020 - RUHE AUF LA GOMERA
26/06/17 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Valle Gran Rey, La Gomera. Die VERA liegt, wieder einmal, südlich des kleinen Hafens der Ortschaft »Vueltas« vor dem Meditationszentrum und wälzt sich zufrieden in der spürbaren, aber kaum störenden Dünung des Atlantik. Der Anker ist gut vergraben 15 Meter unter uns, in feinem, schwarzem Sand. Valle Gran Rey liegt auf der Leeseite La Gomera’s. Daher ist das Wetter anders als in Las Palmas auf Gran Canaria, sonniger, aber auch deutlich wärmer. Uns stört das nicht. Vor Anker hilft die Sonne beim Laden der Batteriebank und die Hitze lädt zum schwimmen ein. 23 Grad Wassertemperatur, immerhin, glasklar und viele Fische.
An Land ist nichts los. Nirgendwo Touristen. Fast alle Cafés, Läden und Restaurants haben geschlossen. Leider auch das »Cacatua«, wo es die tollen, großen Milchshakes gibt. Die Saison beginnt erst im Oktober. Merkwürdig, gerade weil das Wetter um diese Jahreszeit noch viel besser ist, als im Winter. Immerhin ist Mangosaison. Überall hängen die reifen, süßen Köstlichkeiten an den Mangobäumen, dicht an dicht.
Segler treffen wir auch keine mehr. An jedem Ankerplatz sind wir allein. Nicht einmal Charteryachten sind zu sehen. Saure Gurken Zeit? Wir finden das nicht. Dann genießen wir diesen Luxus eben ganz allein. Unser exklusiver Ankerplatz hier erinnert in vielem an »Hana Vave Bay« auf der Ostseite von Fatu Hiva in den Pazifischen Marquesas. Steile Felswände mit markanten Profilen, die an die Charakterköpfe der Altvorderen denken lassen, oder an Drachen, die im Wasser faulenzen. Warme Luft, Mangos und sattes Grün an Land, der Atem des Meeres, lang und ruhig.
Neben der unumgänglichen Haushaltsführung, kommen wir zu den ganzen kleinen Dingen, für die im letzten Jahr niemals Zeit war. Klare Gedanken fassen zum Beispiel. Auszoomen. Wir haben es geschafft. Wir leben an Bord. Wir haben die Leinen losgeschmissen. Ballast abgeworfen. Viel Ballast. Fast alles ist weg. Keine gut bezahlten Jobs mehr. Keinen Audi, keine Abos, keine Wohnung. Nur noch ein baufälliger Schuppen mit ein paar Sachen unter Plastikplanen. Falls der mal abbrennt wäre es nicht so schlimm. Schade um die Bücher und den alten Benz. Vielleicht.
Und nun? Endlich richtig aufräumen und alles seesicher verstauen. Ein Boot hat, verglichen mit einem Haus, sehr wenig Platz. Unser neues Leben zwingt uns, sämtliche Gegenstände hier auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen: Brauchen wir das Teil, oder nicht? Ist es uns wirklich wichtig, oder würden wir das Zeug schon nach kurzer Zeit nicht mehr vermissen? Je größer, schwerer oder komplexer ein Ding ist, desto mehr Zeit geht dafür drauf. Auspacken, einpacken, stauen, pflegen, putzen, oder reparieren, und das obwohl man das Teil vielleicht nicht einmal benutzt. Sachen, Sachen, Zeug und mehr Zeug! Alles weg? Die alte Regel, alles wegzuwerfen, was man seit einem Jahr nicht mehr angefasst hat, funktioniert an Bord jedenfalls nicht. Gutes Werkzeug wegwerfen? Das tut weh. Den feinen Tauchkompressor raus? Niemals! Die kleine Segelmachernähmaschine von Bord? Quatsch. Die Ersatzlichtmaschine wegwerfen? Besser nicht. Die Ersatzgenua? Dito. Die Ersatzankerkette? Das wäre in der Tat ein Befreiungsschlag. Aber andererseits? Was, wenn wir das Ankergeschirr mal kappen müssen, in einer finsteren, heulenden Nacht? Die vielen Rollen gutes Tauwerk einfach wegwerfen? Niemals! Die Tüte mit den Kevlarbändseln? Den alten Faserpelz? Meinen (M) alten Hut, den Herrn Hufflepuff? Kommt nicht in Frage. Und so weiter und so weiter, Ihr versteht schon.
Noch was? Doch: Endlich installieren wir unser »neues« Iridium Satellitentelephon, das wir vor Jahren mal günstig bei e-bay erworben haben. Wozu? Ein Satellitentelephon ist eine der wenigen Möglichkeiten, auch auf hoher See Wetterdaten empfangen zu können. Also los: Nach zwei Tagen hat das klobige Teil aus der Berufsschifffahrt (3f’s!) seinen Platz in der Naviecke, Strom, Erdung, Datenkabel und einen mit »N-Steckern« gelöteten Antennenanschluss, der in den 40er Jahren von der Firma »Bell« für die US Navy entwickelt wurde. Wenn jetzt nichts schief geht, und die software auf unserem Laptop tut was sie soll, dann sollte es auch funktionieren, sobald wir unsere SIM Karte und die Gesprächsminuten bezahlt haben… zumindest theoretisch. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Valle Gran Rey: »Unser« Meditationszentrum.

2 - Valle Gran Rey: Mangosaison.

3 - Las Palmas: Ein letztes Abendmahl im Fischrestaurant an der Playa Las Canteras.

4 - Ein allerletzter Blick aus den Bergen Gran Canarias auf den Pico del Teide auf Teneriffa.

5 - Saure Gurken Zeit: Ein hübsches, leeres Lokal in Agaete, Gran Canaria.

6 - Fast seeklar: VERA in der Marina Las Palmas.

7 - Die raue Westküste Gran Canarias bleibt achteraus.

Valle Gran Rey, La Gomera. Die VERA liegt, wieder einmal, südlich des kleinen Hafens der Ortschaft »Vueltas« vor dem Meditationszentrum und wälzt sich zufrieden in der spürbaren, aber kaum störenden Dünung des Atlantik. Der Anker ist gut vergraben 15 Meter unter uns, in feinem, schwarzem Sand. Valle Gran Rey liegt auf der Leeseite La Gomera’s. Daher ist das Wetter anders als in Las Palmas auf Gran Canaria, sonniger, aber auch deutlich wärmer. Uns stört das nicht. Vor Anker hilft die Sonne beim Laden der Batteriebank und die Hitze lädt zum schwimmen ein. 23 Grad Wassertemperatur, immerhin, glasklar und viele Fische.
An Land ist nichts los. Nirgendwo Touristen. Fast alle Cafés, Läden und Restaurants haben geschlossen. Leider auch das »Cacatua«, wo es die tollen, großen Milchshakes gibt. Die Saison beginnt erst im Oktober. Merkwürdig, gerade weil das Wetter um diese Jahreszeit noch viel besser ist, als im Winter. Immerhin ist Mangosaison. Überall hängen die reifen, süßen Köstlichkeiten an den Mangobäumen, dicht an dicht.
Segler treffen wir auch keine mehr. An jedem Ankerplatz sind wir allein. Nicht einmal Charteryachten sind zu sehen. Saure Gurken Zeit? Wir finden das nicht. Dann genießen wir diesen Luxus eben ganz allein. Unser exklusiver Ankerplatz hier erinnert in vielem an »Hana Vave Bay« auf der Ostseite von Fatu Hiva in den Pazifischen Marquesas. Steile Felswände mit markanten Profilen, die an die Charakterköpfe der Altvorderen denken lassen, oder an Drachen, die im Wasser faulenzen. Warme Luft, Mangos und sattes Grün an Land, der Atem des Meeres, lang und ruhig.
Neben der unumgänglichen Haushaltsführung, kommen wir zu den ganzen kleinen Dingen, für die im letzten Jahr niemals Zeit war. Klare Gedanken fassen zum Beispiel. Auszoomen. Wir haben es geschafft. Wir leben an Bord. Wir haben die Leinen losgeschmissen. Ballast abgeworfen. Viel Ballast. Fast alles ist weg. Keine gut bezahlten Jobs mehr. Keinen Audi, keine Abos, keine Wohnung. Nur noch ein baufälliger Schuppen mit ein paar Sachen unter Plastikplanen. Falls der mal abbrennt wäre es nicht so schlimm. Schade um die Bücher und den alten Benz. Vielleicht.
Und nun? Endlich richtig aufräumen und alles seesicher verstauen. Ein Boot hat, verglichen mit einem Haus, sehr wenig Platz. Unser neues Leben zwingt uns, sämtliche Gegenstände hier auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen: Brauchen wir das Teil, oder nicht? Ist es uns wirklich wichtig, oder würden wir das Zeug schon nach kurzer Zeit nicht mehr vermissen? Je größer, schwerer oder komplexer ein Ding ist, desto mehr Zeit geht dafür drauf. Auspacken, einpacken, stauen, pflegen, putzen, oder reparieren, und das obwohl man das Teil vielleicht nicht einmal benutzt. Sachen, Sachen, Zeug und mehr Zeug! Alles weg? Die alte Regel, alles wegzuwerfen, was man seit einem Jahr nicht mehr angefasst hat, funktioniert an Bord jedenfalls nicht. Gutes Werkzeug wegwerfen? Das tut weh. Den feinen Tauchkompressor raus? Niemals! Die kleine Segelmachernähmaschine von Bord? Quatsch. Die Ersatzlichtmaschine wegwerfen? Besser nicht. Die Ersatzgenua? Dito. Die Ersatzankerkette? Das wäre in der Tat ein Befreiungsschlag. Aber andererseits? Was, wenn wir das Ankergeschirr mal kappen müssen, in einer finsteren, heulenden Nacht? Die vielen Rollen gutes Tauwerk einfach wegwerfen? Niemals! Die Tüte mit den Kevlarbändseln? Den alten Faserpelz? Meinen (M) alten Hut, den Herrn Hufflepuff? Kommt nicht in Frage. Und so weiter und so weiter, Ihr versteht schon.
Noch was? Doch: Endlich installieren wir unser »neues« Iridium Satellitentelephon, das wir vor Jahren mal günstig bei e-bay erworben haben. Wozu? Ein Satellitentelephon ist eine der wenigen Möglichkeiten, auch auf hoher See Wetterdaten empfangen zu können. Also los: Nach zwei Tagen hat das klobige Teil aus der Berufsschifffahrt (3f’s!) seinen Platz in der Naviecke, Strom, Erdung, Datenkabel und einen mit »N-Steckern« gelöteten Antennenanschluss, der in den 40er Jahren von der Firma »Bell« für die US Navy entwickelt wurde. Wenn jetzt nichts schief geht, und die software auf unserem Laptop tut was sie soll, dann sollte es auch funktionieren, sobald wir unsere SIM Karte und die Gesprächsminuten bezahlt haben… zumindest theoretisch. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Valle Gran Rey / La Gomera / Spanien
1 - Valle Gran Rey: »Unser« Meditationszentrum.

2 - Valle Gran Rey: Mangosaison.

3 - Las Palmas: Ein letztes Abendmahl im Fischrestaurant an der Playa Las Canteras.

4 - Ein allerletzter Blick aus den Bergen Gran Canarias auf den Pico del Teide auf Teneriffa.

5 - Saure Gurken Zeit: Ein hübsches, leeres Lokal in Agaete, Gran Canaria.

6 - Fast seeklar: VERA in der Marina Las Palmas.

7 - Die raue Westküste Gran Canarias bleibt achteraus.
