005 - GIBRALTAR
30/08/16 00:00 Gibraltar
Liebe Freunde!
Gibraltar: Ein merkwürdiger Ort, voll bizarrer Brüche, Narben und Geschichten. Mächtige Befestigungsanlagen, die aus dem Fels heraus zu wachsen scheinen, Geschützbettungen überall, titanische Waffen auf drehbaren Lafetten. Die Altstadt dahinter, altenglisch, ohne Abstriche, aber voller Touristen auf der »Mainstreet«. Perfekten »Fish and Chips« gibt es beim »Angry Friar«, einem ehrwürdigen »Inn« wie aus dem Bilderbuch. Hinter der Altstadt der markante, blonde Felsen, eine der beiden Säulen des Herkules. Wir erwandern uns Gibraltar, auf Pfaden, die selten begangen werden. Zum höchsten Punkt, von Osten kommend, hinauf über die atemberaubend schönen »Mediterranean steps«, hinab über die steilen Treppen der »Charles the Vth wall«, vorbei an, oder über, Horden von freundlichen Makaken steigend, die nach unseren Vorräten trachten. Eine weitere Tour führt uns rund um den Felsen, zu Fuß, und durch den für Fußgänger verbotenen, unheimlich dunklen »Dudley Ward tunnel«. Ein Einheimischer Jogger gab uns den Tip, die Verbotsschilder einfach zu übersehen, so wie er, seit zwanzig Jahren… Erfrischungen bekommen wir jeweils auf der »SY SASSOON«, neue Freunde aus Australien, die wie wir, demnächst über den Atlantik wollen. Intensive Gespräche drehen sich um Alles, und um das Wetter. Sie wollen auch bald weiter, auf keinen Fall hängenbleiben, wie so viele hier. Es ist bequem hier in Gibraltar, nicht zu teuer, die Versorgungslage sehr gut, bis hin zum verlässlichen Internetanschluss von »Gibtel«…
Aber: Der hochoktanige Straßenverkehr kostet Nerven. Neben hunderttausend Scootern gehören hochgezüchteten Motorrädern und der neue Range Rover zur Standartausrüstung. Ein Mietwagen hat keinen Zweck, denn ein Parkplatz für die Nacht wäre »unavailable«. Es ist heiß in der Stadt, stickig und feucht, die alten Gemäuer gammeln vor sich hin, meist riecht es schimmlig, oder nach Abwasser. Draußen auf Reede liegen hundert Handelsschiffe und stoßen schwefelige Abgase aus, die gelblich über die Stadt wabern, ein wenig wie in Venedig, aber weniger romantisch. In der Marina treibt Unrat und ein feiner Ölfilm, der nach Diesel riecht. Neuere Architektur gibt es auch, die die alten Mauern überwuchert wie ein bösartiger Krebs. Baulärm dröhnt über die Stadt, von Presslufthämmern und gewaltigen Rammen. Ein guter Teil der meist unsäglich schlecht gemachten Neubauten steht auf aufgeschüttetem Meeresgrund, außerhalb der alten Befestigungen aus der Zeit Nelsons. Eine Wohnwabe hier mit Blick, und ein gut bezahlter Job, als Projektleiter vielleicht? Bitte nicht. Viele Einheimische wirken gestresst. Das Smartphone am Ohr, ein Namensschild am »white collar«, eine swipe card am Gürtel, feine Krawatten, englische Lederschuhe, so eilen sie im Geschwindschritt durch die Gassen. Gibraltar ist ein Ort, an dem Geschäfte gemacht werden, schnell und effektiv. Die »Gaming Industry« ist stark vertreten hier, so erzählt man uns. Aha. Die sozialen Unterschiede sind groß. Das Spektrum reicht von den ein wenig arrogant wirkenden Engländern zu den Spanisch sprechenden Bediensteten, dazwischen alteingesessene, die sich mit Hilfe eines kuriosen, schwer verständlichen Gebräus aus English und Spanisch verständigen.
Gestern Abend war dann noch, ganz plötzlich, wie aus heiterem Himmel das Wetter English. In der Queensway Quay Marina sah man die Hand vor Augen nicht. Dichter Nebel und alles nass… Also nichts wie weg. Morgen, Donnerstag, den 01. September, nach Tagesanbruch und einer spannenden Woche Gibraltar. Die Wetteranalyse zeigt starke Ostwinde für 24h, die uns mit Wucht durch die Meerenge treiben sollten, danach Flaute. Das Azorenhoch liegt in den nächsten Tagen nicht dort wo es hingehört. Das stört die normalerweise vorherrschende gleichmäßige Strömung aus Nord. Wir planen deshalb, zunächst Kurs auf Madeira zu nehmen. Etwas mehr Wind und etwas bessere Windwinkel legen das nahe. Und: Madeira klingt gut.
Mit herzlichen Grüßen von B und M / SY VERA /
1-Gibraltar »Mainstreet«

2-Die »Mediterranean steps«

3-Faule Affen auf der »Charles the Vth wall«

4-Die »Charles the Vth wall«

5 - Frachtschiffe auf Reede, unten die »Queensway Quay Marina«

6 - VERA in der »Queensway Quay Marina«

Gibraltar: Ein merkwürdiger Ort, voll bizarrer Brüche, Narben und Geschichten. Mächtige Befestigungsanlagen, die aus dem Fels heraus zu wachsen scheinen, Geschützbettungen überall, titanische Waffen auf drehbaren Lafetten. Die Altstadt dahinter, altenglisch, ohne Abstriche, aber voller Touristen auf der »Mainstreet«. Perfekten »Fish and Chips« gibt es beim »Angry Friar«, einem ehrwürdigen »Inn« wie aus dem Bilderbuch. Hinter der Altstadt der markante, blonde Felsen, eine der beiden Säulen des Herkules. Wir erwandern uns Gibraltar, auf Pfaden, die selten begangen werden. Zum höchsten Punkt, von Osten kommend, hinauf über die atemberaubend schönen »Mediterranean steps«, hinab über die steilen Treppen der »Charles the Vth wall«, vorbei an, oder über, Horden von freundlichen Makaken steigend, die nach unseren Vorräten trachten. Eine weitere Tour führt uns rund um den Felsen, zu Fuß, und durch den für Fußgänger verbotenen, unheimlich dunklen »Dudley Ward tunnel«. Ein Einheimischer Jogger gab uns den Tip, die Verbotsschilder einfach zu übersehen, so wie er, seit zwanzig Jahren… Erfrischungen bekommen wir jeweils auf der »SY SASSOON«, neue Freunde aus Australien, die wie wir, demnächst über den Atlantik wollen. Intensive Gespräche drehen sich um Alles, und um das Wetter. Sie wollen auch bald weiter, auf keinen Fall hängenbleiben, wie so viele hier. Es ist bequem hier in Gibraltar, nicht zu teuer, die Versorgungslage sehr gut, bis hin zum verlässlichen Internetanschluss von »Gibtel«…
Aber: Der hochoktanige Straßenverkehr kostet Nerven. Neben hunderttausend Scootern gehören hochgezüchteten Motorrädern und der neue Range Rover zur Standartausrüstung. Ein Mietwagen hat keinen Zweck, denn ein Parkplatz für die Nacht wäre »unavailable«. Es ist heiß in der Stadt, stickig und feucht, die alten Gemäuer gammeln vor sich hin, meist riecht es schimmlig, oder nach Abwasser. Draußen auf Reede liegen hundert Handelsschiffe und stoßen schwefelige Abgase aus, die gelblich über die Stadt wabern, ein wenig wie in Venedig, aber weniger romantisch. In der Marina treibt Unrat und ein feiner Ölfilm, der nach Diesel riecht. Neuere Architektur gibt es auch, die die alten Mauern überwuchert wie ein bösartiger Krebs. Baulärm dröhnt über die Stadt, von Presslufthämmern und gewaltigen Rammen. Ein guter Teil der meist unsäglich schlecht gemachten Neubauten steht auf aufgeschüttetem Meeresgrund, außerhalb der alten Befestigungen aus der Zeit Nelsons. Eine Wohnwabe hier mit Blick, und ein gut bezahlter Job, als Projektleiter vielleicht? Bitte nicht. Viele Einheimische wirken gestresst. Das Smartphone am Ohr, ein Namensschild am »white collar«, eine swipe card am Gürtel, feine Krawatten, englische Lederschuhe, so eilen sie im Geschwindschritt durch die Gassen. Gibraltar ist ein Ort, an dem Geschäfte gemacht werden, schnell und effektiv. Die »Gaming Industry« ist stark vertreten hier, so erzählt man uns. Aha. Die sozialen Unterschiede sind groß. Das Spektrum reicht von den ein wenig arrogant wirkenden Engländern zu den Spanisch sprechenden Bediensteten, dazwischen alteingesessene, die sich mit Hilfe eines kuriosen, schwer verständlichen Gebräus aus English und Spanisch verständigen.
Gestern Abend war dann noch, ganz plötzlich, wie aus heiterem Himmel das Wetter English. In der Queensway Quay Marina sah man die Hand vor Augen nicht. Dichter Nebel und alles nass… Also nichts wie weg. Morgen, Donnerstag, den 01. September, nach Tagesanbruch und einer spannenden Woche Gibraltar. Die Wetteranalyse zeigt starke Ostwinde für 24h, die uns mit Wucht durch die Meerenge treiben sollten, danach Flaute. Das Azorenhoch liegt in den nächsten Tagen nicht dort wo es hingehört. Das stört die normalerweise vorherrschende gleichmäßige Strömung aus Nord. Wir planen deshalb, zunächst Kurs auf Madeira zu nehmen. Etwas mehr Wind und etwas bessere Windwinkel legen das nahe. Und: Madeira klingt gut.
Mit herzlichen Grüßen von B und M / SY VERA /
1-Gibraltar »Mainstreet«

2-Die »Mediterranean steps«

3-Faule Affen auf der »Charles the Vth wall«

4-Die »Charles the Vth wall«

5 - Frachtschiffe auf Reede, unten die »Queensway Quay Marina«

6 - VERA in der »Queensway Quay Marina«
