025 - BRASILIEN / ILHA GRANDE: DAS FRÜHJAHR RÜCKT NÄHER
08/10/17 00:00 Brasil
Hallo Ihr Lieben!
Unser Erholungsurlaub in der Inselwelt von Ilha Grande neigt sich dem Ende zu. Leider. Es ist wunderschön hier, unter Palmen, Fregattvögeln, Brüllaffen und freundlichen »Locals«. An die herrlich friedlichen Ankerplätze, die frischen Kokosnüsse und Bacana‘s köstliche Pastéis de Camarão haben wir uns auch gewöhnt. Dennoch: Der Frühling naht. Wir wollen bald weiter, Süd machen, möglichst ohne Zeitdruck.
Bevor wir unter Segel gehen sind allerdings ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Ein gründlicher Riggcheck steht an. 16 Winschen lechzen nach Fett, nachdem sie wochenlang im Salzwasser gebadet haben. Pickliger Chrom und rostiger Edelstahl wollen poliert werden. Das eingerissene Großsegel der VERA muss zum Segelmacher. Aber welchem? Beinahe jeder der hilfsbereiten Brasilianer an den Ankerplätzen hat einen anderen Tip. Letztlich wählen wir den bequemen Weg: Joanna und Marcel haben für ihre CHULUGI derzeit einen privaten Liegeplatz in Bracuhy gemietet. Ein gut gemachter Schwimmsteg liegt da vor einem hübschen Baugrundstück an einem langen, gewundenen Kanal, an dem hunderte von Villen stehen, die meisten mit Steg und Yacht davor. Schräg gegenüber sitzt die gut beleumundete Firma TLALOC, die Segelmachermeister Dalmo vor 20 Jahren gegründet hat ( https://tlaloc.site/category/produtos-para-veleiros/ ). Die Wirtschaftskrise hat sein Betrieb gut überstanden. In der Marina Bracuhy und im gesamten Gebiet der Ilha Grande liegen tausende von Yachten in allen Größen, die alle sehr wohlhabenden Brasilianern gehören, und alle benötigen sie Segel, Persenninge, Biminidächer, Sprayhoods, Cockpitpolster und Schonbezüge aller Art, oder Reparaturen an denselben. Dalmo ist nicht billig, wie man uns erklärt, aber der beste weit und breit.
B und ich verankern die VERA draußen, vor der Einfahrt nach Bracuhy und schlagen die Segel ab. Das klingt leicht, ist aber stundenlange, schwere Arbeit für uns zwei. Im Großsegel finden wir drei gebrochene, glasfaserpieksige GFK Latten. Einige der Mastrutscher laufen auf zerbröselten Kugeln. Zum Glück haben wir für alles Ersatz an Bord. Unsere alte, unzerstörbare Genua, den »Neunmalverfluchten Sack«, wollen wir nach 17 Jahren und 50.000sm beerdigen. Dalmo wird das Material verwenden, um das Großsegel großflächig zu verstärken. Der »Neunmalverfluchten Sack« wiegt gefühlte 100kg, das Groß beinahe noch mal so viel. Mit beiden Segeln beladen liegt BOUNCE, unser kleines Gummiboot, sehr tief im Wasser, aber wir schaffen es schwimmend bis an Dalmo‘s Anleger, tief drinnen im Kanal. Bald darauf liegen die Segel ausgebreitet auf Dalmo’s Schnürboden, zur eingehenden Analyse: Wir finden noch ein paar weitere, kleine Probleme im Großsegel, aber nach den entsprechenden Näharbeiten sollte es wieder voll belastbar sein. Der »Neunmalverfluchte Sack« ist ein anderes Thema. Dalmo will ihn nicht zerschneiden. Gerade im Vorliek und in der Mitte sieht das unzerstörbare Hydranetmaterial noch beinahe neu aus. Da trifft es sich, das Joanna und Marcel auch da sind, mit ihrem ebenfalls reparaturbedürftigen Großsegel. Dalmo sagt, das CHULUGI‘s altes Dacron Groß zu porös zum reparieren ist. Er kann aber aus dem »Neunmalverfluchten Sack« ein neues, unzerstörbares Großsegel für die CHULUGI bauen, zu einem guten Preis. Joanna und Marcel schlagen ein, und übernehmen dafür fairerweise auch unsere Reparaturrechnung. Ein guter Ausgang für uns, und der Freispruch für den »Neunmalverfluchten Sack«, der nun weiterhin auf große Fahrt darf.
Wir feiern das mit Joanna und Marcel mit einer herrlichen Grillparty auf der Wiese am Liegeplatz der CHULUGI. Vom hier aus hat man einen wunderbaren Blick den Kanal von Bracuhy hinunter. Überall Villen mit eigenem Anleger. Luxus pur, wenn man von dem Umstand absieht, das alle Häuser hier in »gated communities« stehen, also in Gruppen umzäunt und von Sicherheitsdiensten bewacht. Auch Dalmo hat uns eindringlich davor gewarnt, das abgezäunte Gelände zu verlassen… viel zu gefährlich. Gestalterisch sind die meisten Bauten von fragwürdigen Qualität, aber das wäre in D auch so. Architektur ist das hier alles nicht. Aber andererseits: Am Wasser leben, nach dem Job am Boot werkeln, an den Wochenenden und in den Ferien segeln gehen? Ein Jugendtraum. Wir reden über ein Haus hier, an diesem Platz. Wie müsste es aussehen? Das Thema Architektur liegt hinter mir. Dennoch steige ich ein, vielleicht ein wenig dogmatisch. Ist Architektur Dienstleistung? Ist der Architekt ein Dienstleister, dem man sagt, wie man sein Haus haben will? Ich kann das so nicht sehen. Ist Architektur also Kunst? Was ist Kunst? Für mich ist der Kunstbegriff mit Bedeutung überfrachtet. Ich sehe sie gleichrangig mit anderen Phänomenen, in denen Qualität eine Rolle spielt. Was ist Qualität? Noch mal bei Pirsig nachlesen… Am Ende bin ich froh, den Traum vom Haus mit eigenem Anleger zurückzulassen. Enge Bindungen geben Halt, aber sie nehmen die Freiheit.
Apropos Freiheit: Bezüglich unserer bevorstehenden Weiterreise gen Süden hat sich kurzfristig und unerwartet ein Problem ergeben. Die Kaskoversicherung der VERA gilt nur im zuvor vereinbarten Fahrtgebiet und ist preislich nach Risiko gestaffelt. Demgemäß nehmen wir jeweils vor der Abreise in ein anderes Segelrevier Kontakt zu unserer Versicherungsagentur PANTAENIUS auf, um unser Fahrtgebiet anzupassen. Hier in Brasilien stellt sich nun heraus, das PANTAENIUS die Möglichkeit, Reisen nach Patagonien zu versichern, kurzfristig aus dem Angebot genommen hat. Es soll da einige teure Schadensfälle unterhalb von 50 Grad Süd gegeben haben… Was nun? Unversichert um Kap Hoorn? Das wäre gewagt. Gibt es noch andere Möglichkeiten? Marcel hat einen wertvollen Tip: Eine österreichische Versicherungsagentur, die Patagonien noch im Programm hat. Bald darauf telefoniert B ausgiebig per »skype« mit der netten Sachbearbeiterin der Agentur Hackspiel. Es stimmt. Patagonien ist bei ihnen mit drin. Und dazu versichert Hackspiel auch noch zu wesentlich günstigeren Konditionen. Vielleicht weil dort, in den Tälern und in den Bergen, die Welt noch in Ordnung ist? Egal. Neben dem Antrag und einer Mitgliedschaft im österreichischen Segler Verband benötigen wir allerdings eine aktuelle Werttaxierung für die VERA. Hier in Brasilien? Nach einiger Recherche im Internet finden wir in Bremen ein renommiertes Büro für Yachtgutachten. Nach Vorlage einer detaillierten Schiffsbeschreibung und einer aktuellen Photodokumentation kann das Büro Weise eine überschlägige Werttaxierung vornehmen, die den Ansprüchen der österreichischen Versicherung genügen sollte. In einigen harten Bürotagen in Sítio Forte erarbeiten wir uns alle benötigten Unterlagen und schicken sie per e-mail los. Wenn alles gut geht, sollten wir nun bald eine neue, österreichische Kasko Versicherung für die VERA abgeschlossen haben, die auch in Patagonien gilt. Wünscht uns Glück.
Durch die Büroarbeit bleibt vieles liegen. »Mindfullnes«? »Auszoomen«? Gymnastik? An der Beweglichkeit, oder an der Haltung arbeiten? Rundrücken begradigen? Gitarre spielen? Spanisch lernen? Roman schreiben? Geht alles irgendwie nie. »Flow« Erlebnisse schafft die Arbeit an den Bildschirmen auch eher nicht. Dafür braucht es kontemplativeres, etwas manuelles, etwas haptisches: Die Fugen des Teakdecks auf dem Brückendeck haben in den letzten Jahren gelitten und müssten erneuert werden. In der Bilge der VERA lagern seit längerem sechs teure Kartuschen TDS Fugenmasse hierfür, die mit der Zeit nicht frischer werden. Also los: Mit einem scharfen »Cutter« die alten Gummifugen links und rechts einschneiden. Gummifuge mit einem kleinen Schraubenzieher herausprokeln. Fuge mit schmalem Stemmeisen und Schleifpapier sorgfältig säubern, ggf. tiefer legen, aber nach Möglichkeit nicht verbreitern. Schmales »Tape« auf dem Boden der Fuge verlegen. Die neue Fugenmasse soll nur an den Flanken haften. Fugen sorgfältig abkleben. Fugen mit Fugenmasse aus der Kartusche auffüllen. Trocknen lassen. Tape abziehen. Überständiges Material mit dem »Cutter« bündig schneiden. Ggf. alles leicht mit 80er Schleifpapier überarbeiten. Vier Quadratmeter Brückendeck in vielen Tagen, mit krummem Rücken und Pickeln an den Knien. Gut das Bacana auch erstklassige Caipirinhas serviert.
Sonst noch etwas? Aber klar: Zerhackerpumpen hassen lange Mangofasern. Was das genau bedeutet, erkläre ich (M) Euch an dieser Stelle nicht.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Sítio Forte / Ilha Grande / Brasilien
1 - Der kleine, aber nicht unproblematische Riss im Großsegel der VERA, oberhalb des ersten Reffpunktes.

2 - Die CHULUGI an ihrem privaten Anleger in Bracuhy

3 - Beim Segelmacher in Bracuhy: CHULUGI‘s altes Großsegel auf dem »Neunmalverfluchten Sack«. Mitte: Marcel. Links: Dalmo.

4 - Ein Klassiker von S&S in Bracuhy: Swan 55/003 SEA WIFE, ex PLUFT, Indienststellung 1970. (PLUFT: Der freundliche Geist aus einem brasilianischen Kindertheaterstück von 1955). Näheres unter: https://classicswan.org/upload/articles_swan/2016_10_18_22_49_23-1970_yachting.pdf

5 - Bracuhy aus dem Orbit. Rot: CHULUGI‘s Liegeplatz. Türkis: Dalmo‘s Segelmacherei. Gelb: Liegeplatz der SEA WIFE. Hellblau: Ankerplatz der VERA.

6 - Ihr habt Euch schon immer gefragt, wie wir so wohnen, an Bord der VERA? Hier der (gewohnte) Blick in den Salon:

7 - Und hier einmal aufgeräumt (nur für das Photo).

8 - Unsere Küche. Abwasch ist gemacht.

9 - Die gemütliche Kabine mit der verbreiterten Koje. Links geht es ins Bad.

10 - Ruhe und Kontemplation 1.

11 - Ruhe und Kontemplation 2.

Unser Erholungsurlaub in der Inselwelt von Ilha Grande neigt sich dem Ende zu. Leider. Es ist wunderschön hier, unter Palmen, Fregattvögeln, Brüllaffen und freundlichen »Locals«. An die herrlich friedlichen Ankerplätze, die frischen Kokosnüsse und Bacana‘s köstliche Pastéis de Camarão haben wir uns auch gewöhnt. Dennoch: Der Frühling naht. Wir wollen bald weiter, Süd machen, möglichst ohne Zeitdruck.
Bevor wir unter Segel gehen sind allerdings ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Ein gründlicher Riggcheck steht an. 16 Winschen lechzen nach Fett, nachdem sie wochenlang im Salzwasser gebadet haben. Pickliger Chrom und rostiger Edelstahl wollen poliert werden. Das eingerissene Großsegel der VERA muss zum Segelmacher. Aber welchem? Beinahe jeder der hilfsbereiten Brasilianer an den Ankerplätzen hat einen anderen Tip. Letztlich wählen wir den bequemen Weg: Joanna und Marcel haben für ihre CHULUGI derzeit einen privaten Liegeplatz in Bracuhy gemietet. Ein gut gemachter Schwimmsteg liegt da vor einem hübschen Baugrundstück an einem langen, gewundenen Kanal, an dem hunderte von Villen stehen, die meisten mit Steg und Yacht davor. Schräg gegenüber sitzt die gut beleumundete Firma TLALOC, die Segelmachermeister Dalmo vor 20 Jahren gegründet hat ( https://tlaloc.site/category/produtos-para-veleiros/ ). Die Wirtschaftskrise hat sein Betrieb gut überstanden. In der Marina Bracuhy und im gesamten Gebiet der Ilha Grande liegen tausende von Yachten in allen Größen, die alle sehr wohlhabenden Brasilianern gehören, und alle benötigen sie Segel, Persenninge, Biminidächer, Sprayhoods, Cockpitpolster und Schonbezüge aller Art, oder Reparaturen an denselben. Dalmo ist nicht billig, wie man uns erklärt, aber der beste weit und breit.
B und ich verankern die VERA draußen, vor der Einfahrt nach Bracuhy und schlagen die Segel ab. Das klingt leicht, ist aber stundenlange, schwere Arbeit für uns zwei. Im Großsegel finden wir drei gebrochene, glasfaserpieksige GFK Latten. Einige der Mastrutscher laufen auf zerbröselten Kugeln. Zum Glück haben wir für alles Ersatz an Bord. Unsere alte, unzerstörbare Genua, den »Neunmalverfluchten Sack«, wollen wir nach 17 Jahren und 50.000sm beerdigen. Dalmo wird das Material verwenden, um das Großsegel großflächig zu verstärken. Der »Neunmalverfluchten Sack« wiegt gefühlte 100kg, das Groß beinahe noch mal so viel. Mit beiden Segeln beladen liegt BOUNCE, unser kleines Gummiboot, sehr tief im Wasser, aber wir schaffen es schwimmend bis an Dalmo‘s Anleger, tief drinnen im Kanal. Bald darauf liegen die Segel ausgebreitet auf Dalmo’s Schnürboden, zur eingehenden Analyse: Wir finden noch ein paar weitere, kleine Probleme im Großsegel, aber nach den entsprechenden Näharbeiten sollte es wieder voll belastbar sein. Der »Neunmalverfluchte Sack« ist ein anderes Thema. Dalmo will ihn nicht zerschneiden. Gerade im Vorliek und in der Mitte sieht das unzerstörbare Hydranetmaterial noch beinahe neu aus. Da trifft es sich, das Joanna und Marcel auch da sind, mit ihrem ebenfalls reparaturbedürftigen Großsegel. Dalmo sagt, das CHULUGI‘s altes Dacron Groß zu porös zum reparieren ist. Er kann aber aus dem »Neunmalverfluchten Sack« ein neues, unzerstörbares Großsegel für die CHULUGI bauen, zu einem guten Preis. Joanna und Marcel schlagen ein, und übernehmen dafür fairerweise auch unsere Reparaturrechnung. Ein guter Ausgang für uns, und der Freispruch für den »Neunmalverfluchten Sack«, der nun weiterhin auf große Fahrt darf.
Wir feiern das mit Joanna und Marcel mit einer herrlichen Grillparty auf der Wiese am Liegeplatz der CHULUGI. Vom hier aus hat man einen wunderbaren Blick den Kanal von Bracuhy hinunter. Überall Villen mit eigenem Anleger. Luxus pur, wenn man von dem Umstand absieht, das alle Häuser hier in »gated communities« stehen, also in Gruppen umzäunt und von Sicherheitsdiensten bewacht. Auch Dalmo hat uns eindringlich davor gewarnt, das abgezäunte Gelände zu verlassen… viel zu gefährlich. Gestalterisch sind die meisten Bauten von fragwürdigen Qualität, aber das wäre in D auch so. Architektur ist das hier alles nicht. Aber andererseits: Am Wasser leben, nach dem Job am Boot werkeln, an den Wochenenden und in den Ferien segeln gehen? Ein Jugendtraum. Wir reden über ein Haus hier, an diesem Platz. Wie müsste es aussehen? Das Thema Architektur liegt hinter mir. Dennoch steige ich ein, vielleicht ein wenig dogmatisch. Ist Architektur Dienstleistung? Ist der Architekt ein Dienstleister, dem man sagt, wie man sein Haus haben will? Ich kann das so nicht sehen. Ist Architektur also Kunst? Was ist Kunst? Für mich ist der Kunstbegriff mit Bedeutung überfrachtet. Ich sehe sie gleichrangig mit anderen Phänomenen, in denen Qualität eine Rolle spielt. Was ist Qualität? Noch mal bei Pirsig nachlesen… Am Ende bin ich froh, den Traum vom Haus mit eigenem Anleger zurückzulassen. Enge Bindungen geben Halt, aber sie nehmen die Freiheit.
Apropos Freiheit: Bezüglich unserer bevorstehenden Weiterreise gen Süden hat sich kurzfristig und unerwartet ein Problem ergeben. Die Kaskoversicherung der VERA gilt nur im zuvor vereinbarten Fahrtgebiet und ist preislich nach Risiko gestaffelt. Demgemäß nehmen wir jeweils vor der Abreise in ein anderes Segelrevier Kontakt zu unserer Versicherungsagentur PANTAENIUS auf, um unser Fahrtgebiet anzupassen. Hier in Brasilien stellt sich nun heraus, das PANTAENIUS die Möglichkeit, Reisen nach Patagonien zu versichern, kurzfristig aus dem Angebot genommen hat. Es soll da einige teure Schadensfälle unterhalb von 50 Grad Süd gegeben haben… Was nun? Unversichert um Kap Hoorn? Das wäre gewagt. Gibt es noch andere Möglichkeiten? Marcel hat einen wertvollen Tip: Eine österreichische Versicherungsagentur, die Patagonien noch im Programm hat. Bald darauf telefoniert B ausgiebig per »skype« mit der netten Sachbearbeiterin der Agentur Hackspiel. Es stimmt. Patagonien ist bei ihnen mit drin. Und dazu versichert Hackspiel auch noch zu wesentlich günstigeren Konditionen. Vielleicht weil dort, in den Tälern und in den Bergen, die Welt noch in Ordnung ist? Egal. Neben dem Antrag und einer Mitgliedschaft im österreichischen Segler Verband benötigen wir allerdings eine aktuelle Werttaxierung für die VERA. Hier in Brasilien? Nach einiger Recherche im Internet finden wir in Bremen ein renommiertes Büro für Yachtgutachten. Nach Vorlage einer detaillierten Schiffsbeschreibung und einer aktuellen Photodokumentation kann das Büro Weise eine überschlägige Werttaxierung vornehmen, die den Ansprüchen der österreichischen Versicherung genügen sollte. In einigen harten Bürotagen in Sítio Forte erarbeiten wir uns alle benötigten Unterlagen und schicken sie per e-mail los. Wenn alles gut geht, sollten wir nun bald eine neue, österreichische Kasko Versicherung für die VERA abgeschlossen haben, die auch in Patagonien gilt. Wünscht uns Glück.
Durch die Büroarbeit bleibt vieles liegen. »Mindfullnes«? »Auszoomen«? Gymnastik? An der Beweglichkeit, oder an der Haltung arbeiten? Rundrücken begradigen? Gitarre spielen? Spanisch lernen? Roman schreiben? Geht alles irgendwie nie. »Flow« Erlebnisse schafft die Arbeit an den Bildschirmen auch eher nicht. Dafür braucht es kontemplativeres, etwas manuelles, etwas haptisches: Die Fugen des Teakdecks auf dem Brückendeck haben in den letzten Jahren gelitten und müssten erneuert werden. In der Bilge der VERA lagern seit längerem sechs teure Kartuschen TDS Fugenmasse hierfür, die mit der Zeit nicht frischer werden. Also los: Mit einem scharfen »Cutter« die alten Gummifugen links und rechts einschneiden. Gummifuge mit einem kleinen Schraubenzieher herausprokeln. Fuge mit schmalem Stemmeisen und Schleifpapier sorgfältig säubern, ggf. tiefer legen, aber nach Möglichkeit nicht verbreitern. Schmales »Tape« auf dem Boden der Fuge verlegen. Die neue Fugenmasse soll nur an den Flanken haften. Fugen sorgfältig abkleben. Fugen mit Fugenmasse aus der Kartusche auffüllen. Trocknen lassen. Tape abziehen. Überständiges Material mit dem »Cutter« bündig schneiden. Ggf. alles leicht mit 80er Schleifpapier überarbeiten. Vier Quadratmeter Brückendeck in vielen Tagen, mit krummem Rücken und Pickeln an den Knien. Gut das Bacana auch erstklassige Caipirinhas serviert.
Sonst noch etwas? Aber klar: Zerhackerpumpen hassen lange Mangofasern. Was das genau bedeutet, erkläre ich (M) Euch an dieser Stelle nicht.
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Sítio Forte / Ilha Grande / Brasilien
1 - Der kleine, aber nicht unproblematische Riss im Großsegel der VERA, oberhalb des ersten Reffpunktes.

2 - Die CHULUGI an ihrem privaten Anleger in Bracuhy

3 - Beim Segelmacher in Bracuhy: CHULUGI‘s altes Großsegel auf dem »Neunmalverfluchten Sack«. Mitte: Marcel. Links: Dalmo.

4 - Ein Klassiker von S&S in Bracuhy: Swan 55/003 SEA WIFE, ex PLUFT, Indienststellung 1970. (PLUFT: Der freundliche Geist aus einem brasilianischen Kindertheaterstück von 1955). Näheres unter: https://classicswan.org/upload/articles_swan/2016_10_18_22_49_23-1970_yachting.pdf

5 - Bracuhy aus dem Orbit. Rot: CHULUGI‘s Liegeplatz. Türkis: Dalmo‘s Segelmacherei. Gelb: Liegeplatz der SEA WIFE. Hellblau: Ankerplatz der VERA.

6 - Ihr habt Euch schon immer gefragt, wie wir so wohnen, an Bord der VERA? Hier der (gewohnte) Blick in den Salon:

7 - Und hier einmal aufgeräumt (nur für das Photo).

8 - Unsere Küche. Abwasch ist gemacht.

9 - Die gemütliche Kabine mit der verbreiterten Koje. Links geht es ins Bad.

10 - Ruhe und Kontemplation 1.

11 - Ruhe und Kontemplation 2.
