028 - URUGUAY: IM LAND DER ENTSPANNTEN HUNDE
02/12/17 00:00 Uruguay
028 - Uruguay: Im Land der entspannten Hunde.
Hallo Ihr Lieben!
Brasilien liegt im Kielwasser. Nachdem wir ausklariert und den Hafen von Rio Grande del Sul bei Tagesanbruch verlassen haben, nehmen wir direkt Kurs auf Mar del Plata in Argentinien. Unser ausgeklügelter Plan sieht vor, die nach 30 Stunden zu erwartende kurze Störung aus Süden unter kleinen Segeln abzuwettern, und mit dem später rückdrehenden Wind das berüchtigte, flache Mündungsgebiet des Rio de la Plata ohne Zwischenstopp zu überqueren.
Draussen erwartet uns eine unerwartet harte Kreuz gegen kurze, steile Welle und gegen einen glücklicherweise später auf West drehenden, mäßigen Südwind. Mit den letzten Balken der Internetverbindung ziehen wir ein frisches Wettermodell: Die kurze Störung aus Süd hat sich in den letzten drei Stunden zu einem ausgewachsenen »Pampero« gemausert. Der spätere Rückdreher ist auch weg, dafür sehen wir jetzt gigantische CAPE Werte in der Plata Mündung. Also doch Uruguay? Der Törn wird knackig. Ein Leckerbissen für leidenschaftliche Segler. Auf einem angespitzten Halbwindskurs jagen wir 30 Stunden lang dicht unter Land im flachen Wasser am Strand entlang, immer bestrebt, die fiesen kurzen Stolperwellen zu vermeiden, die weiter draußen auf See erwachsen werden. Das tief gereffte Boot rattert und vibriert. Alles an Deck wird fein geduscht von überkommender Gischt, aber der Spaß ist riesig, schon wegen des strahlend blauen Himmels am Tag und den Millionen Sternen in der Nacht. Und: Auf diese Weise dürfen wir auf eine Ankunft im Hafen von La Paloma am frühen Nachmittag hoffen, nach nur einer kurzen Nacht auf See.
Der Westwind hält genau bis vor die Einfahrt. Über dem Hinterland drohen monumentale Cumuluswolken, in denen man schon bei blendendem Tageslicht die gezackten Forken gewaltiger Blitze erkennen kann. Das Baro fällt wie ein Stein, aber das Unwetter erwischt uns nicht mehr. An der kommunalen Pier helfen uns tatkräftige Männer mit Wurfleinen und starken Muskeln beim Einparken zwischen einer überdimensionierten Mooringtonne und zwei großzügig dimensionierten Pollern. Rasch ist die VERA bestens angebunden. Sofort einklarieren? »Mañana!«, so ruft man uns lachend zu. Die Nacht wird herrlich: Draussen pfeift der »Pampero« ohrenbetäubend durchs Rigg und prasselt eisiger Regen auf Deck, während wir in der warmen Koje liegen und Schafe zählen.
Am Morgen ist die Front durch, und der Himmel wieder stahlblau, wie frisch gewaschen. Die Luft ist glasklar und angenehm kühl. Wir gehen einklarieren, bei der »Prefectura Naval« gleich hier am Hafen, und dann noch beim Büro der »Hidrografia«, eine Art erweiterte Hafenmeisterei. Beides gelingt problemlos. Die Beamten sind nett und haben Geduld mit uns und unserem rudimentären Spanisch. Zur »Immigration« und zur »Aduana« brauchen wir nicht. Die gibt es nicht in La Paloma. So dürfen wir gleich loslaufen, ins Unbekannte, immer wieder die Belohnung für lange Etappen unter Segeln. Wir sind neugierig.
La Paloma: Ein verschlafenes Fischerdorf an Uruguays stürmischer Südostküste. Ein schlanker und sehr romantischer Leuchtturm, unter dem sich ein paar Häuser ducken. Dahinter erstreckt sich der lange, weiße Strand, bis zum Horizont. Das Wetter ist gerade jetzt im Frühling ein Genuss. Die klimatischen Verhältnisse erinnern an Südfrankreich, Norditalien, oder hier an der Südostküste auch an Nordspanien. Endlich wieder weit ausschreiten, ohne jeden Gedanken an mögliche Verbote, oder Überfälle. Den Magen entspannen und den Schultergürtel. Uruguay ist ein ruhiges Land mit viel Platz. Keine 4 Millionen Einwohner auf der halben Fläche Deutschlands. Ein Paradies für Gauchos, Surfer und andere Individualisten. Montevideo hat nach Tokio die zweitniedrigste Kriminalitätsrate aller Hauptstädte der Welt. Wir fühlen uns sofort wohl. Das geht anderen Deutschen wohl auch so: Am Wegesrand parkt ein mächtiges Wohnmobil mit Bundesadler, Mercedes Benz Lastwagen, 4x4, Expeditionsausführung. Wir verstehen das schon. An der Hauptstraße erstehen wir einen excellent funktionierenden Internet Chip für kleines Geld. Dann stöbern wir durch professionell bestückte Surfshops und ein lustiges Antiquariat. Überall lungern dicke, entspannte Hunde herum, die uns nicht beachten. Im Sommer verwandelt sich La Paloma für einige Wochen in einen Urlaubsort für gestresste Menschen aus Montevideo. Viele Häuser sind über die Sommerferien zu vermieten. An den meisten Cafés, Bars und Restaurants wird im Augenblick allerdings noch gehämmert und gemalert. Es herrscht Vorsaison. Uns soll es Recht sein. Das hübsche Restaurant »Las Rocas« hat über das Wochenende geöffnet. Hier finden wir unsere positiven Eindrücke bestätigt: Erstklassige, lateinamerikanische Küche mit Italienischem Einschlag, nicht zu teuer.
Der Baustil in La Paloma und seiner Umgebung hat nichts einheitliches. Es gibt Häuser aus allen Kulturkreisen, direkt nebeneinander, eine beinahe vollständige Bauausstellung. Strenger Bauhausstil erhebt sich neben Fachwerk, Lehmhäuser neben neominimalistischem Hightech, das amerikanische Blockhaus neben dem Gelsenkirchner Barock, die Almhütte neben dem südfranzösischen Feldsteinhaus. Uns stört das nicht (mehr). Man will hier offensichtlich leben und leben lassen. In einer romantischen, mit Reed gedeckten Kate direkt am Meer leben, ein altes Auto aus Sindelfingen fahren, mit einem zotteligen Pferd durch Dünen und Sand streifen, immer begleitet von einem pelzig-souveränen Hund? Hier in La Paloma wäre es möglich. Uruguay scheint ein Land zu sein, in dem das kleine Glück im Vordergrund steht. Die Einheimischen sind mit wenigem zufrieden, und verwenden viel Zeit darauf, unter Freunden in Ruhe Mate zu trinken oder ausgiebig im Garten zu grillen. Mate? Siehe hier bei CHULUGI: ( http://www.chulugi.de/zwischenstopp-piriapolis-mate-abschiede/ ).
Leider müssen wir weiter. Das Wetterfenster nach Mar del Plata sieht perfekt aus. Am Mittwoch den 29.11. laufen wir aus, vor Tau und Tag, hinein in einen auffrischenden Nordost, der volle drei Tage durchstehen soll. Das entspannt die Nerven. B und ich haben großen Respekt vor der Plata Mündung mit ihren trügerischen Sänden, Flachs, und den notorisch auftretenden schweren Gewitter. Das Feuerwerk anlässliche unserer Ankunft in La Paloma war beeindruckend genug. Charles Darwin schrieb über diese Gegend: »On a second night we witnessed a splendid scene of natural fireworks; the mast-head and yard-arm-ends shone with St. Elmo’s light; and the form of the vane could almost be traced, as if it had been rubbed with phosphorus. The sea was so highly luminous, that the tracks of the penguins were marked by a fiery wake, and the darkness of the sky was momentarily illuminated by the most vivid lightning…«
Nachtwache: Jetzt doch ordentlich Wind von achtern. Die Logge zeigt 9, häufig auch 10 Knoten, trotz der gut gerefften Segel. Kaum vorstellbar, das die »Jungs« damals auf dem Weg zum Fastnet Rock bei vergleichbaren Bedingungen zum vollen Groß den »kleinen« 160er »Starcut« gezogen hätten… Nichts für uns. Das Echolot zeigt 13 Meter, knapp 40 Seemeilen vor der Argentinischen Küste. Unheimlich, dunkel und flaschengrün, trotz des gut halbvollen Mondes. Achteraus ist Orion auf die Jagd gegangen. Er treibt eine grobe, hohle See vor sich her, die das Boot von achtern anfällt, zischend und weiß schäumend. Sie will das Heck der VERA mit Macht herumhebeln, das Boot quer schlagen lassen und dann ersäufen. Der elektrische Autopilot hält uns solchen Ärger vom Hals. Das Teil macht einen phantastischen Job. Stunde um Stunde, ohne jemals zu ermüden, dreht »Es« in Windeseile am Ruderrad, ganze Umdrehungen von bb nach stb, und Dank der eingebauten »Gyro« Sensoren immer im genau richtigen Moment. Ganz sicher steuert »Es« viel besser als ich (M) es jemals könnte. Einen Defekt können wir jetzt nicht brauchen. Dann hätten wir »Zustand« an Bord. Erneut fällt es mir schwer, solche negativen Gedanken abzuschütteln und die unterschwellige Anspannung abzulegen. Ich muss π. Jetzt ein Fehltritt und über Bord? Das wäre das Ende mit offenem Reißverschluss. Besser unter Deck klettern und auspellen. Beeindruckende Lumineszenz gibt es bei uns heute auch: Fahlgrünes, strudeliges Meeresleuchten in der Schüssel. Licht braucht man da keines mehr.
Am Mittag des nächsten Tages tragen wir bei abflauendem Wind und leichtem Gegenstrom ein Etmal von 185 Seemeilen ins Logbuch. Noch 60 Seemeilen bis Mar del Plata, das Tor zum wilden Süden und nach Patagonien. Ein wichtiges Zwischenziel, auf das wir viele Jahre hingearbeitet haben. Vor Mitternacht können wir dort sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden!
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Mar del Plata / Argentinien
1 - Abschied von Brasilien nach drei herrlichen Monaten.

2 - VERA gut angebunden im Hafen von La Paloma, Uruguay.

3 - La Paloma: Ein verschlafenes Fischernest an Uruguays stürmischer Südostecke.

4 - Der romantische Leuchtturm von La Paloma.

5 - Der Süden Uruguays: Strände bis zum Horizont.

6 - Die Seele baumeln lassen.

7 - Windige Gegend.

8 - Leben in Uruguay?

9 - Als Fischerboote noch keine Fangfabriken waren.
10 - Auto.

11 - Motorrad.

12 - Shoppingmall.

13 - Nachtisch im Las Rocas.

14 - Ein unerwarteter Anblick: Deutsches Expeditionsmobil in La Paloma.

15 - Von Rio Grande de Sul über La Paloma nach Mar del Plata. Die Rauten zeigen die jeweilige Mittagsposition.

Hallo Ihr Lieben!
Brasilien liegt im Kielwasser. Nachdem wir ausklariert und den Hafen von Rio Grande del Sul bei Tagesanbruch verlassen haben, nehmen wir direkt Kurs auf Mar del Plata in Argentinien. Unser ausgeklügelter Plan sieht vor, die nach 30 Stunden zu erwartende kurze Störung aus Süden unter kleinen Segeln abzuwettern, und mit dem später rückdrehenden Wind das berüchtigte, flache Mündungsgebiet des Rio de la Plata ohne Zwischenstopp zu überqueren.
Draussen erwartet uns eine unerwartet harte Kreuz gegen kurze, steile Welle und gegen einen glücklicherweise später auf West drehenden, mäßigen Südwind. Mit den letzten Balken der Internetverbindung ziehen wir ein frisches Wettermodell: Die kurze Störung aus Süd hat sich in den letzten drei Stunden zu einem ausgewachsenen »Pampero« gemausert. Der spätere Rückdreher ist auch weg, dafür sehen wir jetzt gigantische CAPE Werte in der Plata Mündung. Also doch Uruguay? Der Törn wird knackig. Ein Leckerbissen für leidenschaftliche Segler. Auf einem angespitzten Halbwindskurs jagen wir 30 Stunden lang dicht unter Land im flachen Wasser am Strand entlang, immer bestrebt, die fiesen kurzen Stolperwellen zu vermeiden, die weiter draußen auf See erwachsen werden. Das tief gereffte Boot rattert und vibriert. Alles an Deck wird fein geduscht von überkommender Gischt, aber der Spaß ist riesig, schon wegen des strahlend blauen Himmels am Tag und den Millionen Sternen in der Nacht. Und: Auf diese Weise dürfen wir auf eine Ankunft im Hafen von La Paloma am frühen Nachmittag hoffen, nach nur einer kurzen Nacht auf See.
Der Westwind hält genau bis vor die Einfahrt. Über dem Hinterland drohen monumentale Cumuluswolken, in denen man schon bei blendendem Tageslicht die gezackten Forken gewaltiger Blitze erkennen kann. Das Baro fällt wie ein Stein, aber das Unwetter erwischt uns nicht mehr. An der kommunalen Pier helfen uns tatkräftige Männer mit Wurfleinen und starken Muskeln beim Einparken zwischen einer überdimensionierten Mooringtonne und zwei großzügig dimensionierten Pollern. Rasch ist die VERA bestens angebunden. Sofort einklarieren? »Mañana!«, so ruft man uns lachend zu. Die Nacht wird herrlich: Draussen pfeift der »Pampero« ohrenbetäubend durchs Rigg und prasselt eisiger Regen auf Deck, während wir in der warmen Koje liegen und Schafe zählen.
Am Morgen ist die Front durch, und der Himmel wieder stahlblau, wie frisch gewaschen. Die Luft ist glasklar und angenehm kühl. Wir gehen einklarieren, bei der »Prefectura Naval« gleich hier am Hafen, und dann noch beim Büro der »Hidrografia«, eine Art erweiterte Hafenmeisterei. Beides gelingt problemlos. Die Beamten sind nett und haben Geduld mit uns und unserem rudimentären Spanisch. Zur »Immigration« und zur »Aduana« brauchen wir nicht. Die gibt es nicht in La Paloma. So dürfen wir gleich loslaufen, ins Unbekannte, immer wieder die Belohnung für lange Etappen unter Segeln. Wir sind neugierig.
La Paloma: Ein verschlafenes Fischerdorf an Uruguays stürmischer Südostküste. Ein schlanker und sehr romantischer Leuchtturm, unter dem sich ein paar Häuser ducken. Dahinter erstreckt sich der lange, weiße Strand, bis zum Horizont. Das Wetter ist gerade jetzt im Frühling ein Genuss. Die klimatischen Verhältnisse erinnern an Südfrankreich, Norditalien, oder hier an der Südostküste auch an Nordspanien. Endlich wieder weit ausschreiten, ohne jeden Gedanken an mögliche Verbote, oder Überfälle. Den Magen entspannen und den Schultergürtel. Uruguay ist ein ruhiges Land mit viel Platz. Keine 4 Millionen Einwohner auf der halben Fläche Deutschlands. Ein Paradies für Gauchos, Surfer und andere Individualisten. Montevideo hat nach Tokio die zweitniedrigste Kriminalitätsrate aller Hauptstädte der Welt. Wir fühlen uns sofort wohl. Das geht anderen Deutschen wohl auch so: Am Wegesrand parkt ein mächtiges Wohnmobil mit Bundesadler, Mercedes Benz Lastwagen, 4x4, Expeditionsausführung. Wir verstehen das schon. An der Hauptstraße erstehen wir einen excellent funktionierenden Internet Chip für kleines Geld. Dann stöbern wir durch professionell bestückte Surfshops und ein lustiges Antiquariat. Überall lungern dicke, entspannte Hunde herum, die uns nicht beachten. Im Sommer verwandelt sich La Paloma für einige Wochen in einen Urlaubsort für gestresste Menschen aus Montevideo. Viele Häuser sind über die Sommerferien zu vermieten. An den meisten Cafés, Bars und Restaurants wird im Augenblick allerdings noch gehämmert und gemalert. Es herrscht Vorsaison. Uns soll es Recht sein. Das hübsche Restaurant »Las Rocas« hat über das Wochenende geöffnet. Hier finden wir unsere positiven Eindrücke bestätigt: Erstklassige, lateinamerikanische Küche mit Italienischem Einschlag, nicht zu teuer.
Der Baustil in La Paloma und seiner Umgebung hat nichts einheitliches. Es gibt Häuser aus allen Kulturkreisen, direkt nebeneinander, eine beinahe vollständige Bauausstellung. Strenger Bauhausstil erhebt sich neben Fachwerk, Lehmhäuser neben neominimalistischem Hightech, das amerikanische Blockhaus neben dem Gelsenkirchner Barock, die Almhütte neben dem südfranzösischen Feldsteinhaus. Uns stört das nicht (mehr). Man will hier offensichtlich leben und leben lassen. In einer romantischen, mit Reed gedeckten Kate direkt am Meer leben, ein altes Auto aus Sindelfingen fahren, mit einem zotteligen Pferd durch Dünen und Sand streifen, immer begleitet von einem pelzig-souveränen Hund? Hier in La Paloma wäre es möglich. Uruguay scheint ein Land zu sein, in dem das kleine Glück im Vordergrund steht. Die Einheimischen sind mit wenigem zufrieden, und verwenden viel Zeit darauf, unter Freunden in Ruhe Mate zu trinken oder ausgiebig im Garten zu grillen. Mate? Siehe hier bei CHULUGI: ( http://www.chulugi.de/zwischenstopp-piriapolis-mate-abschiede/ ).
Leider müssen wir weiter. Das Wetterfenster nach Mar del Plata sieht perfekt aus. Am Mittwoch den 29.11. laufen wir aus, vor Tau und Tag, hinein in einen auffrischenden Nordost, der volle drei Tage durchstehen soll. Das entspannt die Nerven. B und ich haben großen Respekt vor der Plata Mündung mit ihren trügerischen Sänden, Flachs, und den notorisch auftretenden schweren Gewitter. Das Feuerwerk anlässliche unserer Ankunft in La Paloma war beeindruckend genug. Charles Darwin schrieb über diese Gegend: »On a second night we witnessed a splendid scene of natural fireworks; the mast-head and yard-arm-ends shone with St. Elmo’s light; and the form of the vane could almost be traced, as if it had been rubbed with phosphorus. The sea was so highly luminous, that the tracks of the penguins were marked by a fiery wake, and the darkness of the sky was momentarily illuminated by the most vivid lightning…«
Nachtwache: Jetzt doch ordentlich Wind von achtern. Die Logge zeigt 9, häufig auch 10 Knoten, trotz der gut gerefften Segel. Kaum vorstellbar, das die »Jungs« damals auf dem Weg zum Fastnet Rock bei vergleichbaren Bedingungen zum vollen Groß den »kleinen« 160er »Starcut« gezogen hätten… Nichts für uns. Das Echolot zeigt 13 Meter, knapp 40 Seemeilen vor der Argentinischen Küste. Unheimlich, dunkel und flaschengrün, trotz des gut halbvollen Mondes. Achteraus ist Orion auf die Jagd gegangen. Er treibt eine grobe, hohle See vor sich her, die das Boot von achtern anfällt, zischend und weiß schäumend. Sie will das Heck der VERA mit Macht herumhebeln, das Boot quer schlagen lassen und dann ersäufen. Der elektrische Autopilot hält uns solchen Ärger vom Hals. Das Teil macht einen phantastischen Job. Stunde um Stunde, ohne jemals zu ermüden, dreht »Es« in Windeseile am Ruderrad, ganze Umdrehungen von bb nach stb, und Dank der eingebauten »Gyro« Sensoren immer im genau richtigen Moment. Ganz sicher steuert »Es« viel besser als ich (M) es jemals könnte. Einen Defekt können wir jetzt nicht brauchen. Dann hätten wir »Zustand« an Bord. Erneut fällt es mir schwer, solche negativen Gedanken abzuschütteln und die unterschwellige Anspannung abzulegen. Ich muss π. Jetzt ein Fehltritt und über Bord? Das wäre das Ende mit offenem Reißverschluss. Besser unter Deck klettern und auspellen. Beeindruckende Lumineszenz gibt es bei uns heute auch: Fahlgrünes, strudeliges Meeresleuchten in der Schüssel. Licht braucht man da keines mehr.
Am Mittag des nächsten Tages tragen wir bei abflauendem Wind und leichtem Gegenstrom ein Etmal von 185 Seemeilen ins Logbuch. Noch 60 Seemeilen bis Mar del Plata, das Tor zum wilden Süden und nach Patagonien. Ein wichtiges Zwischenziel, auf das wir viele Jahre hingearbeitet haben. Vor Mitternacht können wir dort sein. Wir halten Euch auf dem Laufenden!
Herzliche Grüße an Alle von B und M / SY VERA / Mar del Plata / Argentinien
1 - Abschied von Brasilien nach drei herrlichen Monaten.

2 - VERA gut angebunden im Hafen von La Paloma, Uruguay.

3 - La Paloma: Ein verschlafenes Fischernest an Uruguays stürmischer Südostecke.

4 - Der romantische Leuchtturm von La Paloma.

5 - Der Süden Uruguays: Strände bis zum Horizont.

6 - Die Seele baumeln lassen.

7 - Windige Gegend.

8 - Leben in Uruguay?

9 - Als Fischerboote noch keine Fangfabriken waren.
10 - Auto.

11 - Motorrad.

12 - Shoppingmall.

13 - Nachtisch im Las Rocas.

14 - Ein unerwarteter Anblick: Deutsches Expeditionsmobil in La Paloma.

15 - Von Rio Grande de Sul über La Paloma nach Mar del Plata. Die Rauten zeigen die jeweilige Mittagsposition.
