015 - NOTIZEN VON LA PALMA
21/01/17 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!
3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz

Tazacorte auf La Palma war den sandigen Törn wert. Zum einen wartete dort hochwillkommener Verwandtschaftsbesuch auf uns, zum anderen ergab sich die Chance, einen Blick auf ein beeindruckendes Bauwerk zu werfen: Das im Jahre 2012 fertiggestellte neue Hafenterminal, größer noch und mächtiger, als sein Pendant in Valle Gran Rey auf La Gomera. Hier ist es den Machern gelungen, in zwei Bauabschnitten ein Betonvolumen zu verarbeiten, das das der gesamten dahinter liegenden, verschlafen am Hang klebenden Ortschaft weit in den Schatten stellt, und das inclusive aller neu gebauter Ferienhotels am schwarzen Strand. Der Eindruck ist absolut überwältigend und besitzt alle Qualitäten einer Großplastik. Hans op de Beek, wie er sein sollte… Irgendeine kommerzielle Nutzung ist nicht in Sicht. Sonntags ziehen ein paar Inline Skater ihre Runden auf dem Warteplatz für 1001 Busse und Lastwagen. Mitten in der Hafeneinfahrt liegt, gut geschützt hinter der 500m langen Kaimauer, eine kleine Fischfarm.
Cargo Cult: Auf einigen Inseln Vanuatus im westlichen Pazifik findet sich eine Naturreligion, die davon ausgeht, das der Bau einer kilometerlangen Landebahn, voll ausgestattet mit Befeuerung, Kontrollturm und uniformierten Fluglotsen, zur Belieferung mit Waren aus himmlischen Sphären führen wird.
Einige Tage in Tazacorte genügen uns. Nachts werden in der Marina kommerzielle Fischtrawler be- und entladen, mit Lärm, Flutlicht und Dieselgestank, und die lokale deutsche Langfahrt Community kennt sich schon länger. Weiter also. In St. Cruz, der Hauptstadt von La Palma, gibt es eine neu gebaute Marina. Man verfügt, laut nett formulierter e-mail Antwort auf unsere Anfrage, derzeit über freie Liegeplätze. Eine Nacht ankern wir draußen, unter den Felsen von Tazacorte im Schutz der Großplastik, dann machen wir uns auf den Weg, südwärts um die Insel La Palma herum. Leider hilft in konfusem Seegang und Wind immer von vorn nur der grün gestrichene Volvo weiter. Nicht schlimm. Er braucht auch mal Bewegung. Und der bald zwei Jahre alte Diesel in den Tanks muss auch weg, schon wegen der drohenden Dieselpest.
St. Cruz haben wir in bester Erinnerung: Im Februar 2002 ankerten wir hier mit der kürzlich erworbenen VERA, vor Mitternacht von Teneriffa kommend mitten im Hafenbecken. Mit dem Schlauchboot gelangten wir über die rostige Ankerkette und die mächtigen Klüsen eines haarsträubend verrosteten Frachters auf den vollkommen baufälligen, verlassen wirkenden Hafenkai und durch einen porösen Zaun in die direkt dahinter liegende Altstadt. Dort fand sich zu nächtlicher Stunde eine gut von Einheimischen besuchte Bar an einem romantischen kleinen Platz…
Heute, bald 15 Jahre später, läuft es zivilisierter: Auf Kanal 9 lotst man uns zum »Reservation Quay« der Marina unter dem nagelneuen Marinagebäude in gefälliger »El Croquis« Architektur. Die netten Spanier hier checken uns problemlos ein und schon bald liegen wir gut angebunden auf »unserem« Platz. Auffallend: Die Marina ist ziemlich leer. Niemand da, weit und breit. Ob das an dem Seegang liegt, der vernehmlich durch die Hafeneinfahrt schwappt? Evtl. ein Grund zur Sorge: Wir wollen die VERA hier für ein paar Tage alleine lassen, Heimaturlaub. Durchgescheuerte Festmacher und herausgerissene Klampen (wie auf einigen anderen Booten hier gesehen) können wir nicht gebrauchen.
Der erste Blick in die authentisch wirkende Altstadt versöhnt uns auf der Stelle mit der Situation. Die engen Gassen mit ihren bunten Fassaden, hölzernen Balkonen, kleinen Geschäften und den zahllosen Café’s, Bar’s und Restaurant’s laden dazu ein, ausgiebig erkundet zu werden. Alte Bausubstanz wird liebevoll gepflegt, oder zumindest stabil gehalten. Weil die Insel La Palma lange Zeit autonom verwaltet wurde gibt es hier von allem etwas: Kirchen, Rathaus, Theater, Schulen und Akademien, viele Museen, Architektenkammer, Königlicher Yachtclub, Weberinnung, Krankenhaus, das deutsche Honorarkonsulat und vieles mehr. Warum nicht hier leben, zumindest eine Zeit lang? Ein Lieblingscafé am »Paseo« mit Blick auf’s Meer, auf Gomera und den »Pico del Teide« findet sich gleich am nächsten Morgen. Leider ist der viele Kilometer lange, spektakuläre schwarze Strand vor dem »Paseo« eine tiefe Baugrube hinter einem hohen, rostigen Bauzaun. Laut Bauschild ein gut dotiertes EU Projekt: Baubeginn 2007, Fertigstellung 2013…
In der Altstadt geht es ebenfalls gemächlich zu. Nicht viel Betrieb, wenige Touristen. Hier und da finden sich Öffnungszeiten wie: »Aperto jueves 10.00 - 18.00«. Wir finden bald heraus, was es damit auf sich hat. Jeden Donnerstags docken ein bis zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe im Hafen und spucken Tausende von Kreuzfahrern auf den Kai und von dort in die Altstadt. Vermutlich wird in St. Cruz am Donnerstag der größte Teil des Wochenumsatzes gemacht. Uns stört das nicht sehr. Es fällt leicht, sich in diese Stadt zu verlieben. Wir unterschreiben einen Vertrag für einen Monat und klappern die umliegenden »Ferreterias« nach »Manguera de incendios«, also Feuerwehrschlauch ab, um damit die teuren Festmacherleinen gegen Durchscheuern in den Klüsen zu schützen. Leider ohne Erfolg. Aber heute lag ein exakt passendes Stück am wilden, schwarzen Vulkanstrand, einige Kilometer nördlich der Stadt. In hellblau und noch so gut wie neu. Ein wenig weiter findet sich gleich noch ein feines Ende Festmachertauwerk, sehr dick und unverwüstlich. Vielleicht leben wir doch nur in einer gut gemachten Simulation…
Mit herzlichen Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / La Palma Marina / St. Cruz / La Palma / Spanien
1 - Die Großplastik in Tazacorte / La Palma

2 - Wow!

3 - »Co« finanziert von der EU

4 - VERA, gut angebunden in der gähnend leeren Marina La Palma in St. Cruz

5 - Am Paseo, St. Cruz

6 - Eine der vielen romantischen Gassen in der Altstadt

7 - Typisches Kieselpflaster, St. Cruz

8 - »Cruiseship day«: Aperto jueves 10.00 - 18.00

9 - »Manguera de incendios« in hellblau!

10 - B mit frisch gefundenem Festmacher vor der Strandbaustelle

11 - Die Route nach La Palma, von Valle Gran Rey über Tazacorte nach St. Cruz
