?

5 - »VERA« und Artgenossen

6 - »BOUNCE« (weiß) und Artgenossen

7 - Als Autos noch Autos waren

8 - Die Route
