SY VERA

Into the screaming 50th: A voyage to Tierra del Fuego and Cape Horn

026 - BRASILIEN / PARATY UND ABSCHIED VON ILHA GRANDE

Hallo Ihr Lieben!

»Ilha Grande«, ein Traum für Fahrtensegler: Tausend tropische Inseln, traumhafte Ankerplätze, herrliche Strände, angenehmes Klima, eine grandiose Tierwelt, viel Kultur. Romantische »Floating Bars«, interessante Begegnungen, gute Gespräche, in aller Ruhe. Irgendwann aber kommt der Moment, an dem die Segel hoch müssen. Sehnsucht nach Krängung, nach dem Rauschen der Bugwelle, nach der Ferne. Mark Twain hatte Recht: »Broad, wholesome, charitable views of men and things cannot be acquired by vegetating in one little corner of the earth.« Und: Pläne sind die Versprechungen, die die Phantasie dem Verstand macht. Unser Visum für Brasilien läuft bald ab. 700 Seemeilen sind es nach Rio Grande del Sul an der Grenze nach Uruguay. Zwei längere Törns zu zwei bis drei Tagen sollten uns dorthin bringen.

Der Abschied: Kurs Südwest, mit frischem Rückenwind, acht Knoten unter Groß und ausgebaumter Genua. Zurück im Sattel. Das fühlt sich gut an. Das kurze Wetterfenster mit brauchbarem Nordostwind bringt uns problemlos nach »Ilha Anchieta«, 50sm südwestlich von unserem letzten Ankerplatz am Eingang zum »Saco de Mamangua«. Von »Ilha Anchieta« aus planen wir nach dem Durchgang einer Front mit starkem Südwind Kurs auf Porto Belo zu nehmen, das ungefähr auf halber Strecke nach Rio Grande del Sul liegt…

Die vergangenen Wochen in der Gegend um »Ilha Grande« waren geprägt von weiteren notwendigen und teilweise mühsamen Arbeiten am Boot, und einer üblen Magen Darm Grippe, die uns beide traf, Zeit kostete, und gedrückte Stimmung verursachte. Dazu kamen unerwartete Defekte, die tagelange, zusätzliche Arbeit bedeuteten: Die Anzeige für den Öldruck der Hauptmaschine zuckt und zeigt bei höheren Drehzahlen abartigen Öldruck gegen unendlich. Die langwierige Fehlersuche lässt auf einen defekten Öldrucksensor schließen. Ein guter Freund und Blauwassersegler wird uns nun ein Ersatzteil nach Mar del Plata mitbringen. Gleich darauf fiel dann auch noch das Radargerät (NAVICO BROADBAND) aus. Das wäre zu verschmerzen, solange wir nirgendwo auf schlechte Sicht treffen. Das Gerät ist noch beinahe neu und so interessiert es uns dann doch, wo das Problem liegt. Nacheinander prüfen wir Stromversorgung, Plotter (Anzeigegerät), Anschlussbox und das Anschlusskabel bis zur Antenne. Alles ohne Befund. Erst als wir im Rigg das Radom zerlegen, finden wir den Ansatz einer Erklärung. Alles schwimmt darin. Motor, Anschlüsse und Elektronik liegen trotz Gummidichtung tief unter Wasser. Regenwasser, Gott sei Dank. Mit wenig Hoffnung auf Erfolg zerlegen wir das komplizierte Gerät in seine Einzelteile, reinigen Kontakte und diverse Platinen, sprühen Kontaktspray und trocknen alles in der Sonne. Der Probelauf am Abend bringt das Wunder: Das Hightech Radar läuft wieder ohne Probleme, so wie im Prospekt versprochen. Die schlecht konstruierte Gummidichtung hat jetzt eine zusätzlichen Verteidigungswall aus Klebeband. Der sollte helfen.

Zur Belohnung unternehmen wir daraufhin einen beeindruckenden Ausflug nach Paraty, dem einmaligen Kleinod für Touristen in dieser Gegend. B und ich nähern uns dem ehrwürdigen Ort, wie es sich gehört: Vom Wasser aus. Die Bucht vor dem Hafen ist recht flach und so lassen wir die VERA eine Meile weiter draussen liegen, zwischen einheimischen Ankerliegern vor der »Marina Engenho«. BOUNCE, unser Beiboot bringt uns dann rasch, auf spiegelglattem Wasser fliegend, hinüber zum alten Hafen und in die Stadt. Wie von Marcel und Joanna versprochen, findet sich dort ein Laternenpfahl an der alten Pier, an dem wir BOUNCE halbwegs sicher vor Dieben zurücklassen können. Schon die ersten Schritte auf die herrliche, alte Stadt zu erweisen sich als Genuss. Paraty in seiner heutigen Form, entstand zum überwiegenden Teil im 17. Jahrhundert. Charakteristisch sind die prächtigen Kirchen, die weiß getünchten Häuser mit bunten Fenster- und Türeinfassungen und das grobe, original erhaltene Kopfsteinpflaster, das bei Springtide knöcheltief überspült wird. Die historische Altstadt steht seit 1958 unter Denkmalschutz und ist für den Autoverkehr gesperrt. Über Paraty (u.a. der Geburtsort der Mutter von Thomas Mann) gäbe es unendlich vieles zu erzählen. Ich (M) werde es in diesem Fall mit Rousseau halten: »Freiheit ist nicht, dass man tun kann, was man will, sondern, dass man nicht tun muss, was man nicht will.« Wer wirklich mehr erfahren will, der sollte bei Joanna von der SY CHULUGI nachlesen, die ein sehr schönes und sorgfältig recherchiertes
Portrait über Paraty erarbeitet hat.

Noch etwas? Klar: BOUNCE haben wir nach dem berühmten Hund von Admiral Cuthbert Collingwood benannt. »
My dog is a charming creature. Everybody admires him. He is grown as tall as the table I am writing on.«

Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Ilha da Cotia / Rio de Janeiro / Brasilien



1 - Zurück im Sattel: Mit acht Knoten vor dem Wind, unter repariertem Groß und einer taufrischen Genua.
Downwind

2 - Zwei gute Monate in der Gegend um »Ilha Grande«.
Karte mit Kursen

3 - Mit neugewonnenen brasilianischen Freunden in »Bacana‘s Bar«.
Bacanas Bar

4 - Fedriger Besuch an Bord.
Reiher

5 - »Mangues«: Ein flauschiges Marmoset Äffchen.
Marmoset

6 - »Mangues«: B beim Bouldern.
B beim Bouldern

7 - Das teure Radargerät mit offenem Herzen.
Radar

8 - Eine der beiden großen Lewmar Genuawinschen während der anstehenden Wartung.
Genuawinsch

9 - Spleiße und Näharbeiten für den tiefen Süden.
Spleiße

10 - BOUNCE bringt uns über die Lagune nach Paraty.
BOUNCE in Paraty

11 - Paraty: Noch heute eine Idylle ohne Autos.
Kutsche in Paraty

12 - Paraty: Endlich mal wieder Cafe und Kuchen.
B im Cafe

13 - Hübscher Geldschein mit Jaguar.
Jaguar

14 - B in Paraty.
B in Paraty

15 - Traumauto in Lieblingsfarbe.
T1 Türkis