018 - LAS PALMAS IM APRIL
15/04/17 00:00 Canary Islands
Hallo Ihr Lieben!
Der Törn zurück nach Gran Canaria verlief ganz genau so, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Stressfrei. Ein freundliches Wetterfenster half uns bei leichtem Wind aus unterschiedlichen Richtungen und glatter See in einigen Etappen von »Valle Gran Rey«, über zwei durchaus sehenswerte Ankerplätze an der Ostküste Teneriffas, bis in die beinahe schon heimische »Muelle deportivo«, dem wie immer überfüllten Yachthafen von Las Palmas. Unser Plan: Basteln, bunkern und ausrüsten, bis alles klar ist für den bevorstehenden Törn in den Südatlantik. Die größten Posten: Überholung aller Komponenten unserer in die Jahre gekommenen Meerwasserentsalzungsanlage, und der lange vor uns hergeschobene Einbau der »Eberspächer Hydronic« Zentralheizung, die wir vor Jahren mal gebraucht bei »e-bay« ersteigert haben.
Las Palmas ist, wie bereits im letzten Jahr beschrieben, einer der wenigen Orte, wo derlei zu bewerkstelligen ist. Schon die »Chandleries«, »Rigging Shops«, Angelbedarf und Tauchausrüster im Yachthafen führen vieles, was gut und teuer ist. Im Industrieviertel, eine gute Stunde zu Fuß im Norden der Stadt gelegen, findet sich Gewerbe und Werkstätten in allen Formen und Farben, Schmieden, Dreher und Schreiner. »King Hogar« ist ein großer Baumarkt mit angeschlossenem Bootsausrüster. Hydraulikbedarf bekommt man bei »Basilio«, auch eher exotische Teile. Jedes erdenkliche Werkzeug gibt es bei »Salazar«. Dort, zwischen den kilometerlangen Regalen mit begehrenswerten Herrlichkeiten ist es kaum auszuhalten. Gutes Werkzeug ist nun mal die Grundlage jeder sauberen Arbeit. Darüber hinaus lässt es sich in der eher hässlichen Stadt Las Palmas leben. Das Klima ist perfekt. Beständig, regenarm und nicht zu heiß. Die Marina ist, mit ca. 11,- € pro Tag vergleichsweise günstig. Gute Restaurants gibt es an jeder Ecke und der Sonnenuntergang an der »Playa Canteras« hält, zumindest mit einem kalten Bier in der Hand, jedem Vergleich stand.
Irgendwie ist Las Palmas auch ein Ort für Menschen mit Fernweh. Das beständige Kommen und Gehen von Schiffen aus aller Welt schmerzt ein wenig in der Brust, macht nachdenklich. Wer bin ich, was will ich, wohin will ich? Liegt der gewünschte Kurs an? Wir plauschen ein wenig mit dem rauschebärtigen Bootsmann der FALKEN, einem 1947 gebauten, knapp 40 Meter langen, wunderschönen Topsegelschoner. Die schwedische Marine betreibt die Schwesterschiffe FALKEN und GLADAN noch immer zur Ausbildung ihrer Offiziersanwärter. Ich (M) erinnere mich noch gut an den Sommer 1972 in Travemünde. Da gab es anlässlich der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel eine »Windjammerparade«, an der viele der letzten großen, besegelten Marineschulschiffe aus aller Welt teilnahmen, darunter so berühmte Schiffe, wie die Viermastbark KRUZENSTERN, die Vollschiffe DAR POMORZA und CHRISTIAN RADICH, die Dreimastbarken GLORIA, DANMARK, EAGLE und GORCH FOCK, die Dreimasttopsegelschoner SIR WINSTON CHURCHILL und MALCOLM MILLER, und eben auch die beiden Zweimaster GLADAN und FALKEN. Mit der VITALIENBRUDER III, dem schlanken Holzboot meiner Großeltern fuhren wir stundenlang mit großen Augen den Hafen hinauf und hinab und bestaunten die himmelhohen Masten und die kühnen Männer in den Rahen. Übermorgen läuft die FALKEN aus, nach Norden, über Madeira, die Azoren nach Schottland und von dort zum Mittsommer hinauf nach Norwegen und Schweden. 25 neue Kadetten kommen für diesen anspruchsvollen Törn an Bord. Am nächsten Tag sehen wir sie an Deck stehen, junge Männer, junge Frauen in adretten Uniformen. Glücklich sehen sie aus, und abenteuerlustig, und gespannt lauschen sie den Ausführungen ihres Bootsmanns. Drei Monate lang dürfen sie nun gemeinsam an Tauen zerren, gemeinsam Kartoffel schälen, gemeinsam Erbsensuppe essen, gemeinsam seekrank sein und zu sechst in einer engen Kammer in drei Etagen in der Hängematte schlafen. Sie werden gemeinsam Wache gehen unter Mond und Sternen und unter weißen Segeln, Karten spielen, neue Freunde und neue Feinde finden. In sehr beengten Verhältnissen. Das ist nicht wenig.
Die Umstellung vom meditativen Dasein am Ankerplatz zu einem eher geregelten Arbeitsleben in der Marina fällt uns nicht ganz leicht. Nach einigen Tagen hat sich aber dennoch eine erträgliche Routine eingespielt, die netto so um die sechs Arbeitsstunden pro Nase abwirft, und damit halbwegs produktiv ist. Ein Problem ist das Chaos unter Deck, das wenig heimelig daher kommt und gelegentlich ein wenig demoralisierend wirkt. Jedes Werkzeug und jedes Ersatzteil hat seinen Platz an Bord. Wenn man dann irgendwo montieren will, muss alles hinaus. Gleichzeitig. Und dann gibt es da noch einen interessanten Effekt, den wohl jeder Blauwassersegler kennt: Die Bearbeitung eines Teilproblems schafft weitere Teilprobleme, so im Verhältnis drei zu eins. Sagen wir also mal, wir hätten da einen kleinen, überschaubaren Job, für den wir zehn Arbeitstage einplanen. Der erste Arbeitstag läuft gut, schafft aber drei zusätzliche Arbeitstage für neu entdeckte Probleme. Nach zehn abgearbeiteten Arbeitstagen stehen wir vor 30 zusätzlichen Arbeitstagen… Egal. Unser derzeitiger Zeitplan sieht vor, irgendwann Ende Mai seeklar zu sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Frohe Ostern und herzliche Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Bei herrlichem Wetter zurück nach Las Palmas.

2 - VERA (hellblauer Bug) in der »Muelle deportivo«, dem Yachthafen von Las Palmas. Links im Bild das schwedische Marineschulschiff FALKEN.

3 - »All I ask is a comfortable home.« - Charlotte Lucas

4 - »Its work, all that matters is work!« - Andy Warhol

5 - Die altgediente Hochdruckpumpe unserer Meerwasserentsalzungsanlage…
6 - …benötigte dringend neue Dichtungen und Dachmanschetten.

7 - Die verschlissenen Endkappen des Membrangehäuses.

8 - Das frisch überholte Kontrollpaneel beim Probelauf.

9 - Es gibt auch hübsche Ecken in Las Palmas, wenn man ein wenig danach sucht.

10 - Abendstimmung an der »Playa Canteras«. Im Hintergrund die Nachbarinsel Teneriffa mit dem »Pico del Teide« ganz links im Bild.

Der Törn zurück nach Gran Canaria verlief ganz genau so, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Stressfrei. Ein freundliches Wetterfenster half uns bei leichtem Wind aus unterschiedlichen Richtungen und glatter See in einigen Etappen von »Valle Gran Rey«, über zwei durchaus sehenswerte Ankerplätze an der Ostküste Teneriffas, bis in die beinahe schon heimische »Muelle deportivo«, dem wie immer überfüllten Yachthafen von Las Palmas. Unser Plan: Basteln, bunkern und ausrüsten, bis alles klar ist für den bevorstehenden Törn in den Südatlantik. Die größten Posten: Überholung aller Komponenten unserer in die Jahre gekommenen Meerwasserentsalzungsanlage, und der lange vor uns hergeschobene Einbau der »Eberspächer Hydronic« Zentralheizung, die wir vor Jahren mal gebraucht bei »e-bay« ersteigert haben.
Las Palmas ist, wie bereits im letzten Jahr beschrieben, einer der wenigen Orte, wo derlei zu bewerkstelligen ist. Schon die »Chandleries«, »Rigging Shops«, Angelbedarf und Tauchausrüster im Yachthafen führen vieles, was gut und teuer ist. Im Industrieviertel, eine gute Stunde zu Fuß im Norden der Stadt gelegen, findet sich Gewerbe und Werkstätten in allen Formen und Farben, Schmieden, Dreher und Schreiner. »King Hogar« ist ein großer Baumarkt mit angeschlossenem Bootsausrüster. Hydraulikbedarf bekommt man bei »Basilio«, auch eher exotische Teile. Jedes erdenkliche Werkzeug gibt es bei »Salazar«. Dort, zwischen den kilometerlangen Regalen mit begehrenswerten Herrlichkeiten ist es kaum auszuhalten. Gutes Werkzeug ist nun mal die Grundlage jeder sauberen Arbeit. Darüber hinaus lässt es sich in der eher hässlichen Stadt Las Palmas leben. Das Klima ist perfekt. Beständig, regenarm und nicht zu heiß. Die Marina ist, mit ca. 11,- € pro Tag vergleichsweise günstig. Gute Restaurants gibt es an jeder Ecke und der Sonnenuntergang an der »Playa Canteras« hält, zumindest mit einem kalten Bier in der Hand, jedem Vergleich stand.
Irgendwie ist Las Palmas auch ein Ort für Menschen mit Fernweh. Das beständige Kommen und Gehen von Schiffen aus aller Welt schmerzt ein wenig in der Brust, macht nachdenklich. Wer bin ich, was will ich, wohin will ich? Liegt der gewünschte Kurs an? Wir plauschen ein wenig mit dem rauschebärtigen Bootsmann der FALKEN, einem 1947 gebauten, knapp 40 Meter langen, wunderschönen Topsegelschoner. Die schwedische Marine betreibt die Schwesterschiffe FALKEN und GLADAN noch immer zur Ausbildung ihrer Offiziersanwärter. Ich (M) erinnere mich noch gut an den Sommer 1972 in Travemünde. Da gab es anlässlich der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel eine »Windjammerparade«, an der viele der letzten großen, besegelten Marineschulschiffe aus aller Welt teilnahmen, darunter so berühmte Schiffe, wie die Viermastbark KRUZENSTERN, die Vollschiffe DAR POMORZA und CHRISTIAN RADICH, die Dreimastbarken GLORIA, DANMARK, EAGLE und GORCH FOCK, die Dreimasttopsegelschoner SIR WINSTON CHURCHILL und MALCOLM MILLER, und eben auch die beiden Zweimaster GLADAN und FALKEN. Mit der VITALIENBRUDER III, dem schlanken Holzboot meiner Großeltern fuhren wir stundenlang mit großen Augen den Hafen hinauf und hinab und bestaunten die himmelhohen Masten und die kühnen Männer in den Rahen. Übermorgen läuft die FALKEN aus, nach Norden, über Madeira, die Azoren nach Schottland und von dort zum Mittsommer hinauf nach Norwegen und Schweden. 25 neue Kadetten kommen für diesen anspruchsvollen Törn an Bord. Am nächsten Tag sehen wir sie an Deck stehen, junge Männer, junge Frauen in adretten Uniformen. Glücklich sehen sie aus, und abenteuerlustig, und gespannt lauschen sie den Ausführungen ihres Bootsmanns. Drei Monate lang dürfen sie nun gemeinsam an Tauen zerren, gemeinsam Kartoffel schälen, gemeinsam Erbsensuppe essen, gemeinsam seekrank sein und zu sechst in einer engen Kammer in drei Etagen in der Hängematte schlafen. Sie werden gemeinsam Wache gehen unter Mond und Sternen und unter weißen Segeln, Karten spielen, neue Freunde und neue Feinde finden. In sehr beengten Verhältnissen. Das ist nicht wenig.
Die Umstellung vom meditativen Dasein am Ankerplatz zu einem eher geregelten Arbeitsleben in der Marina fällt uns nicht ganz leicht. Nach einigen Tagen hat sich aber dennoch eine erträgliche Routine eingespielt, die netto so um die sechs Arbeitsstunden pro Nase abwirft, und damit halbwegs produktiv ist. Ein Problem ist das Chaos unter Deck, das wenig heimelig daher kommt und gelegentlich ein wenig demoralisierend wirkt. Jedes Werkzeug und jedes Ersatzteil hat seinen Platz an Bord. Wenn man dann irgendwo montieren will, muss alles hinaus. Gleichzeitig. Und dann gibt es da noch einen interessanten Effekt, den wohl jeder Blauwassersegler kennt: Die Bearbeitung eines Teilproblems schafft weitere Teilprobleme, so im Verhältnis drei zu eins. Sagen wir also mal, wir hätten da einen kleinen, überschaubaren Job, für den wir zehn Arbeitstage einplanen. Der erste Arbeitstag läuft gut, schafft aber drei zusätzliche Arbeitstage für neu entdeckte Probleme. Nach zehn abgearbeiteten Arbeitstagen stehen wir vor 30 zusätzlichen Arbeitstagen… Egal. Unser derzeitiger Zeitplan sieht vor, irgendwann Ende Mai seeklar zu sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Frohe Ostern und herzliche Grüßen an Alle von B und M / SY VERA / Muelle deportivo Las Palmas / Gran Canaria / Spanien
1 - Bei herrlichem Wetter zurück nach Las Palmas.

2 - VERA (hellblauer Bug) in der »Muelle deportivo«, dem Yachthafen von Las Palmas. Links im Bild das schwedische Marineschulschiff FALKEN.

3 - »All I ask is a comfortable home.« - Charlotte Lucas

4 - »Its work, all that matters is work!« - Andy Warhol

5 - Die altgediente Hochdruckpumpe unserer Meerwasserentsalzungsanlage…

6 - …benötigte dringend neue Dichtungen und Dachmanschetten.

7 - Die verschlissenen Endkappen des Membrangehäuses.

8 - Das frisch überholte Kontrollpaneel beim Probelauf.

9 - Es gibt auch hübsche Ecken in Las Palmas, wenn man ein wenig danach sucht.

10 - Abendstimmung an der »Playa Canteras«. Im Hintergrund die Nachbarinsel Teneriffa mit dem »Pico del Teide« ganz links im Bild.
