January 2017
015 - NOTIZEN VON LA PALMA
21/01/17 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!
3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz

Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!

3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz

014 - VALLE GRAN REY / LA GOMERA
15/01/17 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Valle Gran Rey, an der Westküste La Gomeras. Drei Tage entspannte Segelei, meist »downwind« brachten uns hierher, mit nächtlichen Zwischenstops vor Anker an Gran Canaria‘s wilder Nordwestküste und an Teneriffas dicht betonierter Südküste, belohnt vom Glühen der Spitze des Pico del Teide im letzten Abendlicht.
Valle Gran Rey: Ein von der Natur bevorzugtes, fruchtbares Tal, benannt nach dem letzten großen Guanchen Häuptling Hupalupa, der in dieser Gegend bis zuletzt Widerstand leistete, gegen ein übermächtiges Spanien und seine Missionare. Guanchen sollen friedfertige Menschen gewesen sein, die erst viel zu spät daran gingen, ihre Heimat gegen die Eroberer zu verteidigen. Heute ist Ihre Kultur nicht mehr, es sei denn in einigen wenigen sprachlichen Wendungen und kulturellen Bräuchen. Das »Silbo«, eine Art Minimalsprache aus Pfeiftönen, mit denen man sich auch auf große Distanzen verständigen kann, wird noch heute auf La Gomera an den Schulen gelehrt…
Wir ankern vor dem Hafen von Vueltas, eines der drei Dörfer im Tal. Vertikale Felswände ragen aus dunkelblauem, glasklaren Wasser. Beim schnorcheln sehen wir fein gerippelten, dunkelgrauen Sand bis zum Horizont. Der Anker sitzt. Das ist gut, denn der Wetterbericht lässt eine Weiterfahrt nach La Palma in den nächsten Tagen wenig ratsam erscheinen. Zu viel Wind in der Düse zwischen den hohen Inseln. Gegenan in hoher See? Besser nicht. Wir brauchen hier nichts kaputt machen, das wir dann wieder mühsam zusammenflicken müssten… Die Entscheidung zu bleiben fällt leicht, trotz der leichten Dünung, die die VERA gelegentlich heftig rollen lässt.
Hinter einer gewaltig überdimensionierten, nagelneuen Kaimauer mit »Cruiseship Terminal«, die schon von weitem nach (sehr viel) EU - Geld aussieht, aber offensichtlich nie genutzt wird liegt die Ortschaft Vueltas. Im klaren Morgenlicht leuchten würfelige weiße, ockerfarbige oder ochsenblutrote Häuser. Wir bringen BOUNCE zu Wasser und setzen über. Im kleinen Fischerhafen, hinter der alten, romantischeren Hafenmauer aus Steinquadern liegen etliche Yachten und rüsten für den Atlantik. Nicht die wohlhabende Klientel. Keine perfekt gepflegten Superyachten, wie in Las Palmas. Diese hier sind aus Stahl oder Holz oder von James Wharram, in allen Farben gestrichen, mit Riggs aus Telegrafenmasten und verzinktem Draht, selbst gebauten Selbststeueranlagen und büschelweise Bananen am Achterstag. Proviant für den langen Schlag. Das Liegegeld ist nicht der Rede wert. Ein guter Platz für »no budget sailors«.
Wir binden BOUNCE an einer langen Leiter an der hohen Kaimauer an und klettern hinauf. Oben findet sich sogleich ein hübsches Café, mit Blick auf die VERA. Und WIFI gibt es auch. Draussen an Bord hatten wir nicht mal ein GSM Signal. Alles paletti, oder? Bei näherem hinhören, fällt uns auf, das ALLE Touristen hier auf deutsch kommunizieren und auch so aussehen. Das ist seltsam. Wir besichtigen das Dorf. ALLE Läden scheinen deutschen Bürgern zu gehören. Beim Bäcker und beim Metzger hängen die deutschen Meisterbriefe gleich am Eingang. Wir kaufen natürlich als erstes ein fettes Krustenbrot. In der Redaktion des »Valle Boten« liegen einige Probeexemplare. Beim flüchtigen Überfliegen einiger Zeilen wird klar, das Valle Gran Rey eine deutsche Exklave ist, die in den 70er Jahren von abenteuerlustigen deutschen Hippies gegründet wurde. Viele blieben und für die ist diese Zeitung da. In wohlgewählten Worten wird dort betrauert, das in jedem Jahr mehr und mehr von den fiesen »Teneriffa Touristen« einfallen und alles hier kaputt fressen. Das hat inzwischen selbst der letzte aus seiner Schnabeltasse trinkende Kräutergärtner kapiert. Man wird sehr bald mobil machen müssen, sonst droht ein Massensterben aller Werte für die wir hier stehen etc. etc…
Am nächsten Tag ist das Café am Hafen geschlossen. Das nächste, hübsch aussehende Cafe gehört deutschen. Zwei entzückende und supernette deutsche Kellnerinnen bedienen deutsche Touristen. Wir fühlen uns gleich wie zuhause und lesen den »Valle Boten«. Später erwandern wir uns ein wildes Seitental. Dabei passieren wir ein deutsches Meditationszentrum, laut deutschsprachiger Tafel am Eingang ein Ort der Stille und inneren Einkehr. Einige deutsche Paare mittleren Alters und schweren Rollkoffern sind soeben beim Einchecken. Eine deutschsprachige Hinweistafel erklärt die verschiedenen Früchte, die hier im Garten des Meditationszentrums kultiviert werden. Alles sehr geschmackvoll gemacht. Weiter oben im Tal spricht uns ein sehr netter deutscher »Aloe Vera« Händler an, der hier mit seiner deutschen Frau eine traumhaft schön gelegene Finca besitzt. Natürlich kaufen wir ein paar Fläschchen, schon weil ihm gerade ein Probefläschchen geklaut worden ist. Er hat eine fiese, unfreundliche ostdeutsche Touristin im Verdacht, die sich vorhin darüber beschwerte, das er heute gerade keine Finca Führung anbietet… Na ja.
Einen weiteren Tag verbringen wir zurückgezogen an Bord. Schwimmen, Earl Grey trinken, kochen, lesen, Mittagsschlaf, die kleine Bastelei zwischendurch und ausgiebig Gitarre. Luxus pur. Wir liegen direkt vor dem Meditationszentrum. Am Abend findet dort ein kleines, intimes Rock Konzert statt. Die Boxen stehen gut und der Schalldruck auf unserem Brückendeck ist gerade perfekt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und sind witzig drauf. Alles guter Gitarrenrock aus den 70ern und frühen 80ern, sauber vorgetragen. Klasse. In der Nacht kommt Wind aus Süd, teilweise Südwest. Hoher Seegang beginnt in die Bucht hinein zu stehen. Wir müssen weg. Weiter nach La Palma. Bei dieser Windrichtung wieder ein heißer Ritt, genau platt vor den Laken. Im Morgengrauen sieht man kaum die Hand vor Augen und auch die Zähne knirschen. Sandsturm. La Gomeras Westküste haben wir nach zwei Meilen außer Sicht. Voraus nur Dunst. Nichts zu sehen. Mal sehen, was kommt.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / inzwischen heil in der Marina Tazacorte / La Gomera / Spanien
1 - VERA vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

2 - Vollmond

3 - Das Café mit Blick auf die VERA

4 - Kapelle im Tal

5 - Das Meditationszentrum

6 - Die Hinweistafel

7 - Hinauf im Seitental

8 - Das romantische kleine Cruise Ship Terminal

9 - »Co« finanziert von der EU

10 - Die Route von Las Palmas nach Valle Gran Rey

Valle Gran Rey, an der Westküste La Gomeras. Drei Tage entspannte Segelei, meist »downwind« brachten uns hierher, mit nächtlichen Zwischenstops vor Anker an Gran Canaria‘s wilder Nordwestküste und an Teneriffas dicht betonierter Südküste, belohnt vom Glühen der Spitze des Pico del Teide im letzten Abendlicht.
Valle Gran Rey: Ein von der Natur bevorzugtes, fruchtbares Tal, benannt nach dem letzten großen Guanchen Häuptling Hupalupa, der in dieser Gegend bis zuletzt Widerstand leistete, gegen ein übermächtiges Spanien und seine Missionare. Guanchen sollen friedfertige Menschen gewesen sein, die erst viel zu spät daran gingen, ihre Heimat gegen die Eroberer zu verteidigen. Heute ist Ihre Kultur nicht mehr, es sei denn in einigen wenigen sprachlichen Wendungen und kulturellen Bräuchen. Das »Silbo«, eine Art Minimalsprache aus Pfeiftönen, mit denen man sich auch auf große Distanzen verständigen kann, wird noch heute auf La Gomera an den Schulen gelehrt…
Wir ankern vor dem Hafen von Vueltas, eines der drei Dörfer im Tal. Vertikale Felswände ragen aus dunkelblauem, glasklaren Wasser. Beim schnorcheln sehen wir fein gerippelten, dunkelgrauen Sand bis zum Horizont. Der Anker sitzt. Das ist gut, denn der Wetterbericht lässt eine Weiterfahrt nach La Palma in den nächsten Tagen wenig ratsam erscheinen. Zu viel Wind in der Düse zwischen den hohen Inseln. Gegenan in hoher See? Besser nicht. Wir brauchen hier nichts kaputt machen, das wir dann wieder mühsam zusammenflicken müssten… Die Entscheidung zu bleiben fällt leicht, trotz der leichten Dünung, die die VERA gelegentlich heftig rollen lässt.
Hinter einer gewaltig überdimensionierten, nagelneuen Kaimauer mit »Cruiseship Terminal«, die schon von weitem nach (sehr viel) EU - Geld aussieht, aber offensichtlich nie genutzt wird liegt die Ortschaft Vueltas. Im klaren Morgenlicht leuchten würfelige weiße, ockerfarbige oder ochsenblutrote Häuser. Wir bringen BOUNCE zu Wasser und setzen über. Im kleinen Fischerhafen, hinter der alten, romantischeren Hafenmauer aus Steinquadern liegen etliche Yachten und rüsten für den Atlantik. Nicht die wohlhabende Klientel. Keine perfekt gepflegten Superyachten, wie in Las Palmas. Diese hier sind aus Stahl oder Holz oder von James Wharram, in allen Farben gestrichen, mit Riggs aus Telegrafenmasten und verzinktem Draht, selbst gebauten Selbststeueranlagen und büschelweise Bananen am Achterstag. Proviant für den langen Schlag. Das Liegegeld ist nicht der Rede wert. Ein guter Platz für »no budget sailors«.
Wir binden BOUNCE an einer langen Leiter an der hohen Kaimauer an und klettern hinauf. Oben findet sich sogleich ein hübsches Café, mit Blick auf die VERA. Und WIFI gibt es auch. Draussen an Bord hatten wir nicht mal ein GSM Signal. Alles paletti, oder? Bei näherem hinhören, fällt uns auf, das ALLE Touristen hier auf deutsch kommunizieren und auch so aussehen. Das ist seltsam. Wir besichtigen das Dorf. ALLE Läden scheinen deutschen Bürgern zu gehören. Beim Bäcker und beim Metzger hängen die deutschen Meisterbriefe gleich am Eingang. Wir kaufen natürlich als erstes ein fettes Krustenbrot. In der Redaktion des »Valle Boten« liegen einige Probeexemplare. Beim flüchtigen Überfliegen einiger Zeilen wird klar, das Valle Gran Rey eine deutsche Exklave ist, die in den 70er Jahren von abenteuerlustigen deutschen Hippies gegründet wurde. Viele blieben und für die ist diese Zeitung da. In wohlgewählten Worten wird dort betrauert, das in jedem Jahr mehr und mehr von den fiesen »Teneriffa Touristen« einfallen und alles hier kaputt fressen. Das hat inzwischen selbst der letzte aus seiner Schnabeltasse trinkende Kräutergärtner kapiert. Man wird sehr bald mobil machen müssen, sonst droht ein Massensterben aller Werte für die wir hier stehen etc. etc…
Am nächsten Tag ist das Café am Hafen geschlossen. Das nächste, hübsch aussehende Cafe gehört deutschen. Zwei entzückende und supernette deutsche Kellnerinnen bedienen deutsche Touristen. Wir fühlen uns gleich wie zuhause und lesen den »Valle Boten«. Später erwandern wir uns ein wildes Seitental. Dabei passieren wir ein deutsches Meditationszentrum, laut deutschsprachiger Tafel am Eingang ein Ort der Stille und inneren Einkehr. Einige deutsche Paare mittleren Alters und schweren Rollkoffern sind soeben beim Einchecken. Eine deutschsprachige Hinweistafel erklärt die verschiedenen Früchte, die hier im Garten des Meditationszentrums kultiviert werden. Alles sehr geschmackvoll gemacht. Weiter oben im Tal spricht uns ein sehr netter deutscher »Aloe Vera« Händler an, der hier mit seiner deutschen Frau eine traumhaft schön gelegene Finca besitzt. Natürlich kaufen wir ein paar Fläschchen, schon weil ihm gerade ein Probefläschchen geklaut worden ist. Er hat eine fiese, unfreundliche ostdeutsche Touristin im Verdacht, die sich vorhin darüber beschwerte, das er heute gerade keine Finca Führung anbietet… Na ja.
Einen weiteren Tag verbringen wir zurückgezogen an Bord. Schwimmen, Earl Grey trinken, kochen, lesen, Mittagsschlaf, die kleine Bastelei zwischendurch und ausgiebig Gitarre. Luxus pur. Wir liegen direkt vor dem Meditationszentrum. Am Abend findet dort ein kleines, intimes Rock Konzert statt. Die Boxen stehen gut und der Schalldruck auf unserem Brückendeck ist gerade perfekt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und sind witzig drauf. Alles guter Gitarrenrock aus den 70ern und frühen 80ern, sauber vorgetragen. Klasse. In der Nacht kommt Wind aus Süd, teilweise Südwest. Hoher Seegang beginnt in die Bucht hinein zu stehen. Wir müssen weg. Weiter nach La Palma. Bei dieser Windrichtung wieder ein heißer Ritt, genau platt vor den Laken. Im Morgengrauen sieht man kaum die Hand vor Augen und auch die Zähne knirschen. Sandsturm. La Gomeras Westküste haben wir nach zwei Meilen außer Sicht. Voraus nur Dunst. Nichts zu sehen. Mal sehen, was kommt.
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / inzwischen heil in der Marina Tazacorte / La Gomera / Spanien
1 - VERA vor Anker in Valle Gran Rey, La Gomera

2 - Vollmond

3 - Das Café mit Blick auf die VERA

4 - Kapelle im Tal

5 - Das Meditationszentrum

6 - Die Hinweistafel

7 - Hinauf im Seitental

8 - Das romantische kleine Cruise Ship Terminal

9 - »Co« finanziert von der EU

10 - Die Route von Las Palmas nach Valle Gran Rey
